Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung. dem gleichen Stadium anfangen müssen und daher in der An-passung an das Landleben auch nie eine gewisse Stufe der Vollkommenheit überschreiten können, denn die Uebung hat für das Individuum ihre bestimmten Grenzen. Es werden aber im Laufe der Generationen allmählich zufällig angeborene günstige Variationen vorkommen und vielleicht ihren Trägern einen Vortheil verschaffen. Dabei ist indessen zu berücksich- tigen, dass dieser nur sehr gering sein kann, da die günstigeren Eigenschaften blos in einigen Theilen bestehen, während doch die gleichzeitige entsprechende Aenderung aller nöthig ist; ja es ist möglich, dass er aus diesem Grunde vielleicht gar nicht zur Geltung kommt. Nehmen wir aber an, er komme zur Geltung; so würde dieses Thier in der Anpassung etwas weiter schreiten, und indem sich dieses wiederholt, könnte allmählich durch Variation und Auslese vollkommene Anpassung stattfinden, und die functionelle Anpassung hätte dabei blos die Rolle gespielt, die Uebergangszeit zu ermöglichen. Sehen wir nun aber zu, wie die zufällig angeborenen und B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung. dem gleichen Stadium anfangen müssen und daher in der An-passung an das Landleben auch nie eine gewisse Stufe der Vollkommenheit überschreiten können, denn die Uebung hat für das Individuum ihre bestimmten Grenzen. Es werden aber im Laufe der Generationen allmählich zufällig angeborene günstige Variationen vorkommen und vielleicht ihren Trägern einen Vortheil verschaffen. Dabei ist indessen zu berücksich- tigen, dass dieser nur sehr gering sein kann, da die günstigeren Eigenschaften blos in einigen Theilen bestehen, während doch die gleichzeitige entsprechende Aenderung aller nöthig ist; ja es ist möglich, dass er aus diesem Grunde vielleicht gar nicht zur Geltung kommt. Nehmen wir aber an, er komme zur Geltung; so würde dieses Thier in der Anpassung etwas weiter schreiten, und indem sich dieses wiederholt, könnte allmählich durch Variation und Auslese vollkommene Anpassung stattfinden, und die functionelle Anpassung hätte dabei blos die Rolle gespielt, die Uebergangszeit zu ermöglichen. Sehen wir nun aber zu, wie die zufällig angeborenen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0059" n="45"/><fw place="top" type="header">B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.</fw><lb/> dem gleichen Stadium anfangen müssen und daher in der An-<lb/> passung an das Landleben auch nie eine gewisse Stufe der<lb/> Vollkommenheit überschreiten können, denn die Uebung hat<lb/> für das Individuum ihre bestimmten Grenzen. Es werden aber<lb/> im Laufe der Generationen allmählich zufällig angeborene<lb/> günstige Variationen vorkommen und vielleicht ihren Trägern<lb/> einen Vortheil verschaffen. Dabei ist indessen zu berücksich-<lb/> tigen, dass dieser nur sehr gering sein kann, da die günstigeren<lb/> Eigenschaften blos in <hi rendition="#g">einigen</hi> Theilen bestehen, während<lb/> doch die gleichzeitige entsprechende Aenderung aller nöthig<lb/> ist; ja es ist möglich, dass er aus diesem Grunde vielleicht<lb/> gar nicht zur Geltung kommt. Nehmen wir aber an, er komme<lb/> zur Geltung; so würde dieses Thier in der Anpassung etwas<lb/> weiter schreiten, und indem sich dieses wiederholt, könnte<lb/> allmählich durch Variation und Auslese vollkommene Anpassung<lb/> stattfinden, und die functionelle Anpassung hätte dabei blos die<lb/> Rolle gespielt, die Uebergangszeit zu ermöglichen.</p><lb/> <p>Sehen wir nun aber zu, wie die zufällig angeborenen und<lb/> daher erblichen Eigenschaften, welche durch natürliche Zucht-<lb/> wahl gehäuft worden wären, eigentlich beschaffen sein müssten,<lb/> so finden wir, dass sie auf allen Stufen des Ueberganges immer<lb/> genau das darstellen müssten, was die functionelle Anpassung<lb/> bereits gebildet hat, was aber in Folge der ihrer Wirkung<lb/> mangelnden Erblichkeit nicht auf die Nachkommen übertragbar<lb/> gewesen wäre. Also alle diese Millionen Veränderungen, welche<lb/> das Individuum durch functionelle Anpassung in einer gewissen<lb/> Stärke gleich auf einmal erwirbt, müssten nach und nach auf<lb/> dem unendlich weiten Umwege der beliebigen Variation und<lb/> der Auslese von neuem erworben und fixirt worden sein. Und<lb/> dies müsste nicht blos für jeden Theil <hi rendition="#g">einmal</hi> stattgefunden,<lb/> sondern für jeden Theil Stufe für Stufe bis zum Grade der<lb/> vollkommenen Anpassung sich wiederholt haben. Dass wir aber<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0059]
B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
dem gleichen Stadium anfangen müssen und daher in der An-
passung an das Landleben auch nie eine gewisse Stufe der
Vollkommenheit überschreiten können, denn die Uebung hat
für das Individuum ihre bestimmten Grenzen. Es werden aber
im Laufe der Generationen allmählich zufällig angeborene
günstige Variationen vorkommen und vielleicht ihren Trägern
einen Vortheil verschaffen. Dabei ist indessen zu berücksich-
tigen, dass dieser nur sehr gering sein kann, da die günstigeren
Eigenschaften blos in einigen Theilen bestehen, während
doch die gleichzeitige entsprechende Aenderung aller nöthig
ist; ja es ist möglich, dass er aus diesem Grunde vielleicht
gar nicht zur Geltung kommt. Nehmen wir aber an, er komme
zur Geltung; so würde dieses Thier in der Anpassung etwas
weiter schreiten, und indem sich dieses wiederholt, könnte
allmählich durch Variation und Auslese vollkommene Anpassung
stattfinden, und die functionelle Anpassung hätte dabei blos die
Rolle gespielt, die Uebergangszeit zu ermöglichen.
Sehen wir nun aber zu, wie die zufällig angeborenen und
daher erblichen Eigenschaften, welche durch natürliche Zucht-
wahl gehäuft worden wären, eigentlich beschaffen sein müssten,
so finden wir, dass sie auf allen Stufen des Ueberganges immer
genau das darstellen müssten, was die functionelle Anpassung
bereits gebildet hat, was aber in Folge der ihrer Wirkung
mangelnden Erblichkeit nicht auf die Nachkommen übertragbar
gewesen wäre. Also alle diese Millionen Veränderungen, welche
das Individuum durch functionelle Anpassung in einer gewissen
Stärke gleich auf einmal erwirbt, müssten nach und nach auf
dem unendlich weiten Umwege der beliebigen Variation und
der Auslese von neuem erworben und fixirt worden sein. Und
dies müsste nicht blos für jeden Theil einmal stattgefunden,
sondern für jeden Theil Stufe für Stufe bis zum Grade der
vollkommenen Anpassung sich wiederholt haben. Dass wir aber
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