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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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der Ehre geben, das mit dem Verlust eines solchen
Genusses nicht allzutheuer erkauft wäre!

Auch glaube ich wirklich, daß es sehr gut wäre,
wenn Woldemar noch ein Jahr auf Reisen, oder
auf irgend einen Geschäftsauftrag ausginge, ehe
er sich mit Betty auf immer verbindet. Eine all-
zufrühe Ehe ist für ein recht dauerndes Glück in
derselben nicht sehr günstig. Betty ist 19 Jahre,
Woldemar 22 Jahr alt. Betty wendet dann das
Jahr noch zu ihrer Ausbildung an, und Wolde-
mar kommt über die stürmische Zeit des Lebens
noch zwölf Monate weiter hinaus. Könnt Jhr
unserm großen Wunsche eines Wiedervereins noch
nicht willfahren, bleibt Jhr noch in K --, und
will Dein Gemahl seinen Woldemar in die Ge-
heimnisse der Diplomatik eingeweihet wissen: un-
ter wem könnte das besser geschehen, als unter
dem Vater? Laßt ihn dann ein Jahr wenigstens
bei Euch bleiben. Was Jhr auch entscheidet, laßt
es nur bald entschieden seyn. Vergeßt aber bei
Eurer Entscheidung nicht unser aller Sehnen nach
Euch. Lebe wohl! Von Seraphinen habe ich so



der Ehre geben, das mit dem Verluſt eines ſolchen
Genuſſes nicht allzutheuer erkauft wäre!

Auch glaube ich wirklich, daß es ſehr gut wäre,
wenn Woldemar noch ein Jahr auf Reiſen, oder
auf irgend einen Geſchäftsauftrag ausginge, ehe
er ſich mit Betty auf immer verbindet. Eine all-
zufrühe Ehe iſt für ein recht dauerndes Glück in
derſelben nicht ſehr günſtig. Betty iſt 19 Jahre,
Woldemar 22 Jahr alt. Betty wendet dann das
Jahr noch zu ihrer Ausbildung an, und Wolde-
mar kommt über die ſtürmiſche Zeit des Lebens
noch zwölf Monate weiter hinaus. Könnt Jhr
unſerm großen Wunſche eines Wiedervereins noch
nicht willfahren, bleibt Jhr noch in K —, und
will Dein Gemahl ſeinen Woldemar in die Ge-
heimniſſe der Diplomatik eingeweihet wiſſen: un-
ter wem könnte das beſſer geſchehen, als unter
dem Vater? Laßt ihn dann ein Jahr wenigſtens
bei Euch bleiben. Was Jhr auch entſcheidet, laßt
es nur bald entſchieden ſeyn. Vergeßt aber bei
Eurer Entſcheidung nicht unſer aller Sehnen nach
Euch. Lebe wohl! Von Seraphinen habe ich ſo

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[346/0354] der Ehre geben, das mit dem Verluſt eines ſolchen Genuſſes nicht allzutheuer erkauft wäre! Auch glaube ich wirklich, daß es ſehr gut wäre, wenn Woldemar noch ein Jahr auf Reiſen, oder auf irgend einen Geſchäftsauftrag ausginge, ehe er ſich mit Betty auf immer verbindet. Eine all- zufrühe Ehe iſt für ein recht dauerndes Glück in derſelben nicht ſehr günſtig. Betty iſt 19 Jahre, Woldemar 22 Jahr alt. Betty wendet dann das Jahr noch zu ihrer Ausbildung an, und Wolde- mar kommt über die ſtürmiſche Zeit des Lebens noch zwölf Monate weiter hinaus. Könnt Jhr unſerm großen Wunſche eines Wiedervereins noch nicht willfahren, bleibt Jhr noch in K —, und will Dein Gemahl ſeinen Woldemar in die Ge- heimniſſe der Diplomatik eingeweihet wiſſen: un- ter wem könnte das beſſer geſchehen, als unter dem Vater? Laßt ihn dann ein Jahr wenigſtens bei Euch bleiben. Was Jhr auch entſcheidet, laßt es nur bald entſchieden ſeyn. Vergeßt aber bei Eurer Entſcheidung nicht unſer aller Sehnen nach Euch. Lebe wohl! Von Seraphinen habe ich ſo

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/354>, abgerufen am 25.11.2024.