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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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meynen. Wie ist dem abzuhelfen? Bei unserer
jetzigen Lebensweise wohl nicht so ganz leicht.
Wären unsere Genüsse einfach, ja dann fiele diese
Schwierigkeit weg: wir ließen sie an allem, was
unsern Gaumen erfreut, ihren vollen Antheil
haben, und damit wäre die Sache abgethan,
und des Kindes Wunsch gestillt, ehe er zur schäd-
lichen Begierde werden könnte. Aber bei unserer
Lebensweise, wo so vieles zum täglichen Genusse
gehört, was zum wenigsten der physischen Ent-
wickelung des jungen Menschenwesens nicht gün-
stig, und so oft wohl sehr schädlich ist -- was ist
da zu thun? So lange die Kinder noch am Tage
schlafen, lasse man sie früher essen, und während
der Mahlzeit ihrer Eltern schlafen!

Kinder verdauen schnell, daher ihr oft erneue-
ter Magenreiz während des Tages, daher ihr
öfteres Verlangen nach Speise. Laß Jda nie lan-
ge warten, wenn sie etwas fodert, so lange es
nämlich wirklicher Hunger und nicht Leckerei ist.
Gib ihr zeitig ihr Frühstück, so wie sie des
Morgens aufgestanden, gewaschen und angeklei-



meynen. Wie iſt dem abzuhelfen? Bei unſerer
jetzigen Lebensweiſe wohl nicht ſo ganz leicht.
Wären unſere Genüſſe einfach, ja dann fiele dieſe
Schwierigkeit weg: wir ließen ſie an allem, was
unſern Gaumen erfreut, ihren vollen Antheil
haben, und damit wäre die Sache abgethan,
und des Kindes Wunſch geſtillt, ehe er zur ſchäd-
lichen Begierde werden könnte. Aber bei unſerer
Lebensweiſe, wo ſo vieles zum täglichen Genuſſe
gehört, was zum wenigſten der phyſiſchen Ent-
wickelung des jungen Menſchenweſens nicht gün-
ſtig, und ſo oft wohl ſehr ſchädlich iſt — was iſt
da zu thun? So lange die Kinder noch am Tage
ſchlafen, laſſe man ſie früher eſſen, und während
der Mahlzeit ihrer Eltern ſchlafen!

Kinder verdauen ſchnell, daher ihr oft erneue-
ter Magenreiz während des Tages, daher ihr
öfteres Verlangen nach Speiſe. Laß Jda nie lan-
ge warten, wenn ſie etwas fodert, ſo lange es
nämlich wirklicher Hunger und nicht Leckerei iſt.
Gib ihr zeitig ihr Frühſtück, ſo wie ſie des
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[67/0081] meynen. Wie iſt dem abzuhelfen? Bei unſerer jetzigen Lebensweiſe wohl nicht ſo ganz leicht. Wären unſere Genüſſe einfach, ja dann fiele dieſe Schwierigkeit weg: wir ließen ſie an allem, was unſern Gaumen erfreut, ihren vollen Antheil haben, und damit wäre die Sache abgethan, und des Kindes Wunſch geſtillt, ehe er zur ſchäd- lichen Begierde werden könnte. Aber bei unſerer Lebensweiſe, wo ſo vieles zum täglichen Genuſſe gehört, was zum wenigſten der phyſiſchen Ent- wickelung des jungen Menſchenweſens nicht gün- ſtig, und ſo oft wohl ſehr ſchädlich iſt — was iſt da zu thun? So lange die Kinder noch am Tage ſchlafen, laſſe man ſie früher eſſen, und während der Mahlzeit ihrer Eltern ſchlafen! Kinder verdauen ſchnell, daher ihr oft erneue- ter Magenreiz während des Tages, daher ihr öfteres Verlangen nach Speiſe. Laß Jda nie lan- ge warten, wenn ſie etwas fodert, ſo lange es nämlich wirklicher Hunger und nicht Leckerei iſt. Gib ihr zeitig ihr Frühſtück, ſo wie ſie des Morgens aufgeſtanden, gewaſchen und angeklei-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/81>, abgerufen am 22.11.2024.