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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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sie ihr thun soll. Gertrud, die an Jda's Lieblich-
keit gewöhnt ist, nimmt das für Hochmuth von
der Kleinen. Nun hat sie ihr zwar nie harte
Worte gegeben; aber es taugt nicht, wenn Men-
schen, die sich so nahe berühren, ohne Liebe neben
einander sind. Von jeder Verstimmung kann man
zurückkommen, ja vom Hasse kann das Herz eher
genesen, als von der kalten Lieblosigkeit. Zu mir
allein hat die arme Mathilde volles, kindliches
Vertrauen. Mit mir muß sie es auch nur zu schaf-
fen haben, bis ihr Herz wieder geheilt, und Liebe
sein Element geworden ist, in dem es sich schön
und frei bewegen mag.

Platov hat nach Z. geschrieben, um Nachricht
von dem Kornet einzuziehen. Er ist schon wieder
frei, ist seiner großen Jugend wegen mit der
Kassation verschont, und wird ihm zur Bezahlung
seiner Schulden, alle Monate vom Gehalt ein Ge-
wißes abgezogen. Da hat nun Mathilde die
beste Gelegenheit, ihr Erspartes zu brauchen. Sie
hat es Platov schon gebracht, damit er es dem
Kornet in ihrem Namen übersende. Jch habe der

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ſie ihr thun ſoll. Gertrud, die an Jda’s Lieblich-
keit gewöhnt iſt, nimmt das für Hochmuth von
der Kleinen. Nun hat ſie ihr zwar nie harte
Worte gegeben; aber es taugt nicht, wenn Men-
ſchen, die ſich ſo nahe berühren, ohne Liebe neben
einander ſind. Von jeder Verſtimmung kann man
zurückkommen, ja vom Haſſe kann das Herz eher
geneſen, als von der kalten Liebloſigkeit. Zu mir
allein hat die arme Mathilde volles, kindliches
Vertrauen. Mit mir muß ſie es auch nur zu ſchaf-
fen haben, bis ihr Herz wieder geheilt, und Liebe
ſein Element geworden iſt, in dem es ſich ſchön
und frei bewegen mag.

Platov hat nach Z. geſchrieben, um Nachricht
von dem Kornet einzuziehen. Er iſt ſchon wieder
frei, iſt ſeiner großen Jugend wegen mit der
Kaſſation verſchont, und wird ihm zur Bezahlung
ſeiner Schulden, alle Monate vom Gehalt ein Ge-
wißes abgezogen. Da hat nun Mathilde die
beſte Gelegenheit, ihr Erſpartes zu brauchen. Sie
hat es Platov ſchon gebracht, damit er es dem
Kornet in ihrem Namen überſende. Jch habe der

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[209/0223] ſie ihr thun ſoll. Gertrud, die an Jda’s Lieblich- keit gewöhnt iſt, nimmt das für Hochmuth von der Kleinen. Nun hat ſie ihr zwar nie harte Worte gegeben; aber es taugt nicht, wenn Men- ſchen, die ſich ſo nahe berühren, ohne Liebe neben einander ſind. Von jeder Verſtimmung kann man zurückkommen, ja vom Haſſe kann das Herz eher geneſen, als von der kalten Liebloſigkeit. Zu mir allein hat die arme Mathilde volles, kindliches Vertrauen. Mit mir muß ſie es auch nur zu ſchaf- fen haben, bis ihr Herz wieder geheilt, und Liebe ſein Element geworden iſt, in dem es ſich ſchön und frei bewegen mag. Platov hat nach Z. geſchrieben, um Nachricht von dem Kornet einzuziehen. Er iſt ſchon wieder frei, iſt ſeiner großen Jugend wegen mit der Kaſſation verſchont, und wird ihm zur Bezahlung ſeiner Schulden, alle Monate vom Gehalt ein Ge- wißes abgezogen. Da hat nun Mathilde die beſte Gelegenheit, ihr Erſpartes zu brauchen. Sie hat es Platov ſchon gebracht, damit er es dem Kornet in ihrem Namen überſende. Jch habe der (27)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/223>, abgerufen am 22.11.2024.