elektrisirt. Das Feuer das bis jetzt unter der Asche geglommen, brach durch und loderte in hel- len Flammen. "Ja Tante, Betty oder keine, das ist entschieden! Jst mein Vater gegen Betty, so dulde ich und schweige, aber dann kann ich ihm keine neue Tochter geben." -- Dein Vater ist nicht gegen Betty, aber -- er fürchtet für die Dauer Deiner Gefühle. "Nun, dann ist alles gut; er mag mich prüfen, und auch Betty und ihr Vater sollen mich prüfen wie sie wollen. Wie werde ich sie aber wiedersehen?"
Jch. Das, lieber Woldemar, gehört zu der Prüfung, auf die Dein Vater besteht, daß Du Betty nicht zu früh wiedersiehest, daß Du Dich wo möglich geduldest, bis er und Deine Mutter kommen. Er hat um seine Zurückberufung schon mehrmals nachgesucht, sie aber noch immer nicht bewirken können.
W. O das ist peinlich, Tante Selma, wie will ich das erwarten! -- Und wenn nun Betty indessen -- --
Jch. Betty's Gesundheit hat sich jetzt empor- gearbeitet. Und wenn Du es Dir nicht mehr ver-
elektriſirt. Das Feuer das bis jetzt unter der Aſche geglommen, brach durch und loderte in hel- len Flammen. „Ja Tante, Betty oder keine, das iſt entſchieden! Jſt mein Vater gegen Betty, ſo dulde ich und ſchweige, aber dann kann ich ihm keine neue Tochter geben.‟ — Dein Vater iſt nicht gegen Betty, aber — er fürchtet für die Dauer Deiner Gefühle. „Nun, dann iſt alles gut; er mag mich prüfen, und auch Betty und ihr Vater ſollen mich prüfen wie ſie wollen. Wie werde ich ſie aber wiederſehen?‟
Jch. Das, lieber Woldemar, gehört zu der Prüfung, auf die Dein Vater beſteht, daß Du Betty nicht zu früh wiederſieheſt, daß Du Dich wo möglich geduldeſt, bis er und Deine Mutter kommen. Er hat um ſeine Zurückberufung ſchon mehrmals nachgeſucht, ſie aber noch immer nicht bewirken können.
W. O das iſt peinlich, Tante Selma, wie will ich das erwarten! — Und wenn nun Betty indeſſen — —
Jch. Betty’s Geſundheit hat ſich jetzt empor- gearbeitet. Und wenn Du es Dir nicht mehr ver-
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elektriſirt. Das Feuer das bis jetzt unter der
Aſche geglommen, brach durch und loderte in hel-
len Flammen. „Ja Tante, Betty oder keine,
das iſt entſchieden! Jſt mein Vater gegen Betty,
ſo dulde ich und ſchweige, aber dann kann ich ihm
keine neue Tochter geben.‟ — Dein Vater iſt nicht
gegen Betty, aber — er fürchtet für die Dauer
Deiner Gefühle. „Nun, dann iſt alles gut; er
mag mich prüfen, und auch Betty und ihr Vater
ſollen mich prüfen wie ſie wollen. Wie werde ich
ſie aber wiederſehen?‟
Jch. Das, lieber Woldemar, gehört zu der
Prüfung, auf die Dein Vater beſteht, daß Du
Betty nicht zu früh wiederſieheſt, daß Du Dich
wo möglich geduldeſt, bis er und Deine Mutter
kommen. Er hat um ſeine Zurückberufung ſchon
mehrmals nachgeſucht, ſie aber noch immer nicht
bewirken können.
W. O das iſt peinlich, Tante Selma, wie
will ich das erwarten! — Und wenn nun Betty
indeſſen — —
Jch. Betty’s Geſundheit hat ſich jetzt empor-
gearbeitet. Und wenn Du es Dir nicht mehr ver-
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/303>, abgerufen am 16.02.2025.
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