manches Gedichts. Die Bürgschaft, und noch mehr die Kraniche des Jbikus führten uns neu- lich recht tief ins graue Alterthum. Der tragi- sche Geist der Griechen hat einen unglaublichen Reiz für sie. Alles was sie darüber hört, regt ihre Begierde nur immer lebendiger auf. So bald unsere drei andern reif genug sind, will un- ser Freund Willich ihnen und Betty auf meine Bitte eine Vorlesung über die alte Geschichte halten, woran er jetzt schon arbeitet. An einem Buche über alte Geschichte, das für unser Ge- schlecht tauglich ist, fehlt es so ganz. Aber ich habe sonst meine Klage hierüber schon vor Dir ausgeschüttet.
Dieser Mann, dem der weibliche Sinn so hei- lig ist, wird vielleicht dem Bedürfniß nach Wunsch abhelfen. Unterdessen erzähle ich Betty in Bruch- stücken, was ihr Freude macht, so wie ich es den andern gethan und noch thue, und nehme aus den Büchern, die da sind, das Brauchbare. Bo- tanisirt wird auch diesen Sommer wieder. -- Von dem, was sie Deutsches für sich lesen, müssen sie mir gute Auszüge liefern. Was ihnen in ihrer
manches Gedichts. Die Bürgſchaft, und noch mehr die Kraniche des Jbikus führten uns neu- lich recht tief ins graue Alterthum. Der tragi- ſche Geiſt der Griechen hat einen unglaublichen Reiz für ſie. Alles was ſie darüber hört, regt ihre Begierde nur immer lebendiger auf. So bald unſere drei andern reif genug ſind, will un- ſer Freund Willich ihnen und Betty auf meine Bitte eine Vorleſung über die alte Geſchichte halten, woran er jetzt ſchon arbeitet. An einem Buche über alte Geſchichte, das für unſer Ge- ſchlecht tauglich iſt, fehlt es ſo ganz. Aber ich habe ſonſt meine Klage hierüber ſchon vor Dir ausgeſchüttet.
Dieſer Mann, dem der weibliche Sinn ſo hei- lig iſt, wird vielleicht dem Bedürfniß nach Wunſch abhelfen. Unterdeſſen erzähle ich Betty in Bruch- ſtücken, was ihr Freude macht, ſo wie ich es den andern gethan und noch thue, und nehme aus den Büchern, die da ſind, das Brauchbare. Bo- taniſirt wird auch dieſen Sommer wieder. — Von dem, was ſie Deutſches für ſich leſen, müſſen ſie mir gute Auszüge liefern. Was ihnen in ihrer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0086"n="78"/>
manches Gedichts. Die Bürgſchaft, und noch<lb/>
mehr die Kraniche des Jbikus führten uns neu-<lb/>
lich recht tief ins graue Alterthum. Der tragi-<lb/>ſche Geiſt der Griechen hat einen unglaublichen<lb/>
Reiz für ſie. Alles was ſie darüber hört, regt<lb/>
ihre Begierde nur immer lebendiger auf. So<lb/>
bald unſere drei andern reif genug ſind, will un-<lb/>ſer Freund Willich ihnen und Betty auf meine<lb/>
Bitte eine Vorleſung über die alte Geſchichte<lb/>
halten, woran er jetzt ſchon arbeitet. An einem<lb/>
Buche über alte Geſchichte, das für unſer Ge-<lb/>ſchlecht tauglich iſt, fehlt es ſo ganz. Aber ich<lb/>
habe ſonſt meine Klage hierüber ſchon vor Dir<lb/>
ausgeſchüttet.</p><lb/><p>Dieſer Mann, dem der weibliche Sinn ſo hei-<lb/>
lig iſt, wird vielleicht dem Bedürfniß nach Wunſch<lb/>
abhelfen. Unterdeſſen erzähle ich Betty in Bruch-<lb/>ſtücken, was ihr Freude macht, ſo wie ich es den<lb/>
andern gethan und noch thue, und nehme aus<lb/>
den Büchern, die da ſind, das Brauchbare. Bo-<lb/>
taniſirt wird auch dieſen Sommer wieder. — Von<lb/>
dem, was ſie Deutſches für ſich leſen, müſſen ſie<lb/>
mir gute Auszüge liefern. Was ihnen in ihrer<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[78/0086]
manches Gedichts. Die Bürgſchaft, und noch
mehr die Kraniche des Jbikus führten uns neu-
lich recht tief ins graue Alterthum. Der tragi-
ſche Geiſt der Griechen hat einen unglaublichen
Reiz für ſie. Alles was ſie darüber hört, regt
ihre Begierde nur immer lebendiger auf. So
bald unſere drei andern reif genug ſind, will un-
ſer Freund Willich ihnen und Betty auf meine
Bitte eine Vorleſung über die alte Geſchichte
halten, woran er jetzt ſchon arbeitet. An einem
Buche über alte Geſchichte, das für unſer Ge-
ſchlecht tauglich iſt, fehlt es ſo ganz. Aber ich
habe ſonſt meine Klage hierüber ſchon vor Dir
ausgeſchüttet.
Dieſer Mann, dem der weibliche Sinn ſo hei-
lig iſt, wird vielleicht dem Bedürfniß nach Wunſch
abhelfen. Unterdeſſen erzähle ich Betty in Bruch-
ſtücken, was ihr Freude macht, ſo wie ich es den
andern gethan und noch thue, und nehme aus
den Büchern, die da ſind, das Brauchbare. Bo-
taniſirt wird auch dieſen Sommer wieder. — Von
dem, was ſie Deutſches für ſich leſen, müſſen ſie
mir gute Auszüge liefern. Was ihnen in ihrer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/86>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.