Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.7. Mein Sohn, du sollst dich nur auf Straßen und auf Gassen, Sehn mit ehrbaren, mit geehrten Leuten lassen. Die halbe Ehr' ist dein, wenn man sich neigt vor ihnen; Am Ende lernest du die ganze selbst verdienen. 8. Beglückt, wer alles nicht muß durch sich selber werden, Sich nur anbilden darf vorbildliche Geberden; Wer einen Vater hat, wer einen Lehrer findet, Ein Muster, daran ihn Lieb' und Nachahmung bindet. Er rankt daran empor mit unbewußtem Fleiß, Und ist geworden gut und edel, eh ers weiß. Und fühlt er dann, wozu Beruf und Pflicht ihn treiben, Darf er bewußt, was unbewußt er ward, nur bleiben. 7. Mein Sohn, du ſollſt dich nur auf Straßen und auf Gaſſen, Sehn mit ehrbaren, mit geehrten Leuten laſſen. Die halbe Ehr' iſt dein, wenn man ſich neigt vor ihnen; Am Ende lerneſt du die ganze ſelbſt verdienen. 8. Begluͤckt, wer alles nicht muß durch ſich ſelber werden, Sich nur anbilden darf vorbildliche Geberden; Wer einen Vater hat, wer einen Lehrer findet, Ein Muſter, daran ihn Lieb' und Nachahmung bindet. Er rankt daran empor mit unbewußtem Fleiß, Und iſt geworden gut und edel, eh ers weiß. Und fuͤhlt er dann, wozu Beruf und Pflicht ihn treiben, Darf er bewußt, was unbewußt er ward, nur bleiben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0150" n="140"/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mein Sohn, du ſollſt dich nur auf Straßen und auf Gaſſen,</l><lb/> <l>Sehn mit ehrbaren, mit geehrten Leuten laſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die halbe Ehr' iſt dein, wenn man ſich neigt vor ihnen;</l><lb/> <l>Am Ende lerneſt du die ganze ſelbſt verdienen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Begluͤckt, wer alles nicht muß durch ſich ſelber werden,</l><lb/> <l>Sich nur anbilden darf vorbildliche Geberden;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer einen Vater hat, wer einen Lehrer findet,</l><lb/> <l>Ein Muſter, daran ihn Lieb' und Nachahmung bindet.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Er rankt daran empor mit unbewußtem Fleiß,</l><lb/> <l>Und iſt geworden gut und edel, eh ers weiß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und fuͤhlt er dann, wozu Beruf und Pflicht ihn treiben,</l><lb/> <l>Darf er bewußt, was unbewußt er ward, nur bleiben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [140/0150]
7.
Mein Sohn, du ſollſt dich nur auf Straßen und auf Gaſſen,
Sehn mit ehrbaren, mit geehrten Leuten laſſen.
Die halbe Ehr' iſt dein, wenn man ſich neigt vor ihnen;
Am Ende lerneſt du die ganze ſelbſt verdienen.
8.
Begluͤckt, wer alles nicht muß durch ſich ſelber werden,
Sich nur anbilden darf vorbildliche Geberden;
Wer einen Vater hat, wer einen Lehrer findet,
Ein Muſter, daran ihn Lieb' und Nachahmung bindet.
Er rankt daran empor mit unbewußtem Fleiß,
Und iſt geworden gut und edel, eh ers weiß.
Und fuͤhlt er dann, wozu Beruf und Pflicht ihn treiben,
Darf er bewußt, was unbewußt er ward, nur bleiben.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/150>, abgerufen am 05.07.2024. |