renzirung der Organe nur eine sehr geringe sein würde, ver- mögen wir keine entscheidenden Beobachtungen anzuführen. Einiges Theoretische für oder wider wird sich noch aus den folgenden Betrachtungen ergeben.
Mag auch die Wirkung der qualitativen functionellen An- passung eine beschränkte sein, immerhin ergiebt sich, dass sowohl sie als auch die quantitative functionelle Anpassung von der grössten Bedeutung für die thierischen Organismen sind, da letztere ohne dieselben ewig auf der Stufe des Angeborenen, Vererbten stehen bleiben würden. Wir müssten dann in allen unseren Fähigkeiten und Leistungen wie neugeborene Kinder bleiben, und das so berechtigte Wort Schiller's im Wallenstein: "Es ist der Geist, der sich den Körper schafft" hätte keinen Sinn.
Nachdem wir so kurz analytisch die umbildenden Wir- kungen vermehrten oder verminderten Gebrauches besprochen haben, müssen wir, bevor zur Erörterung der Vererblichkeit dieser Bildungen übergegangen werden kann, eine Gruppe von Gestaltungen anführen, welche sich in ihren Ursachen diesen Veränderungen auf das engste anschliessen und auch in Bezug auf ihre Erblichkeit viel Gemeinsames mit den erwähnten Er- scheinungen haben.
Während die bisher besprochenen Erscheinungen der Wir- kung der Häufigkeit und Intensität des Gebrauches von der Physiologie mit wenigen Ausnahmen unverdient vernachlässigt worden sind, wohl weil sie zumeist nicht in der Kürze des physiologischen Experimentes ablaufen und zu beobachten sind, sondern erst im Laufe von Jahren genügend hervortreten und zum Theil nur auf statistischem Wege festgestellt werden können, und obgleich sie, als alle quantitativen Verhältnisse im Körper bestimmend, physiologisch von der grössten Bedeutung sind, so sind die jetzt zu besprechenden Erscheinungen von den Ver-
I. Die functionelle Anpassung.
renzirung der Organe nur eine sehr geringe sein würde, ver- mögen wir keine entscheidenden Beobachtungen anzuführen. Einiges Theoretische für oder wider wird sich noch aus den folgenden Betrachtungen ergeben.
Mag auch die Wirkung der qualitativen functionellen An- passung eine beschränkte sein, immerhin ergiebt sich, dass sowohl sie als auch die quantitative functionelle Anpassung von der grössten Bedeutung für die thierischen Organismen sind, da letztere ohne dieselben ewig auf der Stufe des Angeborenen, Vererbten stehen bleiben würden. Wir müssten dann in allen unseren Fähigkeiten und Leistungen wie neugeborene Kinder bleiben, und das so berechtigte Wort Schiller’s im Wallenstein: »Es ist der Geist, der sich den Körper schafft« hätte keinen Sinn.
Nachdem wir so kurz analytisch die umbildenden Wir- kungen vermehrten oder verminderten Gebrauches besprochen haben, müssen wir, bevor zur Erörterung der Vererblichkeit dieser Bildungen übergegangen werden kann, eine Gruppe von Gestaltungen anführen, welche sich in ihren Ursachen diesen Veränderungen auf das engste anschliessen und auch in Bezug auf ihre Erblichkeit viel Gemeinsames mit den erwähnten Er- scheinungen haben.
Während die bisher besprochenen Erscheinungen der Wir- kung der Häufigkeit und Intensität des Gebrauches von der Physiologie mit wenigen Ausnahmen unverdient vernachlässigt worden sind, wohl weil sie zumeist nicht in der Kürze des physiologischen Experimentes ablaufen und zu beobachten sind, sondern erst im Laufe von Jahren genügend hervortreten und zum Theil nur auf statistischem Wege festgestellt werden können, und obgleich sie, als alle quantitativen Verhältnisse im Körper bestimmend, physiologisch von der grössten Bedeutung sind, so sind die jetzt zu besprechenden Erscheinungen von den Ver-
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I. Die functionelle Anpassung.
renzirung der Organe nur eine sehr geringe sein würde, ver-
mögen wir keine entscheidenden Beobachtungen anzuführen.
Einiges Theoretische für oder wider wird sich noch aus den
folgenden Betrachtungen ergeben.
Mag auch die Wirkung der qualitativen functionellen An-
passung eine beschränkte sein, immerhin ergiebt sich, dass
sowohl sie als auch die quantitative functionelle Anpassung von
der grössten Bedeutung für die thierischen Organismen sind,
da letztere ohne dieselben ewig auf der Stufe des Angeborenen,
Vererbten stehen bleiben würden. Wir müssten dann in allen
unseren Fähigkeiten und Leistungen wie neugeborene Kinder
bleiben, und das so berechtigte Wort Schiller’s im Wallenstein:
»Es ist der Geist, der sich den Körper schafft« hätte keinen
Sinn.
Nachdem wir so kurz analytisch die umbildenden Wir-
kungen vermehrten oder verminderten Gebrauches besprochen
haben, müssen wir, bevor zur Erörterung der Vererblichkeit
dieser Bildungen übergegangen werden kann, eine Gruppe von
Gestaltungen anführen, welche sich in ihren Ursachen diesen
Veränderungen auf das engste anschliessen und auch in Bezug
auf ihre Erblichkeit viel Gemeinsames mit den erwähnten Er-
scheinungen haben.
Während die bisher besprochenen Erscheinungen der Wir-
kung der Häufigkeit und Intensität des Gebrauches von der
Physiologie mit wenigen Ausnahmen unverdient vernachlässigt
worden sind, wohl weil sie zumeist nicht in der Kürze des
physiologischen Experimentes ablaufen und zu beobachten sind,
sondern erst im Laufe von Jahren genügend hervortreten und
zum Theil nur auf statistischem Wege festgestellt werden können,
und obgleich sie, als alle quantitativen Verhältnisse im Körper
bestimmend, physiologisch von der grössten Bedeutung sind,
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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/40>, abgerufen am 22.07.2024.
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