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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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hülfreich entgegen kommt. Auch mit Deinen jün-
gern Kindern muß es Dir ganz nach Wunsch ge-
lingen. Und seyd ihr erst hier, dann können Jda
und Mathilde Deine Miterzieherinnen werden.

Erst dadurch bildet der weibliche Charakter sich
am schönsten aus. Jeder wohlgeleiteten älteren
Tochter des Hauses sollte man im letzten Akt ihrer
eigenen Erziehung die Theilnahme an der Erziehung
der jüngern Geschwister anvertrauen, und über al-
les was die Mutter mit den jüngern Kindern thut,
sollte geheimer Rath mit der älteren Tochter ge-
pflogen werden. So könnte keine Willkür, ge-
gen die sich jüngere Geschwister gewöhnlich sehr
sträuben, von Seiten der älteren statt haben. Es
versteht sich ohnedies, daß von solchen Ehrenposten
nicht vor dem 16 -- 17ten Jahre die Rede seyn
kann. Früher schadet es beiden Theilen. Noch
ist dabei nicht aus der Acht zu lassen, daß einige
Jndividuen später, als andere, 16 -- 17 Jahre alt
werden. Die Mündigkeit der Vernunft stellt sich
bei den verschiedenen Jndividuen zu sehr verschie-
denen Zeiten ein; und wo sie gar ausbleibt, da



hülfreich entgegen kommt. Auch mit Deinen jün-
gern Kindern muß es Dir ganz nach Wunſch ge-
lingen. Und ſeyd ihr erſt hier, dann können Jda
und Mathilde Deine Miterzieherinnen werden.

Erſt dadurch bildet der weibliche Charakter ſich
am ſchönſten aus. Jeder wohlgeleiteten älteren
Tochter des Hauſes ſollte man im letzten Akt ihrer
eigenen Erziehung die Theilnahme an der Erziehung
der jüngern Geſchwiſter anvertrauen, und über al-
les was die Mutter mit den jüngern Kindern thut,
ſollte geheimer Rath mit der älteren Tochter ge-
pflogen werden. So könnte keine Willkür, ge-
gen die ſich jüngere Geſchwiſter gewöhnlich ſehr
ſträuben, von Seiten der älteren ſtatt haben. Es
verſteht ſich ohnedies, daß von ſolchen Ehrenpoſten
nicht vor dem 16 — 17ten Jahre die Rede ſeyn
kann. Früher ſchadet es beiden Theilen. Noch
iſt dabei nicht aus der Acht zu laſſen, daß einige
Jndividuen ſpäter, als andere, 16 — 17 Jahre alt
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denen Zeiten ein; und wo ſie gar ausbleibt, da

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[283/0291] hülfreich entgegen kommt. Auch mit Deinen jün- gern Kindern muß es Dir ganz nach Wunſch ge- lingen. Und ſeyd ihr erſt hier, dann können Jda und Mathilde Deine Miterzieherinnen werden. Erſt dadurch bildet der weibliche Charakter ſich am ſchönſten aus. Jeder wohlgeleiteten älteren Tochter des Hauſes ſollte man im letzten Akt ihrer eigenen Erziehung die Theilnahme an der Erziehung der jüngern Geſchwiſter anvertrauen, und über al- les was die Mutter mit den jüngern Kindern thut, ſollte geheimer Rath mit der älteren Tochter ge- pflogen werden. So könnte keine Willkür, ge- gen die ſich jüngere Geſchwiſter gewöhnlich ſehr ſträuben, von Seiten der älteren ſtatt haben. Es verſteht ſich ohnedies, daß von ſolchen Ehrenpoſten nicht vor dem 16 — 17ten Jahre die Rede ſeyn kann. Früher ſchadet es beiden Theilen. Noch iſt dabei nicht aus der Acht zu laſſen, daß einige Jndividuen ſpäter, als andere, 16 — 17 Jahre alt werden. Die Mündigkeit der Vernunft ſtellt ſich bei den verſchiedenen Jndividuen zu ſehr verſchie- denen Zeiten ein; und wo ſie gar ausbleibt, da

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/291>, abgerufen am 25.11.2024.