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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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ihr diese beiden bei Seraphine und Milly behülf-
lich waren, leitete sie auch Virginiens und Ka-
thinka's Erziehung. So erhielt ihr Leben, indem
es sanft dahingleitete, immer neuen Reiz und neue
Bedeutung.

Nach einem Jahre warb um Mathilde einer der
jungen Barone aus der Nachbarschaft von Neuen-
burg, der sie auf seiner Rückkehr aus Jtalien wie-
der gesehen, und ihren ganzen Werth innig em-
pfunden. Sie ward die Seine. Hertha verlor
den Vater, der noch kurz vor seinem Tode all sein
Vermögen mit seinen Tischfreunden verschwendet.
Seine Kinder waren dadurch nicht unglücklich,
ja Bruno und Clärchen wären höchst glücklich ge-
wesen, hätte der Himmel ihnen den einen süßen
Wunsch nicht versagt, der ihr Herz in uuaufhör-
lichem Sehnen bewegte. Aber es schien, als solle
er auf immer unerfüllt bleiben. Eines Abends
als beide in lieber Traulichkeit mit dem Vater bei
einander saßen, ward Clärchen wie auf einmal ge-
tröstet, ungewöhnlich heiter. Jch habe es gefun-
den, sagte sie, was ich thun soll; denn ich muß ja



ihr dieſe beiden bei Seraphine und Milly behülf-
lich waren, leitete ſie auch Virginiens und Ka-
thinka’s Erziehung. So erhielt ihr Leben, indem
es ſanft dahingleitete, immer neuen Reiz und neue
Bedeutung.

Nach einem Jahre warb um Mathilde einer der
jungen Barone aus der Nachbarſchaft von Neuen-
burg, der ſie auf ſeiner Rückkehr aus Jtalien wie-
der geſehen, und ihren ganzen Werth innig em-
pfunden. Sie ward die Seine. Hertha verlor
den Vater, der noch kurz vor ſeinem Tode all ſein
Vermögen mit ſeinen Tiſchfreunden verſchwendet.
Seine Kinder waren dadurch nicht unglücklich,
ja Bruno und Clärchen wären höchſt glücklich ge-
weſen, hätte der Himmel ihnen den einen ſüßen
Wunſch nicht verſagt, der ihr Herz in uuaufhör-
lichem Sehnen bewegte. Aber es ſchien, als ſolle
er auf immer unerfüllt bleiben. Eines Abends
als beide in lieber Traulichkeit mit dem Vater bei
einander ſaßen, ward Clärchen wie auf einmal ge-
tröſtet, ungewöhnlich heiter. Jch habe es gefun-
den, ſagte ſie, was ich thun ſoll; denn ich muß ja

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[384/0392] ihr dieſe beiden bei Seraphine und Milly behülf- lich waren, leitete ſie auch Virginiens und Ka- thinka’s Erziehung. So erhielt ihr Leben, indem es ſanft dahingleitete, immer neuen Reiz und neue Bedeutung. Nach einem Jahre warb um Mathilde einer der jungen Barone aus der Nachbarſchaft von Neuen- burg, der ſie auf ſeiner Rückkehr aus Jtalien wie- der geſehen, und ihren ganzen Werth innig em- pfunden. Sie ward die Seine. Hertha verlor den Vater, der noch kurz vor ſeinem Tode all ſein Vermögen mit ſeinen Tiſchfreunden verſchwendet. Seine Kinder waren dadurch nicht unglücklich, ja Bruno und Clärchen wären höchſt glücklich ge- weſen, hätte der Himmel ihnen den einen ſüßen Wunſch nicht verſagt, der ihr Herz in uuaufhör- lichem Sehnen bewegte. Aber es ſchien, als ſolle er auf immer unerfüllt bleiben. Eines Abends als beide in lieber Traulichkeit mit dem Vater bei einander ſaßen, ward Clärchen wie auf einmal ge- tröſtet, ungewöhnlich heiter. Jch habe es gefun- den, ſagte ſie, was ich thun ſoll; denn ich muß ja

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/392>, abgerufen am 22.11.2024.