chen, und verweile immer etwas länger mit ihr im Freien. Kleide sie dann etwas wärmer, doch hülle sie nicht zu sehr ein, damit sie unsern Zahn- schmerz, Ohrenzwang, und das ganze furchtbare Heer von Erkältungsübeln (Rheumatismen ge- nannt) nie aus eigner Erfahrung kenne.
Hat man es doch für möglich gehalten, daß durch sorgsame Kinderdiät, die fürchterliche Blat- ternkrankheit ganz von den Kindern abzuwenden stehe. Und wenn dies auch nur frommer Wunsch und Glaube blieb, so lag ihm doch sicherlich etwas Reeles zum Grunde, nemlich das, daß man durch wohlverstandene Diät und eine wohlge- ordnete Lebensweise, die sich der Natur so nahe als möglich hält, gar vieles ausrichten könne, wenn sie von den ersten Lebenstagen des Kindes an ununterbrochen und in einem Sinne fortge- setzt wird. Selbst Skrofelkrankheiten müssen sicherlich vermieden werden können. Und wie die- se den Kindern oft nicht nur die ganze Kindheit verderben, sondern ihnen wie grausame Pla- gegeister, oft das ganze Leben hindurch, auf den
chen, und verweile immer etwas länger mit ihr im Freien. Kleide ſie dann etwas wärmer, doch hülle ſie nicht zu ſehr ein, damit ſie unſern Zahn- ſchmerz, Ohrenzwang, und das ganze furchtbare Heer von Erkältungsübeln (Rheumatismen ge- nannt) nie aus eigner Erfahrung kenne.
Hat man es doch für möglich gehalten, daß durch ſorgſame Kinderdiät, die fürchterliche Blat- ternkrankheit ganz von den Kindern abzuwenden ſtehe. Und wenn dies auch nur frommer Wunſch und Glaube blieb, ſo lag ihm doch ſicherlich etwas Reeles zum Grunde, nemlich das, daß man durch wohlverſtandene Diät und eine wohlge- ordnete Lebensweiſe, die ſich der Natur ſo nahe als möglich hält, gar vieles ausrichten könne, wenn ſie von den erſten Lebenstagen des Kindes an ununterbrochen und in einem Sinne fortge- ſetzt wird. Selbſt Skrofelkrankheiten müſſen ſicherlich vermieden werden können. Und wie die- ſe den Kindern oft nicht nur die ganze Kindheit verderben, ſondern ihnen wie grauſame Pla- gegeiſter, oft das ganze Leben hindurch, auf den
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chen, und verweile immer etwas länger mit ihr
im Freien. Kleide ſie dann etwas wärmer, doch
hülle ſie nicht zu ſehr ein, damit ſie unſern Zahn-
ſchmerz, Ohrenzwang, und das ganze furchtbare
Heer von Erkältungsübeln (Rheumatismen ge-
nannt) nie aus eigner Erfahrung kenne.
Hat man es doch für möglich gehalten, daß
durch ſorgſame Kinderdiät, die fürchterliche Blat-
ternkrankheit ganz von den Kindern abzuwenden
ſtehe. Und wenn dies auch nur frommer Wunſch
und Glaube blieb, ſo lag ihm doch ſicherlich etwas
Reeles zum Grunde, nemlich das, daß man
durch wohlverſtandene Diät und eine wohlge-
ordnete Lebensweiſe, die ſich der Natur ſo nahe
als möglich hält, gar vieles ausrichten könne,
wenn ſie von den erſten Lebenstagen des Kindes
an ununterbrochen und in einem Sinne fortge-
ſetzt wird. Selbſt Skrofelkrankheiten müſſen
ſicherlich vermieden werden können. Und wie die-
ſe den Kindern oft nicht nur die ganze Kindheit
verderben, ſondern ihnen wie grauſame Pla-
gegeiſter, oft das ganze Leben hindurch, auf den
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/29>, abgerufen am 16.02.2025.
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