Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.44. Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide, Es thuts nur sich zur Luft, es thuts nicht ihm zu Leide. Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwackt Ein Flöckchen Wolle nur, es ward davon nicht nackt. Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest; Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Nest. Sie sprach: Thu auf die Hand, und gib das Flöckchen mir, Und ist mein Nest gebaut, sing' ich zum Danke dir. Er gab, sie nahm und baut', und als sie nun gesungen, Da ist am Rosendorn vor Luft die Ros' entsprungen. 44. Den Roſenzweig benagt ein Laͤmmchen auf der Weide, Es thuts nur ſich zur Luft, es thuts nicht ihm zu Leide. Dafuͤr hat Roſendorn dem Laͤmmchen abgezwackt Ein Floͤckchen Wolle nur, es ward davon nicht nackt. Das Floͤckchen hielt der Dorn in ſcharfen Fingern feſt; Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Neſt. Sie ſprach: Thu auf die Hand, und gib das Floͤckchen mir, Und iſt mein Neſt gebaut, ſing' ich zum Danke dir. Er gab, ſie nahm und baut', und als ſie nun geſungen, Da iſt am Roſendorn vor Luft die Roſ' entſprungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0262" n="252"/> <div n="2"> <head>44.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den Roſenzweig benagt ein Laͤmmchen auf der Weide,</l><lb/> <l>Es thuts nur ſich zur Luft, es thuts nicht ihm zu Leide.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dafuͤr hat Roſendorn dem Laͤmmchen abgezwackt</l><lb/> <l>Ein Floͤckchen Wolle nur, es ward davon nicht nackt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Floͤckchen hielt der Dorn in ſcharfen Fingern feſt;</l><lb/> <l>Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Neſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sie ſprach: Thu auf die Hand, und gib das Floͤckchen mir,</l><lb/> <l>Und iſt mein Neſt gebaut, ſing' ich zum Danke dir.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er gab, ſie nahm und baut', und als ſie nun geſungen,</l><lb/> <l>Da iſt am Roſendorn vor Luft die Roſ' entſprungen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [252/0262]
44.
Den Roſenzweig benagt ein Laͤmmchen auf der Weide,
Es thuts nur ſich zur Luft, es thuts nicht ihm zu Leide.
Dafuͤr hat Roſendorn dem Laͤmmchen abgezwackt
Ein Floͤckchen Wolle nur, es ward davon nicht nackt.
Das Floͤckchen hielt der Dorn in ſcharfen Fingern feſt;
Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Neſt.
Sie ſprach: Thu auf die Hand, und gib das Floͤckchen mir,
Und iſt mein Neſt gebaut, ſing' ich zum Danke dir.
Er gab, ſie nahm und baut', und als ſie nun geſungen,
Da iſt am Roſendorn vor Luft die Roſ' entſprungen.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/262>, abgerufen am 27.07.2024. |