Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite
Sieben und vierzigster Brief.

Hier sind Briefe aus Hamburg. Als die auf
die Post gegeben wurden, waren unsere Beiden
schon auf der Ostsee. Jetzt sind sie vielleicht auch
von Koppenhagen schon wieder abgereis't, und auf
dem Wege nach Norwegen. Sie wollen bis Tor-
nen. Jch fürchte nur, daß sie mit der schönen
Jahrszeit nicht völlig mehr ausreichen. Jn Tor-
nen hätten sie am Ende des Junius billig eintref-
fen sollen, damit sie das große Schauspiel einer
nordischen Mitternacht, von der Sonne vergol-
det, in seiner ganzen Pracht gesehen hätten. Auf
die Berichte von dorther freue ich mich. Die wer-
den wir aber wohl erst mündlich, oder wenig-
stens dann erhalten, wenn die beiden uns schon
wieder näher sind. Sie machen eine recht nei-
denswerthe Reise.

Mein kleines Häuflein hat sich seit meinem letz-
ten Briefe wieder um ein Schäfchen vermehrt.
Einige Tage nach unserm Ball ließ sich Bruno

Sieben und vierzigſter Brief.

Hier ſind Briefe aus Hamburg. Als die auf
die Poſt gegeben wurden, waren unſere Beiden
ſchon auf der Oſtſee. Jetzt ſind ſie vielleicht auch
von Koppenhagen ſchon wieder abgereiſ’t, und auf
dem Wege nach Norwegen. Sie wollen bis Tor-
nen. Jch fürchte nur, daß ſie mit der ſchönen
Jahrszeit nicht völlig mehr ausreichen. Jn Tor-
nen hätten ſie am Ende des Junius billig eintref-
fen ſollen, damit ſie das große Schauſpiel einer
nordiſchen Mitternacht, von der Sonne vergol-
det, in ſeiner ganzen Pracht geſehen hätten. Auf
die Berichte von dorther freue ich mich. Die wer-
den wir aber wohl erſt mündlich, oder wenig-
ſtens dann erhalten, wenn die beiden uns ſchon
wieder näher ſind. Sie machen eine recht nei-
denswerthe Reiſe.

Mein kleines Häuflein hat ſich ſeit meinem letz-
ten Briefe wieder um ein Schäfchen vermehrt.
Einige Tage nach unſerm Ball ließ ſich Bruno

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0094" n="86"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Sieben und vierzig&#x017F;ter Brief.</hi> </head><lb/>
          <p>Hier &#x017F;ind Briefe aus Hamburg. Als die auf<lb/>
die Po&#x017F;t gegeben wurden, waren un&#x017F;ere Beiden<lb/>
&#x017F;chon auf der O&#x017F;t&#x017F;ee. Jetzt &#x017F;ind &#x017F;ie vielleicht auch<lb/>
von Koppenhagen &#x017F;chon wieder abgerei&#x017F;&#x2019;t, und auf<lb/>
dem Wege nach Norwegen. Sie wollen bis Tor-<lb/>
nen. Jch fürchte nur, daß &#x017F;ie mit der &#x017F;chönen<lb/>
Jahrszeit nicht völlig mehr ausreichen. Jn Tor-<lb/>
nen hätten &#x017F;ie am Ende des Junius billig eintref-<lb/>
fen &#x017F;ollen, damit &#x017F;ie das große Schau&#x017F;piel einer<lb/>
nordi&#x017F;chen Mitternacht, von der Sonne vergol-<lb/>
det, in &#x017F;einer ganzen Pracht ge&#x017F;ehen hätten. Auf<lb/>
die Berichte von dorther freue ich mich. Die wer-<lb/>
den wir aber wohl er&#x017F;t mündlich, oder wenig-<lb/>
&#x017F;tens dann erhalten, wenn die beiden uns &#x017F;chon<lb/>
wieder näher &#x017F;ind. Sie machen eine recht nei-<lb/>
denswerthe Rei&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Mein kleines Häuflein hat &#x017F;ich &#x017F;eit meinem letz-<lb/>
ten Briefe wieder um ein Schäfchen vermehrt.<lb/>
Einige Tage nach un&#x017F;erm Ball ließ &#x017F;ich Bruno<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0094] Sieben und vierzigſter Brief. Hier ſind Briefe aus Hamburg. Als die auf die Poſt gegeben wurden, waren unſere Beiden ſchon auf der Oſtſee. Jetzt ſind ſie vielleicht auch von Koppenhagen ſchon wieder abgereiſ’t, und auf dem Wege nach Norwegen. Sie wollen bis Tor- nen. Jch fürchte nur, daß ſie mit der ſchönen Jahrszeit nicht völlig mehr ausreichen. Jn Tor- nen hätten ſie am Ende des Junius billig eintref- fen ſollen, damit ſie das große Schauſpiel einer nordiſchen Mitternacht, von der Sonne vergol- det, in ſeiner ganzen Pracht geſehen hätten. Auf die Berichte von dorther freue ich mich. Die wer- den wir aber wohl erſt mündlich, oder wenig- ſtens dann erhalten, wenn die beiden uns ſchon wieder näher ſind. Sie machen eine recht nei- denswerthe Reiſe. Mein kleines Häuflein hat ſich ſeit meinem letz- ten Briefe wieder um ein Schäfchen vermehrt. Einige Tage nach unſerm Ball ließ ſich Bruno

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/94
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/94>, abgerufen am 23.11.2024.