erzählen höre, ist mir oft, als wäre die Rede von einem frisch entdeckten Lande. Auch können wir eigentlich sagen, die beiden haben uns den Weg gebahnt, uns die Stätte bereitet. Ohne völlig landeskundige, vielgereis'te männliche Be- gleitung sollten Frauen die Schweiz nicht berei- sen, wenn sie nicht oft die geringere Freude mit der größern Anstrengung erkaufen wollen. Oft haben sie nur das Gepriesenste oder Gekannteste gesehen, als wär' es um das Mitsprechen zu thun, indeß das schönste ihnen entgangen.
Platov und Woldemar freuen sich dieses Ritter- zuges nach dem gelobten Lande mit uns Weibern ganz ungemein. Wie weit wir gehen, ist noch unbestimmt. Ohne Seraphine gingen wir viel- leicht sehr weit. Aber ich weiß nicht, wie ich mich von dem Kinde trennen könnte. Treten Umstände ein, die es nöthig machen, so lasse ich Clärchen bei ihr, bei der sie gewiß sehr gut versorgt ist. Jda muß auf jeden Fall mit uns; obwohl auch sie sich recht ernstlich zum Hierbleiben erbieten wür- de, sobald von einer die Rede wäre. Von Jda
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erzählen höre, iſt mir oft, als wäre die Rede von einem friſch entdeckten Lande. Auch können wir eigentlich ſagen, die beiden haben uns den Weg gebahnt, uns die Stätte bereitet. Ohne völlig landeskundige, vielgereiſ’te männliche Be- gleitung ſollten Frauen die Schweiz nicht berei- ſen, wenn ſie nicht oft die geringere Freude mit der größern Anſtrengung erkaufen wollen. Oft haben ſie nur das Geprieſenſte oder Gekannteſte geſehen, als wär’ es um das Mitſprechen zu thun, indeß das ſchönſte ihnen entgangen.
Platov und Woldemar freuen ſich dieſes Ritter- zuges nach dem gelobten Lande mit uns Weibern ganz ungemein. Wie weit wir gehen, iſt noch unbeſtimmt. Ohne Seraphine gingen wir viel- leicht ſehr weit. Aber ich weiß nicht, wie ich mich von dem Kinde trennen könnte. Treten Umſtände ein, die es nöthig machen, ſo laſſe ich Clärchen bei ihr, bei der ſie gewiß ſehr gut verſorgt iſt. Jda muß auf jeden Fall mit uns; obwohl auch ſie ſich recht ernſtlich zum Hierbleiben erbieten wür- de, ſobald von einer die Rede wäre. Von Jda
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erzählen höre, iſt mir oft, als wäre die Rede
von einem friſch entdeckten Lande. Auch können
wir eigentlich ſagen, die beiden haben uns den
Weg gebahnt, uns die Stätte bereitet. Ohne
völlig landeskundige, vielgereiſ’te männliche Be-
gleitung ſollten Frauen die Schweiz nicht berei-
ſen, wenn ſie nicht oft die geringere Freude mit
der größern Anſtrengung erkaufen wollen. Oft
haben ſie nur das Geprieſenſte oder Gekannteſte
geſehen, als wär’ es um das Mitſprechen zu thun,
indeß das ſchönſte ihnen entgangen.
Platov und Woldemar freuen ſich dieſes Ritter-
zuges nach dem gelobten Lande mit uns Weibern
ganz ungemein. Wie weit wir gehen, iſt noch
unbeſtimmt. Ohne Seraphine gingen wir viel-
leicht ſehr weit. Aber ich weiß nicht, wie ich mich
von dem Kinde trennen könnte. Treten Umſtände
ein, die es nöthig machen, ſo laſſe ich Clärchen
bei ihr, bei der ſie gewiß ſehr gut verſorgt iſt.
Jda muß auf jeden Fall mit uns; obwohl auch
ſie ſich recht ernſtlich zum Hierbleiben erbieten wür-
de, ſobald von einer die Rede wäre. Von Jda
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/297>, abgerufen am 16.02.2025.
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