Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.88. Ich weiß vier Wissende, ein fünfter geht mit drein; Die viere wissen nichts, der fünfte weiß allein. Der eine weiß zum Ruhm, der andre zum Genuß, Der dritte zum Erwerb, der vierte zum Verdruß. Der fünfte weiß nicht, was, woher, wozu ers weiß, Stralt Wärm' aus wie die Sonn', und wird ihm selbst nicht heiß. 89. Sie haben mich gelobt, und mich dadurch beschämt; Getadelt haben sie, und meinen Muth gelähmt. Entweder haben sie mir Lob und Tadel schlecht Gegeben, oder ich genommen es nicht recht. Ein stärkendes Gefühl soll Lob und Tadel geben, Daß etwas ist erreicht, und mehr noch anzustreben. 88. Ich weiß vier Wiſſende, ein fuͤnfter geht mit drein; Die viere wiſſen nichts, der fuͤnfte weiß allein. Der eine weiß zum Ruhm, der andre zum Genuß, Der dritte zum Erwerb, der vierte zum Verdruß. Der fuͤnfte weiß nicht, was, woher, wozu ers weiß, Stralt Waͤrm' aus wie die Sonn', und wird ihm ſelbſt nicht heiß. 89. Sie haben mich gelobt, und mich dadurch beſchaͤmt; Getadelt haben ſie, und meinen Muth gelaͤhmt. Entweder haben ſie mir Lob und Tadel ſchlecht Gegeben, oder ich genommen es nicht recht. Ein ſtaͤrkendes Gefuͤhl ſoll Lob und Tadel geben, Daß etwas iſt erreicht, und mehr noch anzuſtreben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0206" n="196"/> <div n="2"> <head>88.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich weiß vier Wiſſende, ein fuͤnfter geht mit drein;</l><lb/> <l>Die viere wiſſen nichts, der fuͤnfte weiß allein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der eine weiß zum Ruhm, der andre zum Genuß,</l><lb/> <l>Der dritte zum Erwerb, der vierte zum Verdruß.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der fuͤnfte weiß nicht, was, woher, wozu ers weiß,</l><lb/> <l>Stralt Waͤrm' aus wie die Sonn', und wird ihm ſelbſt nicht heiß.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>89.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sie haben mich gelobt, und mich dadurch beſchaͤmt;</l><lb/> <l>Getadelt haben ſie, und meinen Muth gelaͤhmt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Entweder haben ſie mir Lob und Tadel ſchlecht</l><lb/> <l>Gegeben, oder ich genommen es nicht recht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ein ſtaͤrkendes Gefuͤhl ſoll Lob und Tadel geben,</l><lb/> <l>Daß etwas iſt erreicht, und mehr noch anzuſtreben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [196/0206]
88.
Ich weiß vier Wiſſende, ein fuͤnfter geht mit drein;
Die viere wiſſen nichts, der fuͤnfte weiß allein.
Der eine weiß zum Ruhm, der andre zum Genuß,
Der dritte zum Erwerb, der vierte zum Verdruß.
Der fuͤnfte weiß nicht, was, woher, wozu ers weiß,
Stralt Waͤrm' aus wie die Sonn', und wird ihm ſelbſt nicht heiß.
89.
Sie haben mich gelobt, und mich dadurch beſchaͤmt;
Getadelt haben ſie, und meinen Muth gelaͤhmt.
Entweder haben ſie mir Lob und Tadel ſchlecht
Gegeben, oder ich genommen es nicht recht.
Ein ſtaͤrkendes Gefuͤhl ſoll Lob und Tadel geben,
Daß etwas iſt erreicht, und mehr noch anzuſtreben.
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