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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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ihm nothwendig war. Jndessen hat er ihm Urlaub
verheissen, wenn in Jahresfrist keine Klage über
ihn einlief. -- Platov sagt mir, der junge Mensch
habe ein brennendes Verlangen, seine Schwester
unter uns zu sehen, und werde sich schon zusam-
mennehmen. -- Er hat Mathilden durch Platov
einen Brief gesandt, der zwar elend genug stilisirt
ist, und noch elender geschrieben, worauf die gebil-
detere Schwester aber dennoch große Tropfen fallen
ließ, als sie ihn las. Der General ist, trotz seiner
Strenge, gütig genug gegen ihn, ihm mehrere Leh-
rer zu halten, damit er ihn aus der gröbsten Roh-
heit heraus reisse. Und dies Glück ihres Bruders
machte der Schwester Thränen fallen. O ich möchte
ihm die väterliche Hand küssen, rief sie aus, als
sie las, daß er ihm Lehrer im Zeichnen und in der
Mathematik halte. Jch schließe diesen Brief, und
kann es um desto eher, da alle unsere Leutchen Dir
geschrieben und Du ohnehin auf einmal fast zu
viel zu lesen bekommst. Grüße Deinen treflichen
Gemahl von deiner und seiner Selma, und lebe
wohl!



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ihm nothwendig war. Jndeſſen hat er ihm Urlaub
verheiſſen, wenn in Jahresfriſt keine Klage über
ihn einlief. — Platov ſagt mir, der junge Menſch
habe ein brennendes Verlangen, ſeine Schweſter
unter uns zu ſehen, und werde ſich ſchon zuſam-
mennehmen. — Er hat Mathilden durch Platov
einen Brief geſandt, der zwar elend genug ſtiliſirt
iſt, und noch elender geſchrieben, worauf die gebil-
detere Schweſter aber dennoch große Tropfen fallen
ließ, als ſie ihn las. Der General iſt, trotz ſeiner
Strenge, gütig genug gegen ihn, ihm mehrere Leh-
rer zu halten, damit er ihn aus der gröbſten Roh-
heit heraus reiſſe. Und dies Glück ihres Bruders
machte der Schweſter Thränen fallen. O ich möchte
ihm die väterliche Hand küſſen, rief ſie aus, als
ſie las, daß er ihm Lehrer im Zeichnen und in der
Mathematik halte. Jch ſchließe dieſen Brief, und
kann es um deſto eher, da alle unſere Leutchen Dir
geſchrieben und Du ohnehin auf einmal faſt zu
viel zu leſen bekommſt. Grüße Deinen treflichen
Gemahl von deiner und ſeiner Selma, und lebe
wohl!



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[121/0129] ihm nothwendig war. Jndeſſen hat er ihm Urlaub verheiſſen, wenn in Jahresfriſt keine Klage über ihn einlief. — Platov ſagt mir, der junge Menſch habe ein brennendes Verlangen, ſeine Schweſter unter uns zu ſehen, und werde ſich ſchon zuſam- mennehmen. — Er hat Mathilden durch Platov einen Brief geſandt, der zwar elend genug ſtiliſirt iſt, und noch elender geſchrieben, worauf die gebil- detere Schweſter aber dennoch große Tropfen fallen ließ, als ſie ihn las. Der General iſt, trotz ſeiner Strenge, gütig genug gegen ihn, ihm mehrere Leh- rer zu halten, damit er ihn aus der gröbſten Roh- heit heraus reiſſe. Und dies Glück ihres Bruders machte der Schweſter Thränen fallen. O ich möchte ihm die väterliche Hand küſſen, rief ſie aus, als ſie las, daß er ihm Lehrer im Zeichnen und in der Mathematik halte. Jch ſchließe dieſen Brief, und kann es um deſto eher, da alle unſere Leutchen Dir geſchrieben und Du ohnehin auf einmal faſt zu viel zu leſen bekommſt. Grüße Deinen treflichen Gemahl von deiner und ſeiner Selma, und lebe wohl! (16)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/129>, abgerufen am 24.11.2024.