Jda. Wie meynst du das? Jch verstehe dich nicht. Was hast du gebrochen?
Paul. Als ich an der Heerstraße an Jhrem Wagen stand, und Sie mir sagten: "Trinke kei- nen solchen Trank, wovon die Leute toll werden" da habe ich es Gott und Jhnen leise versprochen, daß ich keinen Branntwein je wieder anrühren wollte. Und nun habe ich mich am Mittwoch be- trunken, und habe die Nacht auf der Straße ge- legen, und nun darf ich Sie nicht mehr lieb ha- ben, und Sie auch nicht, Jhr Gnaden, und ich weiß nicht 'mal, ob ich noch für Sie beten darf; denn Gott wird mein Gebet nicht erhören. Jetzt will ich gehen und fasten und sterben, wenn Gott will. --
Jda weinte, daß sie laut schluchzte. "Willst du denn gar nicht wieder kommen?"
Paul. Vielleicht, Fräulein, komme ich noch einmal wieder. Es ist mir ja, als wenn ich in Gottes Himmel käme, wenn ich in Jhr Haus trete.
Paul. Jch habe mein Gelübde gebrochen!
Jda. Wie meynſt du das? Jch verſtehe dich nicht. Was haſt du gebrochen?
Paul. Als ich an der Heerſtraße an Jhrem Wagen ſtand, und Sie mir ſagten: „Trinke kei- nen ſolchen Trank, wovon die Leute toll werden‟ da habe ich es Gott und Jhnen leiſe verſprochen, daß ich keinen Branntwein je wieder anrühren wollte. Und nun habe ich mich am Mittwoch be- trunken, und habe die Nacht auf der Straße ge- legen, und nun darf ich Sie nicht mehr lieb ha- ben, und Sie auch nicht, Jhr Gnaden, und ich weiß nicht ’mal, ob ich noch für Sie beten darf; denn Gott wird mein Gebet nicht erhören. Jetzt will ich gehen und faſten und ſterben, wenn Gott will. —
Jda weinte, daß ſie laut ſchluchzte. „Willſt du denn gar nicht wieder kommen?‟
Paul. Vielleicht, Fräulein, komme ich noch einmal wieder. Es iſt mir ja, als wenn ich in Gottes Himmel käme, wenn ich in Jhr Haus trete.
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Paul. Jch habe mein Gelübde gebrochen!
Jda. Wie meynſt du das? Jch verſtehe dich
nicht. Was haſt du gebrochen?
Paul. Als ich an der Heerſtraße an Jhrem
Wagen ſtand, und Sie mir ſagten: „Trinke kei-
nen ſolchen Trank, wovon die Leute toll werden‟
da habe ich es Gott und Jhnen leiſe verſprochen,
daß ich keinen Branntwein je wieder anrühren
wollte. Und nun habe ich mich am Mittwoch be-
trunken, und habe die Nacht auf der Straße ge-
legen, und nun darf ich Sie nicht mehr lieb ha-
ben, und Sie auch nicht, Jhr Gnaden, und ich
weiß nicht ’mal, ob ich noch für Sie beten darf;
denn Gott wird mein Gebet nicht erhören. Jetzt
will ich gehen und faſten und ſterben, wenn Gott
will. —
Jda weinte, daß ſie laut ſchluchzte. „Willſt
du denn gar nicht wieder kommen?‟
Paul. Vielleicht, Fräulein, komme ich noch
einmal wieder. Es iſt mir ja, als wenn ich in
Gottes Himmel käme, wenn ich in Jhr Haus trete.
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/236>, abgerufen am 22.11.2024.
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