nunft gehören. Gib ihr Gründe, sobald sie sie, und solche, die sie fassen kann.
Mache ihr die innere Nothwendigkeit anschau- lich, erkannten Gründen immer zu gehorchen. Jch spreche von der Zeit, wo schon von Vernunftgrün- den die Rede seyn kann; sie wird kommen. Jhr zuvoreilen, ist sehr schädlich, und verleitet die Kin- der zum altklugen Vernünfteln. Jda will z. B. im nahen Sommer gern auf's Land, und kann es nicht erwarten, bis sie zu ihrem Gärtchen kommt, und zu ihren Blumen, ihren Hühnern und ihrer kleinen Voliere. Sie weiß, wie auch Du am Landleben hängst. Du hast aber ihrem abwesen- den Vater versprochen, bis zu seiner Wiederkehr die Aufsicht über den Bau und die Einrichtung sei- ner neuen Zimmer in der Stadt zu haben. Sehr begreiflich läßt sich's dem Kinde hieran machen, wie man sich es oft auflegen müsse, auch seinen süßesten Wünschen zu entsagen. Aehnliche Veranlassung zu solcher Belehrung gibt das tägliche Leben genug. Gebrauche die hervorspringendsten dazu; aber nur so oft sie Dich darum angeht. Fodert sie keine
nunft gehören. Gib ihr Gründe, ſobald ſie ſie, und ſolche, die ſie faſſen kann.
Mache ihr die innere Nothwendigkeit anſchau- lich, erkannten Gründen immer zu gehorchen. Jch ſpreche von der Zeit, wo ſchon von Vernunftgrün- den die Rede ſeyn kann; ſie wird kommen. Jhr zuvoreilen, iſt ſehr ſchädlich, und verleitet die Kin- der zum altklugen Vernünfteln. Jda will z. B. im nahen Sommer gern auf’s Land, und kann es nicht erwarten, bis ſie zu ihrem Gärtchen kommt, und zu ihren Blumen, ihren Hühnern und ihrer kleinen Voliere. Sie weiß, wie auch Du am Landleben hängſt. Du haſt aber ihrem abweſen- den Vater verſprochen, bis zu ſeiner Wiederkehr die Aufſicht über den Bau und die Einrichtung ſei- ner neuen Zimmer in der Stadt zu haben. Sehr begreiflich läßt ſich’s dem Kinde hieran machen, wie man ſich es oft auflegen müſſe, auch ſeinen ſüßeſten Wünſchen zu entſagen. Aehnliche Veranlaſſung zu ſolcher Belehrung gibt das tägliche Leben genug. Gebrauche die hervorſpringendſten dazu; aber nur ſo oft ſie Dich darum angeht. Fodert ſie keine
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nunft gehören. Gib ihr Gründe, ſobald ſie ſie,
und ſolche, die ſie faſſen kann.
Mache ihr die innere Nothwendigkeit anſchau-
lich, erkannten Gründen immer zu gehorchen. Jch
ſpreche von der Zeit, wo ſchon von Vernunftgrün-
den die Rede ſeyn kann; ſie wird kommen. Jhr
zuvoreilen, iſt ſehr ſchädlich, und verleitet die Kin-
der zum altklugen Vernünfteln. Jda will z. B.
im nahen Sommer gern auf’s Land, und kann es
nicht erwarten, bis ſie zu ihrem Gärtchen kommt,
und zu ihren Blumen, ihren Hühnern und ihrer
kleinen Voliere. Sie weiß, wie auch Du am
Landleben hängſt. Du haſt aber ihrem abweſen-
den Vater verſprochen, bis zu ſeiner Wiederkehr
die Aufſicht über den Bau und die Einrichtung ſei-
ner neuen Zimmer in der Stadt zu haben. Sehr
begreiflich läßt ſich’s dem Kinde hieran machen, wie
man ſich es oft auflegen müſſe, auch ſeinen ſüßeſten
Wünſchen zu entſagen. Aehnliche Veranlaſſung
zu ſolcher Belehrung gibt das tägliche Leben genug.
Gebrauche die hervorſpringendſten dazu; aber nur
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/74>, abgerufen am 22.11.2024.
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