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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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lieb sind, und setze das Ziel immer weiter hinaus:
ihr Auge wird sich gewiß anstrengen, den neuen
Gegenstand an demselben Orte zu erkennen, und
Du wirst mit Freuden sehen, wie ihr Blick immer
schärfer wird. Wenn Du einmal abwesend seyn
mußt, so laß Gertrud Dir mit ihr entgegen kom-
men, und ihr nicht sagen: Die Mutter kommt,
aber genau darauf merken, wie bald sie Dich er-
kennt: sie muß nämlich wissen, daß sie Dir ent-
gegen geht. Solche Uebungen sind sehr leicht und
ungesucht täglich anzustellen.

Auf eine ähnliche Weise läßt sich auch das Ohr
üben. Z. B. der Bruder Woldemar, oder der
Onkel find ausgewesen und kommen wieder, ohne
daß Jda sie kommen sieht. Du bist oben mit ihr
im Stübchen: Du hörst unten sprechen, aber nur
noch undeutlich, und die Stimme ist noch nicht
ganz kenntlich. Du fragst: Jda, wer spricht da
unten? sie wird sich schon anstrengen, zu hören,
wer der Sprechende ist. Auf tausendfache Art
lassen sich solche Versuche machen, und was kann
man mit den kleinen Wichten, die so gern unter-



lieb ſind, und ſetze das Ziel immer weiter hinaus:
ihr Auge wird ſich gewiß anſtrengen, den neuen
Gegenſtand an demſelben Orte zu erkennen, und
Du wirſt mit Freuden ſehen, wie ihr Blick immer
ſchärfer wird. Wenn Du einmal abweſend ſeyn
mußt, ſo laß Gertrud Dir mit ihr entgegen kom-
men, und ihr nicht ſagen: Die Mutter kommt,
aber genau darauf merken, wie bald ſie Dich er-
kennt: ſie muß nämlich wiſſen, daß ſie Dir ent-
gegen geht. Solche Uebungen ſind ſehr leicht und
ungeſucht täglich anzuſtellen.

Auf eine ähnliche Weiſe läßt ſich auch das Ohr
üben. Z. B. der Bruder Woldemar, oder der
Onkel find ausgeweſen und kommen wieder, ohne
daß Jda ſie kommen ſieht. Du biſt oben mit ihr
im Stübchen: Du hörſt unten ſprechen, aber nur
noch undeutlich, und die Stimme iſt noch nicht
ganz kenntlich. Du fragſt: Jda, wer ſpricht da
unten? ſie wird ſich ſchon anſtrengen, zu hören,
wer der Sprechende iſt. Auf tauſendfache Art
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man mit den kleinen Wichten, die ſo gern unter-

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[50/0064] lieb ſind, und ſetze das Ziel immer weiter hinaus: ihr Auge wird ſich gewiß anſtrengen, den neuen Gegenſtand an demſelben Orte zu erkennen, und Du wirſt mit Freuden ſehen, wie ihr Blick immer ſchärfer wird. Wenn Du einmal abweſend ſeyn mußt, ſo laß Gertrud Dir mit ihr entgegen kom- men, und ihr nicht ſagen: Die Mutter kommt, aber genau darauf merken, wie bald ſie Dich er- kennt: ſie muß nämlich wiſſen, daß ſie Dir ent- gegen geht. Solche Uebungen ſind ſehr leicht und ungeſucht täglich anzuſtellen. Auf eine ähnliche Weiſe läßt ſich auch das Ohr üben. Z. B. der Bruder Woldemar, oder der Onkel find ausgeweſen und kommen wieder, ohne daß Jda ſie kommen ſieht. Du biſt oben mit ihr im Stübchen: Du hörſt unten ſprechen, aber nur noch undeutlich, und die Stimme iſt noch nicht ganz kenntlich. Du fragſt: Jda, wer ſpricht da unten? ſie wird ſich ſchon anſtrengen, zu hören, wer der Sprechende iſt. Auf tauſendfache Art laſſen ſich ſolche Verſuche machen, und was kann man mit den kleinen Wichten, die ſo gern unter-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/64>, abgerufen am 26.12.2024.