Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.8. Der Fürst ritt auf die Jagd, und ward durch ein Gewitter Getrennt vom stattlichen Geleite seiner Ritter. Er fand zum erstenmal, woran er nie gedacht, Ohnmächtig selber sich in eines Höhern Macht. Ihm war nun Heer und Hof und Herrschaft ohne Nutz, Er suchte gegen Sturm im offnen Felde Schutz. Er spähte weit umher, und sah mit halber Freude Zuletzt ein ländliches unscheinbares Gebäude. Mit Unmuth trat er ein ins niedre Hüttendach; Mit seiner Tochter saß ein Vater im Gemach. Der alte Vater herb, ein Landmann starr und spröde, Die junge Tochter mild, ein Landkind hold und blöde; Alsob ein alter Dorn mit rauhbemoos'tem Nacken Die schönste Rose trüg' als Schmuck an seinen Zacken. 8. Der Fuͤrſt ritt auf die Jagd, und ward durch ein Gewitter Getrennt vom ſtattlichen Geleite ſeiner Ritter. Er fand zum erſtenmal, woran er nie gedacht, Ohnmaͤchtig ſelber ſich in eines Hoͤhern Macht. Ihm war nun Heer und Hof und Herrſchaft ohne Nutz, Er ſuchte gegen Sturm im offnen Felde Schutz. Er ſpaͤhte weit umher, und ſah mit halber Freude Zuletzt ein laͤndliches unſcheinbares Gebaͤude. Mit Unmuth trat er ein ins niedre Huͤttendach; Mit ſeiner Tochter ſaß ein Vater im Gemach. Der alte Vater herb, ein Landmann ſtarr und ſproͤde, Die junge Tochter mild, ein Landkind hold und bloͤde; Alsob ein alter Dorn mit rauhbemooſ'tem Nacken Die ſchoͤnſte Roſe truͤg' als Schmuck an ſeinen Zacken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0101" n="91"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Fuͤrſt ritt auf die Jagd, und ward durch ein Gewitter</l><lb/> <l>Getrennt vom ſtattlichen Geleite ſeiner Ritter.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er fand zum erſtenmal, woran er nie gedacht,</l><lb/> <l>Ohnmaͤchtig ſelber ſich in eines Hoͤhern Macht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihm war nun Heer und Hof und Herrſchaft ohne Nutz,</l><lb/> <l>Er ſuchte gegen Sturm im offnen Felde Schutz.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er ſpaͤhte weit umher, und ſah mit halber Freude</l><lb/> <l>Zuletzt ein laͤndliches unſcheinbares Gebaͤude.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Mit Unmuth trat er ein ins niedre Huͤttendach;</l><lb/> <l>Mit ſeiner Tochter ſaß ein Vater im Gemach.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der alte Vater herb, ein Landmann ſtarr und ſproͤde,</l><lb/> <l>Die junge Tochter mild, ein Landkind hold und bloͤde;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Alsob ein alter Dorn mit rauhbemooſ'tem Nacken</l><lb/> <l>Die ſchoͤnſte Roſe truͤg' als Schmuck an ſeinen Zacken.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0101]
8.
Der Fuͤrſt ritt auf die Jagd, und ward durch ein Gewitter
Getrennt vom ſtattlichen Geleite ſeiner Ritter.
Er fand zum erſtenmal, woran er nie gedacht,
Ohnmaͤchtig ſelber ſich in eines Hoͤhern Macht.
Ihm war nun Heer und Hof und Herrſchaft ohne Nutz,
Er ſuchte gegen Sturm im offnen Felde Schutz.
Er ſpaͤhte weit umher, und ſah mit halber Freude
Zuletzt ein laͤndliches unſcheinbares Gebaͤude.
Mit Unmuth trat er ein ins niedre Huͤttendach;
Mit ſeiner Tochter ſaß ein Vater im Gemach.
Der alte Vater herb, ein Landmann ſtarr und ſproͤde,
Die junge Tochter mild, ein Landkind hold und bloͤde;
Alsob ein alter Dorn mit rauhbemooſ'tem Nacken
Die ſchoͤnſte Roſe truͤg' als Schmuck an ſeinen Zacken.
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