cher die Beine ganz zerschlagen sind, kann er sie nie wieder brauchen. Elvire wollte nun daß ich ihre Töchter völlig unter uns aufnähme. Das habe ich abgelehnt. Jn ihrer fast ganz negativen Gegenwart können sie sich am ersten wieder auf- richten. Sollten sie ganz mit uns seyn, ohne uns zu stören oder zu unterbrechen, so müßten sie sich schon ganz in unsere Lebensweise und Zeiteinthei- lung fügen, und das wäre ein neues Joch für sie, wenn gleich ein sanfteres als der Fleuri ihres. Für unsere Kinder ist es keins, sie haben es von klein auf als ein Glück angesehen, immer, entweder selbstthätig oder still aufmerksam zu seyn. Der Wechsel von beiden ist ihnen Erholung. Sie selbst haben, von mir aufgefordert, diese Ein- theilung ihrer Stunden gemacht, der sie sich also auch ganz freiwillig unterwerfen. Wenn wir, wie dies fast schon beschlossen ist, von jetzt an noch ein Jahr hier bleiben, so muß der bloße Umgang mit unsern Kindern ohnehin schon sehr vortheilhaft auf Elvirens Töchter einwirken. Und sie mögen sich in den Erholungsstunden gern alle vereinen. Auch sind sie, seit der Fleuri Abreise auf allen
(22)
cher die Beine ganz zerſchlagen ſind, kann er ſie nie wieder brauchen. Elvire wollte nun daß ich ihre Töchter völlig unter uns aufnähme. Das habe ich abgelehnt. Jn ihrer faſt ganz negativen Gegenwart können ſie ſich am erſten wieder auf- richten. Sollten ſie ganz mit uns ſeyn, ohne uns zu ſtören oder zu unterbrechen, ſo müßten ſie ſich ſchon ganz in unſere Lebensweiſe und Zeiteinthei- lung fügen, und das wäre ein neues Joch für ſie, wenn gleich ein ſanfteres als der Fleuri ihres. Für unſere Kinder iſt es keins, ſie haben es von klein auf als ein Glück angeſehen, immer, entweder ſelbſtthätig oder ſtill aufmerkſam zu ſeyn. Der Wechſel von beiden iſt ihnen Erholung. Sie ſelbſt haben, von mir aufgefordert, dieſe Ein- theilung ihrer Stunden gemacht, der ſie ſich alſo auch ganz freiwillig unterwerfen. Wenn wir, wie dies faſt ſchon beſchloſſen iſt, von jetzt an noch ein Jahr hier bleiben, ſo muß der bloße Umgang mit unſern Kindern ohnehin ſchon ſehr vortheilhaft auf Elvirens Töchter einwirken. Und ſie mögen ſich in den Erholungsſtunden gern alle vereinen. Auch ſind ſie, ſeit der Fleuri Abreiſe auf allen
(22)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0177"n="169"/>
cher die Beine ganz zerſchlagen ſind, kann er ſie<lb/>
nie wieder brauchen. Elvire wollte nun daß ich<lb/>
ihre Töchter völlig unter uns aufnähme. Das<lb/>
habe ich abgelehnt. Jn ihrer faſt ganz negativen<lb/>
Gegenwart können ſie ſich am erſten wieder auf-<lb/>
richten. Sollten ſie ganz mit uns ſeyn, ohne uns<lb/>
zu ſtören oder zu unterbrechen, ſo müßten ſie ſich<lb/>ſchon ganz in unſere Lebensweiſe und Zeiteinthei-<lb/>
lung fügen, und das wäre ein neues Joch für ſie,<lb/>
wenn gleich ein ſanfteres als der Fleuri ihres. Für<lb/>
unſere Kinder iſt es keins, ſie haben es von klein<lb/>
auf als ein Glück angeſehen, immer, entweder<lb/><hirendition="#g">ſelbſtthätig</hi> oder <hirendition="#g">ſtill aufmerkſam</hi> zu ſeyn.<lb/>
Der Wechſel von beiden iſt ihnen Erholung. Sie<lb/>ſelbſt haben, von mir aufgefordert, dieſe Ein-<lb/>
theilung ihrer Stunden gemacht, der ſie ſich alſo<lb/>
auch ganz freiwillig unterwerfen. Wenn wir,<lb/>
wie dies faſt ſchon beſchloſſen iſt, von jetzt an noch<lb/>
ein Jahr hier bleiben, ſo muß der bloße Umgang<lb/>
mit unſern Kindern ohnehin ſchon ſehr vortheilhaft<lb/>
auf Elvirens Töchter einwirken. Und ſie mögen<lb/>ſich in den Erholungsſtunden gern alle vereinen.<lb/>
Auch ſind ſie, ſeit der Fleuri Abreiſe auf allen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(22)</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[169/0177]
cher die Beine ganz zerſchlagen ſind, kann er ſie
nie wieder brauchen. Elvire wollte nun daß ich
ihre Töchter völlig unter uns aufnähme. Das
habe ich abgelehnt. Jn ihrer faſt ganz negativen
Gegenwart können ſie ſich am erſten wieder auf-
richten. Sollten ſie ganz mit uns ſeyn, ohne uns
zu ſtören oder zu unterbrechen, ſo müßten ſie ſich
ſchon ganz in unſere Lebensweiſe und Zeiteinthei-
lung fügen, und das wäre ein neues Joch für ſie,
wenn gleich ein ſanfteres als der Fleuri ihres. Für
unſere Kinder iſt es keins, ſie haben es von klein
auf als ein Glück angeſehen, immer, entweder
ſelbſtthätig oder ſtill aufmerkſam zu ſeyn.
Der Wechſel von beiden iſt ihnen Erholung. Sie
ſelbſt haben, von mir aufgefordert, dieſe Ein-
theilung ihrer Stunden gemacht, der ſie ſich alſo
auch ganz freiwillig unterwerfen. Wenn wir,
wie dies faſt ſchon beſchloſſen iſt, von jetzt an noch
ein Jahr hier bleiben, ſo muß der bloße Umgang
mit unſern Kindern ohnehin ſchon ſehr vortheilhaft
auf Elvirens Töchter einwirken. Und ſie mögen
ſich in den Erholungsſtunden gern alle vereinen.
Auch ſind ſie, ſeit der Fleuri Abreiſe auf allen
(22)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/177>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.