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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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sie ihre lustige Arbeit wieder anfangen dürfen.
Beim Licht erlaube ich ihnen das Sticken nicht;
Abends sind sie darüber aus, das Spinnen zu
lernen. Die Jdee, für Woldemar Leinzeug zu
spinnen, Oberhemden, Tücher u. s. w., macht
sie überfroh. Zwei Stunden Abends wird gespon-
nen, während dessen lesen sie abwechselnd vor.
Jetzt sind es Reisebeschreibungen, die vorgelesen
werden. Bald erwarten wir auch unsere beiden
Wanderer ins Winterquartier, die sollen uns
dann von ihren Wanderungen mündlich erzählen.
Kurz, wir wollen uns den Winter auf alle Art
verkürzen, auch auf die eigentlichste, denn wir
wollen im März schon wieder hinaus aufs Land.

Clärchen bleibt auch diesen Winter wieder bey
uns. Die Mutter meynt, nun müsse ich des Kin-
des Erziehung vollenden. Mir scheint es, als
wäre dieses dringende Verlangen ein Vorgefühl
ihres frühen Verschwindens, und als wisse sie,
daß sie ihrem geliebten Kinde nicht viel mehr wer-
de seyn können. Wie gern erfülle ich ihren
Wunsch! Jst mir dies gute Kind bey Jda's Er-

ſie ihre luſtige Arbeit wieder anfangen dürfen.
Beim Licht erlaube ich ihnen das Sticken nicht;
Abends ſind ſie darüber aus, das Spinnen zu
lernen. Die Jdee, für Woldemar Leinzeug zu
ſpinnen, Oberhemden, Tücher u. ſ. w., macht
ſie überfroh. Zwei Stunden Abends wird geſpon-
nen, während deſſen leſen ſie abwechſelnd vor.
Jetzt ſind es Reiſebeſchreibungen, die vorgeleſen
werden. Bald erwarten wir auch unſere beiden
Wanderer ins Winterquartier, die ſollen uns
dann von ihren Wanderungen mündlich erzählen.
Kurz, wir wollen uns den Winter auf alle Art
verkürzen, auch auf die eigentlichſte, denn wir
wollen im März ſchon wieder hinaus aufs Land.

Clärchen bleibt auch dieſen Winter wieder bey
uns. Die Mutter meynt, nun müſſe ich des Kin-
des Erziehung vollenden. Mir ſcheint es, als
wäre dieſes dringende Verlangen ein Vorgefühl
ihres frühen Verſchwindens, und als wiſſe ſie,
daß ſie ihrem geliebten Kinde nicht viel mehr wer-
de ſeyn können. Wie gern erfülle ich ihren
Wunſch! Jſt mir dies gute Kind bey Jda’s Er-

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[32/0040] ſie ihre luſtige Arbeit wieder anfangen dürfen. Beim Licht erlaube ich ihnen das Sticken nicht; Abends ſind ſie darüber aus, das Spinnen zu lernen. Die Jdee, für Woldemar Leinzeug zu ſpinnen, Oberhemden, Tücher u. ſ. w., macht ſie überfroh. Zwei Stunden Abends wird geſpon- nen, während deſſen leſen ſie abwechſelnd vor. Jetzt ſind es Reiſebeſchreibungen, die vorgeleſen werden. Bald erwarten wir auch unſere beiden Wanderer ins Winterquartier, die ſollen uns dann von ihren Wanderungen mündlich erzählen. Kurz, wir wollen uns den Winter auf alle Art verkürzen, auch auf die eigentlichſte, denn wir wollen im März ſchon wieder hinaus aufs Land. Clärchen bleibt auch dieſen Winter wieder bey uns. Die Mutter meynt, nun müſſe ich des Kin- des Erziehung vollenden. Mir ſcheint es, als wäre dieſes dringende Verlangen ein Vorgefühl ihres frühen Verſchwindens, und als wiſſe ſie, daß ſie ihrem geliebten Kinde nicht viel mehr wer- de ſeyn können. Wie gern erfülle ich ihren Wunſch! Jſt mir dies gute Kind bey Jda’s Er-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/40>, abgerufen am 11.12.2024.