Aber wenn nun der Schlummer gewichen Wenn nun die friedlichen Träume verblichen, Ach dann erwachet der Zwiespalt der Kummer.
Morgen.
Abends labt wieder der freundliche Schlummer, Und wenn die Träume nun alle verblühet, Dann auch ein hellerer Morgen erglühet.
Darf ich das behalten, Woldemar? Ja, Tante, nun du es einmal gesehen hast. Darf ich es dei- ner Mutter schicken? O ja. Auch sie darf alles sehen, was in mir ist, und aus mir kommt.
Sein Reisejournal wird er mit nächstem an den Vater abschicken. Was ich bis jetzt davon gelesen, kündigt einen treflichen Beobachter an.
Jeden Abend nach dem Essen bleiben wir am Tisch versammelt, und da werden mündliche Be- richte erstattet. Bald erzählt Platov, bald Wol- demar. Der Pfarrer scheint dann wohl bis zum Lächeln erheitert. Und Betty, welche sonst an
Hirte.
Aber wenn nun der Schlummer gewichen Wenn nun die friedlichen Träume verblichen, Ach dann erwachet der Zwieſpalt der Kummer.
Morgen.
Abends labt wieder der freundliche Schlummer, Und wenn die Träume nun alle verblühet, Dann auch ein hellerer Morgen erglühet.
Darf ich das behalten, Woldemar? Ja, Tante, nun du es einmal geſehen haſt. Darf ich es dei- ner Mutter ſchicken? O ja. Auch ſie darf alles ſehen, was in mir iſt, und aus mir kommt.
Sein Reiſejournal wird er mit nächſtem an den Vater abſchicken. Was ich bis jetzt davon geleſen, kündigt einen treflichen Beobachter an.
Jeden Abend nach dem Eſſen bleiben wir am Tiſch verſammelt, und da werden mündliche Be- richte erſtattet. Bald erzählt Platov, bald Wol- demar. Der Pfarrer ſcheint dann wohl bis zum Lächeln erheitert. Und Betty, welche ſonſt an
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Hirte.
Aber wenn nun der Schlummer gewichen
Wenn nun die friedlichen Träume verblichen,
Ach dann erwachet der Zwieſpalt der Kummer.
Morgen.
Abends labt wieder der freundliche Schlummer,
Und wenn die Träume nun alle verblühet,
Dann auch ein hellerer Morgen erglühet.
Darf ich das behalten, Woldemar? Ja, Tante,
nun du es einmal geſehen haſt. Darf ich es dei-
ner Mutter ſchicken? O ja. Auch ſie darf alles
ſehen, was in mir iſt, und aus mir kommt.
Sein Reiſejournal wird er mit nächſtem an den
Vater abſchicken. Was ich bis jetzt davon geleſen,
kündigt einen treflichen Beobachter an.
Jeden Abend nach dem Eſſen bleiben wir am
Tiſch verſammelt, und da werden mündliche Be-
richte erſtattet. Bald erzählt Platov, bald Wol-
demar. Der Pfarrer ſcheint dann wohl bis zum
Lächeln erheitert. Und Betty, welche ſonſt an
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/125>, abgerufen am 28.11.2024.
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