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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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nehmen, die der Absicht des Plans und der Stif-
tung entsprächen. Diese fanden sich bald, es wa-
ren zwei kleine Pfarrerstöchter aus der Schweiz,
deren Mutter bei ihrer Geburt gestorben war. Ein
Jahr lang waren sie von einer braven Bäuerin ge-
säugt und verpflegt. Der Pfarrer hatte Zutritt
im von D--schen Hause, und war sehr wohl dort
gelitten, obschon er außer seinem ächten Schwei-
zercharakter wenig empfehlendes hatte. Jda ließ
die Bäuerin mit den Kindern zu sich kommen.
Jhre Bildung war gar lieblich. Selma nahm es
über sich, sie Clärchen selbst zu bringen, und Ger-
trude ward von nun an Clärchens Gehülfin.

Mit diesen beiden Kindern, Anna und Salome,
begann nun die Eröffnung der Stiftung. Bald
darauf kam ein drittes Kind, das kleine Marie-
chen hinzu, welches seine beiden Eltern auf eine
sehr unglückliche Weise durch einen Bergsturz ver-
loren hatte, und selbst mit äußerster Mühe und
Anstrengung aus dem Schutte des Hauses leben-
dig hervorgezogen worden.

Aus einer der unglücklichen Städte Schwabens,
welche im Kriege allen Wohlstand eingebüßt hat-



nehmen, die der Abſicht des Plans und der Stif-
tung entſprächen. Dieſe fanden ſich bald, es wa-
ren zwei kleine Pfarrerstöchter aus der Schweiz,
deren Mutter bei ihrer Geburt geſtorben war. Ein
Jahr lang waren ſie von einer braven Bäuerin ge-
ſäugt und verpflegt. Der Pfarrer hatte Zutritt
im von D—ſchen Hauſe, und war ſehr wohl dort
gelitten, obſchon er außer ſeinem ächten Schwei-
zercharakter wenig empfehlendes hatte. Jda ließ
die Bäuerin mit den Kindern zu ſich kommen.
Jhre Bildung war gar lieblich. Selma nahm es
über ſich, ſie Clärchen ſelbſt zu bringen, und Ger-
trude ward von nun an Clärchens Gehülfin.

Mit dieſen beiden Kindern, Anna und Salome,
begann nun die Eröffnung der Stiftung. Bald
darauf kam ein drittes Kind, das kleine Marie-
chen hinzu, welches ſeine beiden Eltern auf eine
ſehr unglückliche Weiſe durch einen Bergſturz ver-
loren hatte, und ſelbſt mit äußerſter Mühe und
Anſtrengung aus dem Schutte des Hauſes leben-
dig hervorgezogen worden.

Aus einer der unglücklichen Städte Schwabens,
welche im Kriege allen Wohlſtand eingebüßt hat-

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[403/0411] nehmen, die der Abſicht des Plans und der Stif- tung entſprächen. Dieſe fanden ſich bald, es wa- ren zwei kleine Pfarrerstöchter aus der Schweiz, deren Mutter bei ihrer Geburt geſtorben war. Ein Jahr lang waren ſie von einer braven Bäuerin ge- ſäugt und verpflegt. Der Pfarrer hatte Zutritt im von D—ſchen Hauſe, und war ſehr wohl dort gelitten, obſchon er außer ſeinem ächten Schwei- zercharakter wenig empfehlendes hatte. Jda ließ die Bäuerin mit den Kindern zu ſich kommen. Jhre Bildung war gar lieblich. Selma nahm es über ſich, ſie Clärchen ſelbſt zu bringen, und Ger- trude ward von nun an Clärchens Gehülfin. Mit dieſen beiden Kindern, Anna und Salome, begann nun die Eröffnung der Stiftung. Bald darauf kam ein drittes Kind, das kleine Marie- chen hinzu, welches ſeine beiden Eltern auf eine ſehr unglückliche Weiſe durch einen Bergſturz ver- loren hatte, und ſelbſt mit äußerſter Mühe und Anſtrengung aus dem Schutte des Hauſes leben- dig hervorgezogen worden. Aus einer der unglücklichen Städte Schwabens, welche im Kriege allen Wohlſtand eingebüßt hat-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/411>, abgerufen am 27.11.2024.