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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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Sinn durch Emanation von Jhnen aus in die auf-
blühende Menschheit überströmen.

Jch. Sie wissen die eben geritzte Wunde sehr
sanft zu verbinden.

Pfarrer. Während des so aufgeklärten Zeit-
alters erlosch dies heilige Feuer auch in den Her-
zen der weiblichen Welt, wenigstens der gebilde-
ten großen Welt. Und Jhr Freund, theure Selma,
ist es nun schon seit lange gewohnt, auf die
wohlthätige Erscheinung weiblicher Religiosität
Verzicht zu thun, sobald er einen beträchtlichen
Grad der Bildung gewahr wird. Mußt' ich nicht
kleingläubig, furchtsam, ja fast hoffnungslos mich
Jhnen in dieser Rücksicht nahen? Durft' ich es
erwarten, in einer Seele, in einem Geiste
Eigenthümlichkeiten vereint zu sehen, die ich so
lange schon nur noch isolirt gefunden hatte? Bis
zu dieser Stunde mocht' ich es nicht wagen, Sie
auf solche Gegenstände zu bringen, weil ich mir
die Freude einer reinen Achtung durch nichts trü-
ben wollte. Jch wagte es also auch nicht, diesen
Punkt als Erziehungsgrundsatz fragend bei Jhnen

Sinn durch Emanation von Jhnen aus in die auf-
blühende Menſchheit überſtrömen.

Jch. Sie wiſſen die eben geritzte Wunde ſehr
ſanft zu verbinden.

Pfarrer. Während des ſo aufgeklärten Zeit-
alters erloſch dies heilige Feuer auch in den Her-
zen der weiblichen Welt, wenigſtens der gebilde-
ten großen Welt. Und Jhr Freund, theure Selma,
iſt es nun ſchon ſeit lange gewohnt, auf die
wohlthätige Erſcheinung weiblicher Religioſität
Verzicht zu thun, ſobald er einen beträchtlichen
Grad der Bildung gewahr wird. Mußt’ ich nicht
kleingläubig, furchtſam, ja faſt hoffnungslos mich
Jhnen in dieſer Rückſicht nahen? Durft’ ich es
erwarten, in einer Seele, in einem Geiſte
Eigenthümlichkeiten vereint zu ſehen, die ich ſo
lange ſchon nur noch iſolirt gefunden hatte? Bis
zu dieſer Stunde mocht’ ich es nicht wagen, Sie
auf ſolche Gegenſtände zu bringen, weil ich mir
die Freude einer reinen Achtung durch nichts trü-
ben wollte. Jch wagte es alſo auch nicht, dieſen
Punkt als Erziehungsgrundſatz fragend bei Jhnen

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[190/0204] Sinn durch Emanation von Jhnen aus in die auf- blühende Menſchheit überſtrömen. Jch. Sie wiſſen die eben geritzte Wunde ſehr ſanft zu verbinden. Pfarrer. Während des ſo aufgeklärten Zeit- alters erloſch dies heilige Feuer auch in den Her- zen der weiblichen Welt, wenigſtens der gebilde- ten großen Welt. Und Jhr Freund, theure Selma, iſt es nun ſchon ſeit lange gewohnt, auf die wohlthätige Erſcheinung weiblicher Religioſität Verzicht zu thun, ſobald er einen beträchtlichen Grad der Bildung gewahr wird. Mußt’ ich nicht kleingläubig, furchtſam, ja faſt hoffnungslos mich Jhnen in dieſer Rückſicht nahen? Durft’ ich es erwarten, in einer Seele, in einem Geiſte Eigenthümlichkeiten vereint zu ſehen, die ich ſo lange ſchon nur noch iſolirt gefunden hatte? Bis zu dieſer Stunde mocht’ ich es nicht wagen, Sie auf ſolche Gegenſtände zu bringen, weil ich mir die Freude einer reinen Achtung durch nichts trü- ben wollte. Jch wagte es alſo auch nicht, dieſen Punkt als Erziehungsgrundſatz fragend bei Jhnen

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/204>, abgerufen am 23.11.2024.