kann die Freude in diesem fast thierischen Charak- ter so widerlich seyn! Jch fürchte, Jda gibt künf- tig keinem Arbeiter, der sie darum anspricht, ei- nen Groschen zum Trinken, nun sie es weiß, daß diese Art Lustigkeit vom Trinken herkommt; denn, das war ja das einzige, was sich ihr über die Sache sagen ließ.
Auch Woldemar merkte auf, als ich mit Jda sprach, sann ein Weilchen nach und wandte sich dann zu Platov mit der Frage: ob ein Trunkener, der doch nun nicht wüßte was er thäte, gestraft werden dürfe, wenn er Unglück anrichte? Pla- tov gab ihm die Frage zurück, und sagte: wenn ein Kind von 5 -- 6 Jahren, das man im Zim- mer ohne Aufsicht gelassen, ein brennend Licht zu nahe an einen Vorhang oder sonst an etwas leicht Feuer fangendes brächte und das Haus anzündete: ob dieses Kind, wenn es gerettet wäre, noch eine besondere Strafe verdiene? Woldemar sagte: nein. Pl. Und warum nicht, Lieber? -- Wold. Das Kind wußte ja nicht, was es that. -- Pl. Wenn aber einer von jenen trunkenen Bauern mit seiner
kann die Freude in dieſem faſt thieriſchen Charak- ter ſo widerlich ſeyn! Jch fürchte, Jda gibt künf- tig keinem Arbeiter, der ſie darum anſpricht, ei- nen Groſchen zum Trinken, nun ſie es weiß, daß dieſe Art Luſtigkeit vom Trinken herkommt; denn, das war ja das einzige, was ſich ihr über die Sache ſagen ließ.
Auch Woldemar merkte auf, als ich mit Jda ſprach, ſann ein Weilchen nach und wandte ſich dann zu Platov mit der Frage: ob ein Trunkener, der doch nun nicht wüßte was er thäte, geſtraft werden dürfe, wenn er Unglück anrichte? Pla- tov gab ihm die Frage zurück, und ſagte: wenn ein Kind von 5 — 6 Jahren, das man im Zim- mer ohne Aufſicht gelaſſen, ein brennend Licht zu nahe an einen Vorhang oder ſonſt an etwas leicht Feuer fangendes brächte und das Haus anzündete: ob dieſes Kind, wenn es gerettet wäre, noch eine beſondere Strafe verdiene? Woldemar ſagte: nein. Pl. Und warum nicht, Lieber? — Wold. Das Kind wußte ja nicht, was es that. — Pl. Wenn aber einer von jenen trunkenen Bauern mit ſeiner
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0149"n="135"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
kann die Freude in dieſem faſt thieriſchen Charak-<lb/>
ter ſo widerlich ſeyn! Jch fürchte, Jda gibt künf-<lb/>
tig keinem Arbeiter, der ſie darum anſpricht, ei-<lb/>
nen Groſchen zum Trinken, nun ſie es weiß,<lb/>
daß dieſe Art Luſtigkeit vom Trinken herkommt;<lb/>
denn, das war ja das einzige, was ſich ihr über<lb/>
die Sache ſagen ließ.</p><lb/><p>Auch Woldemar merkte auf, als ich mit Jda<lb/>ſprach, ſann ein Weilchen nach und wandte ſich<lb/>
dann zu Platov mit der Frage: ob ein Trunkener,<lb/>
der doch nun nicht wüßte was er thäte, geſtraft<lb/>
werden dürfe, wenn er Unglück anrichte? Pla-<lb/>
tov gab ihm die Frage zurück, und ſagte: wenn<lb/>
ein Kind von 5 — 6 Jahren, das man im Zim-<lb/>
mer ohne Aufſicht gelaſſen, ein brennend Licht zu<lb/>
nahe an einen Vorhang oder ſonſt an etwas leicht<lb/>
Feuer fangendes brächte und das Haus anzündete:<lb/>
ob dieſes Kind, wenn es gerettet wäre, noch eine<lb/>
beſondere Strafe verdiene? Woldemar ſagte: nein.<lb/>
Pl. Und warum nicht, Lieber? — Wold. Das<lb/>
Kind wußte ja nicht, was es that. — Pl. Wenn<lb/>
aber einer von jenen trunkenen Bauern mit ſeiner<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[135/0149]
kann die Freude in dieſem faſt thieriſchen Charak-
ter ſo widerlich ſeyn! Jch fürchte, Jda gibt künf-
tig keinem Arbeiter, der ſie darum anſpricht, ei-
nen Groſchen zum Trinken, nun ſie es weiß,
daß dieſe Art Luſtigkeit vom Trinken herkommt;
denn, das war ja das einzige, was ſich ihr über
die Sache ſagen ließ.
Auch Woldemar merkte auf, als ich mit Jda
ſprach, ſann ein Weilchen nach und wandte ſich
dann zu Platov mit der Frage: ob ein Trunkener,
der doch nun nicht wüßte was er thäte, geſtraft
werden dürfe, wenn er Unglück anrichte? Pla-
tov gab ihm die Frage zurück, und ſagte: wenn
ein Kind von 5 — 6 Jahren, das man im Zim-
mer ohne Aufſicht gelaſſen, ein brennend Licht zu
nahe an einen Vorhang oder ſonſt an etwas leicht
Feuer fangendes brächte und das Haus anzündete:
ob dieſes Kind, wenn es gerettet wäre, noch eine
beſondere Strafe verdiene? Woldemar ſagte: nein.
Pl. Und warum nicht, Lieber? — Wold. Das
Kind wußte ja nicht, was es that. — Pl. Wenn
aber einer von jenen trunkenen Bauern mit ſeiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/149>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.