Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.23. Ein Edler auf Besuch kam zu dem Thor des Andern, Und zur Anmeldung ließ hinein dis Blatt er wandern: Ist Eintritt mir gewährt? Ich komme wie die Feder, Die herführt jeder Wind, und weiter führet jeder. Und jener schrieb heraus: Zum Eintritt nicht gereicht Wird die Erlaubnis dir, du machtest dich zu leicht. Und jener schrieb hinein: Ich komme wie der Stein, Wo der ins Wasser fällt, da bleibt er liegen fein. Und jener schrieb hinaus: Erlaubnis nimmermehr Wird dir zum Eintritt hier, du machtest dich zu schwer. Und jener schrieb hinein: Ich komme wie der Reiter, Der, wo er sein Geschäft gethan hat, reitet weiter. Und jener rief hinaus: Das ist ein wahres Wort; Thürhüter, laß mir ein den edlen Gast sofort! 23. Ein Edler auf Beſuch kam zu dem Thor des Andern, Und zur Anmeldung ließ hinein dis Blatt er wandern: Iſt Eintritt mir gewaͤhrt? Ich komme wie die Feder, Die herfuͤhrt jeder Wind, und weiter fuͤhret jeder. Und jener ſchrieb heraus: Zum Eintritt nicht gereicht Wird die Erlaubnis dir, du machteſt dich zu leicht. Und jener ſchrieb hinein: Ich komme wie der Stein, Wo der ins Waſſer faͤllt, da bleibt er liegen fein. Und jener ſchrieb hinaus: Erlaubnis nimmermehr Wird dir zum Eintritt hier, du machteſt dich zu ſchwer. Und jener ſchrieb hinein: Ich komme wie der Reiter, Der, wo er ſein Geſchaͤft gethan hat, reitet weiter. Und jener rief hinaus: Das iſt ein wahres Wort; Thuͤrhuͤter, laß mir ein den edlen Gaſt ſofort! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0124" n="114"/> <div n="2"> <head>23.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Edler auf Beſuch kam zu dem Thor des Andern,</l><lb/> <l>Und zur Anmeldung ließ hinein dis Blatt er wandern:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Iſt Eintritt mir gewaͤhrt? Ich komme wie die Feder,</l><lb/> <l>Die herfuͤhrt jeder Wind, und weiter fuͤhret jeder.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und jener ſchrieb heraus: Zum Eintritt nicht gereicht</l><lb/> <l>Wird die Erlaubnis dir, du machteſt dich zu leicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und jener ſchrieb hinein: Ich komme wie der Stein,</l><lb/> <l>Wo der ins Waſſer faͤllt, da bleibt er liegen fein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und jener ſchrieb hinaus: Erlaubnis nimmermehr</l><lb/> <l>Wird dir zum Eintritt hier, du machteſt dich zu ſchwer.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und jener ſchrieb hinein: Ich komme wie der Reiter,</l><lb/> <l>Der, wo er ſein Geſchaͤft gethan hat, reitet weiter.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und jener rief hinaus: Das iſt ein wahres Wort;</l><lb/> <l>Thuͤrhuͤter, laß mir ein den edlen Gaſt ſofort!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
23.
Ein Edler auf Beſuch kam zu dem Thor des Andern,
Und zur Anmeldung ließ hinein dis Blatt er wandern:
Iſt Eintritt mir gewaͤhrt? Ich komme wie die Feder,
Die herfuͤhrt jeder Wind, und weiter fuͤhret jeder.
Und jener ſchrieb heraus: Zum Eintritt nicht gereicht
Wird die Erlaubnis dir, du machteſt dich zu leicht.
Und jener ſchrieb hinein: Ich komme wie der Stein,
Wo der ins Waſſer faͤllt, da bleibt er liegen fein.
Und jener ſchrieb hinaus: Erlaubnis nimmermehr
Wird dir zum Eintritt hier, du machteſt dich zu ſchwer.
Und jener ſchrieb hinein: Ich komme wie der Reiter,
Der, wo er ſein Geſchaͤft gethan hat, reitet weiter.
Und jener rief hinaus: Das iſt ein wahres Wort;
Thuͤrhuͤter, laß mir ein den edlen Gaſt ſofort!
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/124>, abgerufen am 25.07.2024. |