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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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bereitung auf das eigentliche Studium der Ge-
schichte dienen könnte, müßte billig jede Erziehe-
rin einen Schatz von Thatsachen sich eigen machen,
aus welchem sie ihren Zöglingen beim Spatzieren
oder Arbeiten mittheilte. Dies muß hinreichen,
bis der Geist zu der Reife gekommen ist, wo er
eines Überblickes über das Ganze der Geschichte
fähig geworden. Für die Jugend unsers Geschlech-
tes kann die Geschichte nicht sorgsam, nicht zart
genug behandelt werden.

Jn drei Tagen reisen wir von hier. Wie ich
Platov und Jda in Bewegung bringen werde,
mögen die Unsterblichen wissen; denn beide wollen
aus diesem ersten Schauplatze ihrer Liebe nicht
hinweg. O nur noch ein Paar selige Tage laßt
uns hier, sagte Platov -- und Woldemar erwie-
derte -- ich, dem's unter den Sohlen brennt,
der soll hier stille auf euch warten? oder soll er
das Morgenroth seiner goldenen Zeit ohne uns
begrüßen -- Und kann der Mentor das verant-
worten, seinen Telemach so ins Feuer zu jagen?
soll er ihn nicht zügeln, damit er nicht zu tief



bereitung auf das eigentliche Studium der Ge-
ſchichte dienen könnte, müßte billig jede Erziehe-
rin einen Schatz von Thatſachen ſich eigen machen,
aus welchem ſie ihren Zöglingen beim Spatzieren
oder Arbeiten mittheilte. Dies muß hinreichen,
bis der Geiſt zu der Reife gekommen iſt, wo er
eines Überblickes über das Ganze der Geſchichte
fähig geworden. Für die Jugend unſers Geſchlech-
tes kann die Geſchichte nicht ſorgſam, nicht zart
genug behandelt werden.

Jn drei Tagen reiſen wir von hier. Wie ich
Platov und Jda in Bewegung bringen werde,
mögen die Unſterblichen wiſſen; denn beide wollen
aus dieſem erſten Schauplatze ihrer Liebe nicht
hinweg. O nur noch ein Paar ſelige Tage laßt
uns hier, ſagte Platov — und Woldemar erwie-
derte — ich, dem’s unter den Sohlen brennt,
der ſoll hier ſtille auf euch warten? oder ſoll er
das Morgenroth ſeiner goldenen Zeit ohne uns
begrüßen — Und kann der Mentor das verant-
worten, ſeinen Telemach ſo ins Feuer zu jagen?
ſoll er ihn nicht zügeln, damit er nicht zu tief

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[336/0344] bereitung auf das eigentliche Studium der Ge- ſchichte dienen könnte, müßte billig jede Erziehe- rin einen Schatz von Thatſachen ſich eigen machen, aus welchem ſie ihren Zöglingen beim Spatzieren oder Arbeiten mittheilte. Dies muß hinreichen, bis der Geiſt zu der Reife gekommen iſt, wo er eines Überblickes über das Ganze der Geſchichte fähig geworden. Für die Jugend unſers Geſchlech- tes kann die Geſchichte nicht ſorgſam, nicht zart genug behandelt werden. Jn drei Tagen reiſen wir von hier. Wie ich Platov und Jda in Bewegung bringen werde, mögen die Unſterblichen wiſſen; denn beide wollen aus dieſem erſten Schauplatze ihrer Liebe nicht hinweg. O nur noch ein Paar ſelige Tage laßt uns hier, ſagte Platov — und Woldemar erwie- derte — ich, dem’s unter den Sohlen brennt, der ſoll hier ſtille auf euch warten? oder ſoll er das Morgenroth ſeiner goldenen Zeit ohne uns begrüßen — Und kann der Mentor das verant- worten, ſeinen Telemach ſo ins Feuer zu jagen? ſoll er ihn nicht zügeln, damit er nicht zu tief

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/344>, abgerufen am 22.11.2024.