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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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chen wollen, wenn sie auch nicht müssen. --
"Wem gehorchft denn Du, liebe Tante?" -- Mei-
nem Vater. -- "Wo ist Dein Vater? den habe
ich ja gar noch nicht gesehen." -- Jch auch nicht,
aber ich weiß, was er befohlen hat, und ich ge-
horche ihm gern. -- "Wie hat er Dir denn et-
was befohlen, wenn Du ihn nie gesehen?" -- Er
hat es vor langer, langer Zeit in ein großes Buch
schreiben lassen, und das Buch habe ich gelesen. --
"Aber gehorchst Du ihm denn gern?" -- Ja,
Milly, denn ich habe ihn sehr lieb. -- "Warum
hast Du ihn so lieb?" -- Weil er so gut ist, und
uns allen täglich Gutes thut. -- "Auch mir,
Tante?" -- Ja, Milly. -- "Was hat er mir
denn Gutes gethan?" -- Sind dir deine Augen
lieb, Milly? -- "Ja wohl, ohne die könnt' ich
nicht wissen, wo ich bin?" -- Auch deine Oh-
ren? -- "Ja freilich." -- Auch deine Zunge?
deine Hände und Füsse? -- "O wie Du so fra-
gen kannst?" -- Nun das alles ist ein Geschenk
des unsichtbaren Vaters, dem du und alle alles
andere verdanken. -- "Jch weiß aber nicht, was
er befohlen har?" -- Eben weil kleine Kinder das



chen wollen, wenn ſie auch nicht müſſen. —
„Wem gehorchft denn Du, liebe Tante?‟ — Mei-
nem Vater. — „Wo iſt Dein Vater? den habe
ich ja gar noch nicht geſehen.‟ — Jch auch nicht,
aber ich weiß, was er befohlen hat, und ich ge-
horche ihm gern. — „Wie hat er Dir denn et-
was befohlen, wenn Du ihn nie geſehen?‟ — Er
hat es vor langer, langer Zeit in ein großes Buch
ſchreiben laſſen, und das Buch habe ich geleſen. —
„Aber gehorchſt Du ihm denn gern?‟ — Ja,
Milly, denn ich habe ihn ſehr lieb. — „Warum
haſt Du ihn ſo lieb?‟ — Weil er ſo gut iſt, und
uns allen täglich Gutes thut. — „Auch mir,
Tante?‟ — Ja, Milly. — „Was hat er mir
denn Gutes gethan?‟ — Sind dir deine Augen
lieb, Milly? — „Ja wohl, ohne die könnt’ ich
nicht wiſſen, wo ich bin?‟ — Auch deine Oh-
ren? — „Ja freilich.‟ — Auch deine Zunge?
deine Hände und Füſſe? — „O wie Du ſo fra-
gen kannſt?‟ — Nun das alles iſt ein Geſchenk
des unſichtbaren Vaters, dem du und alle alles
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er befohlen har?‟ — Eben weil kleine Kinder das

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[367/0375] chen wollen, wenn ſie auch nicht müſſen. — „Wem gehorchft denn Du, liebe Tante?‟ — Mei- nem Vater. — „Wo iſt Dein Vater? den habe ich ja gar noch nicht geſehen.‟ — Jch auch nicht, aber ich weiß, was er befohlen hat, und ich ge- horche ihm gern. — „Wie hat er Dir denn et- was befohlen, wenn Du ihn nie geſehen?‟ — Er hat es vor langer, langer Zeit in ein großes Buch ſchreiben laſſen, und das Buch habe ich geleſen. — „Aber gehorchſt Du ihm denn gern?‟ — Ja, Milly, denn ich habe ihn ſehr lieb. — „Warum haſt Du ihn ſo lieb?‟ — Weil er ſo gut iſt, und uns allen täglich Gutes thut. — „Auch mir, Tante?‟ — Ja, Milly. — „Was hat er mir denn Gutes gethan?‟ — Sind dir deine Augen lieb, Milly? — „Ja wohl, ohne die könnt’ ich nicht wiſſen, wo ich bin?‟ — Auch deine Oh- ren? — „Ja freilich.‟ — Auch deine Zunge? deine Hände und Füſſe? — „O wie Du ſo fra- gen kannſt?‟ — Nun das alles iſt ein Geſchenk des unſichtbaren Vaters, dem du und alle alles andere verdanken. — „Jch weiß aber nicht, was er befohlen har?‟ — Eben weil kleine Kinder das

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/375>, abgerufen am 22.11.2024.