Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.60. Vergeistigen die Welt ist geistiges Ergetzen, Doch ein entsetzliches, sie nur durch Geist zersetzen. Schad' um die schöne Welt, wenn sie hinweg nur thaut Der Geist, und nicht daraus mir eine schönre baut; Wie Wintersonnenstral Frostblumen nur zerthauen, Doch Frühlingsblumen nicht kann wecken auf den Auen. 61. Ein ganzer Frühling wächst mit einmal aus der Erden; Was Menschen wirken, kann nur Eins ums Andre werden. Doch wer beim Wirken fest hält einen Gotteshauch, Des Einzles wird zuletzt ein ganzer Frühling auch. 3*
60. Vergeiſtigen die Welt iſt geiſtiges Ergetzen, Doch ein entſetzliches, ſie nur durch Geiſt zerſetzen. Schad' um die ſchoͤne Welt, wenn ſie hinweg nur thaut Der Geiſt, und nicht daraus mir eine ſchoͤnre baut; Wie Winterſonnenſtral Froſtblumen nur zerthauen, Doch Fruͤhlingsblumen nicht kann wecken auf den Auen. 61. Ein ganzer Fruͤhling waͤchſt mit einmal aus der Erden; Was Menſchen wirken, kann nur Eins ums Andre werden. Doch wer beim Wirken feſt haͤlt einen Gotteshauch, Des Einzles wird zuletzt ein ganzer Fruͤhling auch. 3*
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60.
Vergeiſtigen die Welt iſt geiſtiges Ergetzen,
Doch ein entſetzliches, ſie nur durch Geiſt zerſetzen.
Schad' um die ſchoͤne Welt, wenn ſie hinweg nur thaut
Der Geiſt, und nicht daraus mir eine ſchoͤnre baut;
Wie Winterſonnenſtral Froſtblumen nur zerthauen,
Doch Fruͤhlingsblumen nicht kann wecken auf den Auen.
61.
Ein ganzer Fruͤhling waͤchſt mit einmal aus der Erden;
Was Menſchen wirken, kann nur Eins ums Andre werden.
Doch wer beim Wirken feſt haͤlt einen Gotteshauch,
Des Einzles wird zuletzt ein ganzer Fruͤhling auch.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/61>, abgerufen am 05.07.2024. |