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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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I. Die functionelle Anpassung.
durch den grossen Wechsel der Lebensweise der Menschen wei-
ter ausgebildet worden ist, da zur Erwerbung von Instincten
viele Generationen hindurch in der gleichen Weise sich wieder-
holende Eindrücke, verbunden mit einer gewissen Einfachheit
und Beschränktheit des ganzen Seeleninhaltes, nöthig sind.

Ein Beispiel der Vererbung von Eigenschaften, deren er-
worbener, nicht durch Auslese gezüchteter Charakter sich aus
der Unzweckmässigkeit desselben ergiebt, führt Overzier1)
an, indem er die erbliche Uebertragung der krummen Bäcker-
beine feststellt.

Ich habe mich bestrebt, die Zahl dieser sicheren Beispiele
zu vermehren, und es erhellt, dass als zweifellose Vererbung
functioneller Anpassung blos die Ausbildung derartiger Quali-
täten angesehen werden kann, welche entweder nicht als durch
zufällige embryonale Variation entstanden oder nicht als durch
Auslese gezüchtet angenommen werden können.

Nicht durch embryonale Variation kann meiner Meinung
nach die angeborene Disposition zur Muttersprache entstanden
sein. Es werden uns die Coordinationen, die Anordnungen und
Verbindungen der Ganglienzellen, welche die Sprachmuskeln
innerviren, schon so weit angeboren, dass wir unsere Mutter-
sprache am leichtesten sprechen lernen, während z. B. Euro-
päer, auch wenn sie schon als Kind unter die Nama gebracht
werden, deren Sprache nicht oder nur mit grösster Schwierig-
keit so vollkommen erlernen, als diese selber.

Auch sind die coordinirten Augenbewegungen, welche beide
Augen in jeder Blickrichtung immer so stellen, dass die Bilder
jedes Gegenstandes immer auf identische Punkte beider Netz-
häute fallen und daher einfach gesehen werden, vererbt, da
sie nach den Untersuchungen von Raehlmann und Wit-

1) Kosmos, Zeitschr. f. monist. Weltansch. Bd. I. p. 184.

I. Die functionelle Anpassung.
durch den grossen Wechsel der Lebensweise der Menschen wei-
ter ausgebildet worden ist, da zur Erwerbung von Instincten
viele Generationen hindurch in der gleichen Weise sich wieder-
holende Eindrücke, verbunden mit einer gewissen Einfachheit
und Beschränktheit des ganzen Seeleninhaltes, nöthig sind.

Ein Beispiel der Vererbung von Eigenschaften, deren er-
worbener, nicht durch Auslese gezüchteter Charakter sich aus
der Unzweckmässigkeit desselben ergiebt, führt Overzier1)
an, indem er die erbliche Uebertragung der krummen Bäcker-
beine feststellt.

Ich habe mich bestrebt, die Zahl dieser sicheren Beispiele
zu vermehren, und es erhellt, dass als zweifellose Vererbung
functioneller Anpassung blos die Ausbildung derartiger Quali-
täten angesehen werden kann, welche entweder nicht als durch
zufällige embryonale Variation entstanden oder nicht als durch
Auslese gezüchtet angenommen werden können.

Nicht durch embryonale Variation kann meiner Meinung
nach die angeborene Disposition zur Muttersprache entstanden
sein. Es werden uns die Coordinationen, die Anordnungen und
Verbindungen der Ganglienzellen, welche die Sprachmuskeln
innerviren, schon so weit angeboren, dass wir unsere Mutter-
sprache am leichtesten sprechen lernen, während z. B. Euro-
päer, auch wenn sie schon als Kind unter die Nama gebracht
werden, deren Sprache nicht oder nur mit grösster Schwierig-
keit so vollkommen erlernen, als diese selber.

Auch sind die coordinirten Augenbewegungen, welche beide
Augen in jeder Blickrichtung immer so stellen, dass die Bilder
jedes Gegenstandes immer auf identische Punkte beider Netz-
häute fallen und daher einfach gesehen werden, vererbt, da
sie nach den Untersuchungen von Raehlmann und Wit-

1) Kosmos, Zeitschr. f. monist. Weltansch. Bd. I. p. 184.
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[38/0052] I. Die functionelle Anpassung. durch den grossen Wechsel der Lebensweise der Menschen wei- ter ausgebildet worden ist, da zur Erwerbung von Instincten viele Generationen hindurch in der gleichen Weise sich wieder- holende Eindrücke, verbunden mit einer gewissen Einfachheit und Beschränktheit des ganzen Seeleninhaltes, nöthig sind. Ein Beispiel der Vererbung von Eigenschaften, deren er- worbener, nicht durch Auslese gezüchteter Charakter sich aus der Unzweckmässigkeit desselben ergiebt, führt Overzier 1) an, indem er die erbliche Uebertragung der krummen Bäcker- beine feststellt. Ich habe mich bestrebt, die Zahl dieser sicheren Beispiele zu vermehren, und es erhellt, dass als zweifellose Vererbung functioneller Anpassung blos die Ausbildung derartiger Quali- täten angesehen werden kann, welche entweder nicht als durch zufällige embryonale Variation entstanden oder nicht als durch Auslese gezüchtet angenommen werden können. Nicht durch embryonale Variation kann meiner Meinung nach die angeborene Disposition zur Muttersprache entstanden sein. Es werden uns die Coordinationen, die Anordnungen und Verbindungen der Ganglienzellen, welche die Sprachmuskeln innerviren, schon so weit angeboren, dass wir unsere Mutter- sprache am leichtesten sprechen lernen, während z. B. Euro- päer, auch wenn sie schon als Kind unter die Nama gebracht werden, deren Sprache nicht oder nur mit grösster Schwierig- keit so vollkommen erlernen, als diese selber. Auch sind die coordinirten Augenbewegungen, welche beide Augen in jeder Blickrichtung immer so stellen, dass die Bilder jedes Gegenstandes immer auf identische Punkte beider Netz- häute fallen und daher einfach gesehen werden, vererbt, da sie nach den Untersuchungen von Raehlmann und Wit- 1) Kosmos, Zeitschr. f. monist. Weltansch. Bd. I. p. 184.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/52>, abgerufen am 29.11.2024.