Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.mir ein Tischchen und einen Sessel stellen lassen. (11)
mir ein Tiſchchen und einen Seſſel ſtellen laſſen. (11)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="81"/> mir ein Tiſchchen und einen Seſſel ſtellen laſſen.<lb/> Erſt habe ich mit unſern Kindern und den Dorf-<lb/> leuten unſerm Pfarrer Garben binden helfen.<lb/> Wir banden die erſten. Die Arbeiter brachten uns<lb/> Aehrenkränze mit Roſen und Cyanen durchflochten.<lb/> Wir theilten Brot und Erfriſchungen aus. Die<lb/> Kinder mit ihren Kränzen auf den Hüten binden<lb/> fort, ſo lange ſie mögen. Das Landvolk jauch-<lb/> zet, die Kinder ſingen Erntelieder. Der Pfar-<lb/> rer arbeitet mit; Deborah bereitet den Mähern<lb/> und Binderinnen das Abendeſſen, welches wir,<lb/> wenn es heut Abend nicht zu kühl wird, mit den<lb/> Andern hier auf dem Felde verzehren. Dieſen<lb/> Morgen las ich mit den Kindern das Eleuſiſche<lb/> Feſt von Schiller. Wir hatten unſere poetiſche<lb/> Stunde hier im Freien unter einer weitſchatten-<lb/> den Eiche, dicht am Felde wo angemähet werden<lb/> ſollte. Der Pfarrer ſelbſt nahm heute Theil.<lb/> Alles ward mit mir begeiſtert, als ich anfing:<lb/> „Windet zum Kranze die goldenen Aehren, flech-<lb/> tet auch blaue Cyanen hinein; Freude ſoll jedes<lb/> Auge verklären. u. ſ. w.‟ Wir alle waren vom<lb/> Stücke ergriffen, als ſähen wir die Ernte - Göt-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">(11)</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0089]
mir ein Tiſchchen und einen Seſſel ſtellen laſſen.
Erſt habe ich mit unſern Kindern und den Dorf-
leuten unſerm Pfarrer Garben binden helfen.
Wir banden die erſten. Die Arbeiter brachten uns
Aehrenkränze mit Roſen und Cyanen durchflochten.
Wir theilten Brot und Erfriſchungen aus. Die
Kinder mit ihren Kränzen auf den Hüten binden
fort, ſo lange ſie mögen. Das Landvolk jauch-
zet, die Kinder ſingen Erntelieder. Der Pfar-
rer arbeitet mit; Deborah bereitet den Mähern
und Binderinnen das Abendeſſen, welches wir,
wenn es heut Abend nicht zu kühl wird, mit den
Andern hier auf dem Felde verzehren. Dieſen
Morgen las ich mit den Kindern das Eleuſiſche
Feſt von Schiller. Wir hatten unſere poetiſche
Stunde hier im Freien unter einer weitſchatten-
den Eiche, dicht am Felde wo angemähet werden
ſollte. Der Pfarrer ſelbſt nahm heute Theil.
Alles ward mit mir begeiſtert, als ich anfing:
„Windet zum Kranze die goldenen Aehren, flech-
tet auch blaue Cyanen hinein; Freude ſoll jedes
Auge verklären. u. ſ. w.‟ Wir alle waren vom
Stücke ergriffen, als ſähen wir die Ernte - Göt-
(11)
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