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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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Freundin trennen, die mir theuer ist, wie das Le-
ben? Und so oft ich Deine Kinder ansehe, und
ihr Anblick mein Herz erquicken will, komme ich
mir wie eine Räuberin Deiner Freuden vor. Doch
nichts mehr von diesen widerwärtigen Gefühlen, die
ich oft meyne nicht ertragen zu können. Es müssen
andere an ihre Stelle treten. Auch Dir, Du
Gute! muß wieder wohl werden, so wie Du dem
Orte näher kommst, der Dich mit Deinem D*
endlich wieder vereinigt. Und so laß mich schwei-
gen, damit ich den Stachel des Schmerzes nicht
tiefer in Dein wundes Herz drücke.

Jch habe Dir häufige und getreue Berichte über
deine Kinder, besonders über Jda und Mathilde,
verheißen. Es sey also der Anfang sogleich ge-
macht. Auch wird Platov seinen ersten Brief
über Woldemar beischließen.

Als die schmerzliche Losreißung nun geschehen
war, als unsere Wagen nun einander entrollten,
Deiner nach Norden, der unsere nach Südwesten,
da versanken wir alle in ein tiefes Schweigen.



Freundin trennen, die mir theuer iſt, wie das Le-
ben? Und ſo oft ich Deine Kinder anſehe, und
ihr Anblick mein Herz erquicken will, komme ich
mir wie eine Räuberin Deiner Freuden vor. Doch
nichts mehr von dieſen widerwärtigen Gefühlen, die
ich oft meyne nicht ertragen zu können. Es müſſen
andere an ihre Stelle treten. Auch Dir, Du
Gute! muß wieder wohl werden, ſo wie Du dem
Orte näher kommſt, der Dich mit Deinem D*
endlich wieder vereinigt. Und ſo laß mich ſchwei-
gen, damit ich den Stachel des Schmerzes nicht
tiefer in Dein wundes Herz drücke.

Jch habe Dir häufige und getreue Berichte über
deine Kinder, beſonders über Jda und Mathilde,
verheißen. Es ſey alſo der Anfang ſogleich ge-
macht. Auch wird Platov ſeinen erſten Brief
über Woldemar beiſchließen.

Als die ſchmerzliche Losreißung nun geſchehen
war, als unſere Wagen nun einander entrollten,
Deiner nach Norden, der unſere nach Südweſten,
da verſanken wir alle in ein tiefes Schweigen.

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[128/0142] Freundin trennen, die mir theuer iſt, wie das Le- ben? Und ſo oft ich Deine Kinder anſehe, und ihr Anblick mein Herz erquicken will, komme ich mir wie eine Räuberin Deiner Freuden vor. Doch nichts mehr von dieſen widerwärtigen Gefühlen, die ich oft meyne nicht ertragen zu können. Es müſſen andere an ihre Stelle treten. Auch Dir, Du Gute! muß wieder wohl werden, ſo wie Du dem Orte näher kommſt, der Dich mit Deinem D* endlich wieder vereinigt. Und ſo laß mich ſchwei- gen, damit ich den Stachel des Schmerzes nicht tiefer in Dein wundes Herz drücke. Jch habe Dir häufige und getreue Berichte über deine Kinder, beſonders über Jda und Mathilde, verheißen. Es ſey alſo der Anfang ſogleich ge- macht. Auch wird Platov ſeinen erſten Brief über Woldemar beiſchließen. Als die ſchmerzliche Losreißung nun geſchehen war, als unſere Wagen nun einander entrollten, Deiner nach Norden, der unſere nach Südweſten, da verſanken wir alle in ein tiefes Schweigen.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/142>, abgerufen am 22.11.2024.