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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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V. Ueber das Wesen des Organischen.
der Selbsterhaltung. Mit den Grenzen der Selbstregulation hat
auch die Selbsterhaltung ihre Grenzen.

Es liegt ausserhalb des Rahmens unserer Arbeit, alle Selbst-
regulationen, welche im Laufe der späteren höheren Differen-
zirung des Thierreiches aufgetreten sind, hier aufzuzählen.
Pflüger hat eine Reihe derselben vor einigen Jahren zusam-
mengestellt und auf die Thatsache ihres allgemeinen Vorkom-
mens hingewiesen, ohne indessen ihre Bedeutung für die Ent-
stehung und Charakterisirung des Organischen erkannt oder
ausgesprochen zu haben.

Er stellte folgendes allgemeine Gesetz auf1):

"Die Ursache jedes Bedürfnisses eines lebendigen Wesens
ist zugleich die Ursache der Befriedigung des Bedürfnisses",
und fügt für das specielle Verhalten noch die beiden Gesetze
hinzu: "Wenn das Bedürfniss nur einem bestimmten Organe
zukommt, dann veranlasst dieses Organ allein die Befriedigung."

"Wenn dasselbe Bedürfniss vielen Organen gleichzeitig zu-
kommt, dann veranlasst sehr häufig nur ein Organ die Befrie-
digung aller."

Danach war er gewiss nahe daran, die Selbstregulation
als erste wesentliche Eigenschaft des Organischen, weil allein
die Dauer verbürgend, zu erkennen; aber statt dieses auszu-
sprechen, schliesst er mit der Resignation2): "Wie diese teleo-
logische Mechanik entstanden, bleibt eines der höchsten und
dunkelsten Probleme." Ich hoffe indessen, dass durch den
Nachweis derjenigen Eigenschaften, welche allein in dem Dop-
pelkampfe Sieg und damit Dauer gewinnen können, dieses
Dunkel wenigstens in Bezug auf das Principielle der Entstehung
etwas gelichtet worden ist.

Es war ihm hinderlich, dass er die Selbstregulationen für

1) Pflüger's Archiv für Physiologie. Bd. 15. 1875. p. 76.
2) l. c. p. 102.

V. Ueber das Wesen des Organischen.
der Selbsterhaltung. Mit den Grenzen der Selbstregulation hat
auch die Selbsterhaltung ihre Grenzen.

Es liegt ausserhalb des Rahmens unserer Arbeit, alle Selbst-
regulationen, welche im Laufe der späteren höheren Differen-
zirung des Thierreiches aufgetreten sind, hier aufzuzählen.
Pflüger hat eine Reihe derselben vor einigen Jahren zusam-
mengestellt und auf die Thatsache ihres allgemeinen Vorkom-
mens hingewiesen, ohne indessen ihre Bedeutung für die Ent-
stehung und Charakterisirung des Organischen erkannt oder
ausgesprochen zu haben.

Er stellte folgendes allgemeine Gesetz auf1):

»Die Ursache jedes Bedürfnisses eines lebendigen Wesens
ist zugleich die Ursache der Befriedigung des Bedürfnisses«,
und fügt für das specielle Verhalten noch die beiden Gesetze
hinzu: »Wenn das Bedürfniss nur einem bestimmten Organe
zukommt, dann veranlasst dieses Organ allein die Befriedigung.«

»Wenn dasselbe Bedürfniss vielen Organen gleichzeitig zu-
kommt, dann veranlasst sehr häufig nur ein Organ die Befrie-
digung aller.«

Danach war er gewiss nahe daran, die Selbstregulation
als erste wesentliche Eigenschaft des Organischen, weil allein
die Dauer verbürgend, zu erkennen; aber statt dieses auszu-
sprechen, schliesst er mit der Resignation2): »Wie diese teleo-
logische Mechanik entstanden, bleibt eines der höchsten und
dunkelsten Probleme.« Ich hoffe indessen, dass durch den
Nachweis derjenigen Eigenschaften, welche allein in dem Dop-
pelkampfe Sieg und damit Dauer gewinnen können, dieses
Dunkel wenigstens in Bezug auf das Principielle der Entstehung
etwas gelichtet worden ist.

Es war ihm hinderlich, dass er die Selbstregulationen für

1) Pflüger’s Archiv für Physiologie. Bd. 15. 1875. p. 76.
2) l. c. p. 102.
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[228/0242] V. Ueber das Wesen des Organischen. der Selbsterhaltung. Mit den Grenzen der Selbstregulation hat auch die Selbsterhaltung ihre Grenzen. Es liegt ausserhalb des Rahmens unserer Arbeit, alle Selbst- regulationen, welche im Laufe der späteren höheren Differen- zirung des Thierreiches aufgetreten sind, hier aufzuzählen. Pflüger hat eine Reihe derselben vor einigen Jahren zusam- mengestellt und auf die Thatsache ihres allgemeinen Vorkom- mens hingewiesen, ohne indessen ihre Bedeutung für die Ent- stehung und Charakterisirung des Organischen erkannt oder ausgesprochen zu haben. Er stellte folgendes allgemeine Gesetz auf 1): »Die Ursache jedes Bedürfnisses eines lebendigen Wesens ist zugleich die Ursache der Befriedigung des Bedürfnisses«, und fügt für das specielle Verhalten noch die beiden Gesetze hinzu: »Wenn das Bedürfniss nur einem bestimmten Organe zukommt, dann veranlasst dieses Organ allein die Befriedigung.« »Wenn dasselbe Bedürfniss vielen Organen gleichzeitig zu- kommt, dann veranlasst sehr häufig nur ein Organ die Befrie- digung aller.« Danach war er gewiss nahe daran, die Selbstregulation als erste wesentliche Eigenschaft des Organischen, weil allein die Dauer verbürgend, zu erkennen; aber statt dieses auszu- sprechen, schliesst er mit der Resignation 2): »Wie diese teleo- logische Mechanik entstanden, bleibt eines der höchsten und dunkelsten Probleme.« Ich hoffe indessen, dass durch den Nachweis derjenigen Eigenschaften, welche allein in dem Dop- pelkampfe Sieg und damit Dauer gewinnen können, dieses Dunkel wenigstens in Bezug auf das Principielle der Entstehung etwas gelichtet worden ist. Es war ihm hinderlich, dass er die Selbstregulationen für 1) Pflüger’s Archiv für Physiologie. Bd. 15. 1875. p. 76. 2) l. c. p. 102.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/242>, abgerufen am 27.11.2024.