konnten, da es der kleine Mensch Dir gar zu sauer gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu lange beraubt. Er wird viel zu schaffen haben, dies alles bei uns zu vergüten. Du hast also wäh- rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das konntest Du mit ihr sicher wagen, dafern sie dieses Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen kann, doch wird dies am leichtesten gehen, wenn Du ihn bis zu Deiner Herstellung mit seiner Amme ganz der Gertrud übergibst. -- Die große Stille des Kindes laß Dich nicht zu ernstlich kümmern. Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem ersten Schlafe vor sich. Laß ihn jetzt nur noch vegetiren, das schadet nicht, wenn nur vorerst sein physisches Leben gekräftigt wird, und dazu kennst Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel besser als ich sie Dir in Briefen mittheilen könnte. -- Vor allen Dingen sorge jetzt für Deine Herstellung. Nichts kann für Deine Kinder wichtiger seyn. Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern mehr seyn! Wie sehnen wir alle uns nach Dir, nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. -- Un-
konnten, da es der kleine Menſch Dir gar zu ſauer gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu lange beraubt. Er wird viel zu ſchaffen haben, dies alles bei uns zu vergüten. Du haſt alſo wäh- rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das konnteſt Du mit ihr ſicher wagen, dafern ſie dieſes Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen kann, doch wird dies am leichteſten gehen, wenn Du ihn bis zu Deiner Herſtellung mit ſeiner Amme ganz der Gertrud übergibſt. — Die große Stille des Kindes laß Dich nicht zu ernſtlich kümmern. Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem erſten Schlafe vor ſich. Laß ihn jetzt nur noch vegetiren, das ſchadet nicht, wenn nur vorerſt ſein phyſiſches Leben gekräftigt wird, und dazu kennſt Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel beſſer als ich ſie Dir in Briefen mittheilen könnte. — Vor allen Dingen ſorge jetzt für Deine Herſtellung. Nichts kann für Deine Kinder wichtiger ſeyn. Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern mehr ſeyn! Wie ſehnen wir alle uns nach Dir, nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. — Un-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0136"n="128"/>
konnten, da es der kleine Menſch Dir gar zu ſauer<lb/>
gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu<lb/>
lange beraubt. Er wird viel zu ſchaffen haben,<lb/>
dies alles bei uns zu vergüten. Du haſt alſo wäh-<lb/>
rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen<lb/>
Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das<lb/>
konnteſt Du mit ihr ſicher wagen, dafern ſie dieſes<lb/>
Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen<lb/>
kann, doch wird dies am leichteſten gehen, wenn<lb/>
Du ihn bis zu Deiner Herſtellung mit ſeiner Amme<lb/>
ganz der Gertrud übergibſt. — Die große Stille<lb/>
des Kindes laß Dich nicht zu ernſtlich kümmern.<lb/>
Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem<lb/>
erſten Schlafe vor ſich. Laß ihn jetzt nur noch<lb/>
vegetiren, das ſchadet nicht, wenn nur vorerſt ſein<lb/>
phyſiſches Leben gekräftigt wird, und dazu kennſt<lb/>
Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel beſſer als<lb/>
ich ſie Dir in Briefen mittheilen könnte. — Vor<lb/>
allen Dingen ſorge jetzt für Deine Herſtellung.<lb/>
Nichts kann für Deine Kinder wichtiger ſeyn.<lb/>
Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern<lb/>
mehr ſeyn! Wie ſehnen wir alle uns nach Dir,<lb/>
nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. — Un-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[128/0136]
konnten, da es der kleine Menſch Dir gar zu ſauer
gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu
lange beraubt. Er wird viel zu ſchaffen haben,
dies alles bei uns zu vergüten. Du haſt alſo wäh-
rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen
Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das
konnteſt Du mit ihr ſicher wagen, dafern ſie dieſes
Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen
kann, doch wird dies am leichteſten gehen, wenn
Du ihn bis zu Deiner Herſtellung mit ſeiner Amme
ganz der Gertrud übergibſt. — Die große Stille
des Kindes laß Dich nicht zu ernſtlich kümmern.
Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem
erſten Schlafe vor ſich. Laß ihn jetzt nur noch
vegetiren, das ſchadet nicht, wenn nur vorerſt ſein
phyſiſches Leben gekräftigt wird, und dazu kennſt
Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel beſſer als
ich ſie Dir in Briefen mittheilen könnte. — Vor
allen Dingen ſorge jetzt für Deine Herſtellung.
Nichts kann für Deine Kinder wichtiger ſeyn.
Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern
mehr ſeyn! Wie ſehnen wir alle uns nach Dir,
nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. — Un-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/136>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.