Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
organe reizend wirken, der Selbstregulation des Ganzen, und
das Gleiche gilt, aber nur in unvollkommenerer Weise für die
die äussere Oberfläche und die Sinnesorgane treffenden Reize,
an welche sich der Organismus im Uebrigen zwangsweise an-
passen muss.

So entsteht denn durch den Kampf der Theile und das in
demselben zum Siege gelangte Reizleben auf dem nächsten
Wege eine Vollkommenheit der Organisation, welche man bis
vor wenigen Jahren kaum geahnt hat, und die wir im Einzelnen
auch jetzt noch nicht im vollen Maasse kennen. Das Organ
wird ausgebildet bis zur abstractesten Definition seiner Function,
in einer Weise, wie wir sie bei unseren eigenen Werken blos
theoretisch construiren, aber nicht practisch darstellen können.
Es entsteht eine Zweckmässigkeit der Einrichtungen, wie sie das
summirende und steigernde Princip Darwin's und Wallace',
der Kampf um's Dasein unter den Individuen, für sich allein
nie hätte hervorbringen können, wie sie blos durch das fort-
währende Zusammenwirken des Kampfes der Individuen mit
dem Kampfe der Theile möglich geworden ist.

Diese Vollendung der Theile bis zur materiellen Definition
ihrer Function für das ganze Individuum mehr und mehr an
den Organen und Geweben im Einzelnen nachzuweisen, wird
zu den nächsten Aufgaben der Forschung gehören; insbesondere
aber ist dies nöthig für die bisher fast ganz unbeachtet geblie-
benen Functionen der verschiedenen Bindesubstanzen.


Roux, Kampf der Theile. 14

IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
organe reizend wirken, der Selbstregulation des Ganzen, und
das Gleiche gilt, aber nur in unvollkommenerer Weise für die
die äussere Oberfläche und die Sinnesorgane treffenden Reize,
an welche sich der Organismus im Uebrigen zwangsweise an-
passen muss.

So entsteht denn durch den Kampf der Theile und das in
demselben zum Siege gelangte Reizleben auf dem nächsten
Wege eine Vollkommenheit der Organisation, welche man bis
vor wenigen Jahren kaum geahnt hat, und die wir im Einzelnen
auch jetzt noch nicht im vollen Maasse kennen. Das Organ
wird ausgebildet bis zur abstractesten Definition seiner Function,
in einer Weise, wie wir sie bei unseren eigenen Werken blos
theoretisch construiren, aber nicht practisch darstellen können.
Es entsteht eine Zweckmässigkeit der Einrichtungen, wie sie das
summirende und steigernde Princip Darwin’s und Wallace’,
der Kampf um’s Dasein unter den Individuen, für sich allein
nie hätte hervorbringen können, wie sie blos durch das fort-
währende Zusammenwirken des Kampfes der Individuen mit
dem Kampfe der Theile möglich geworden ist.

Diese Vollendung der Theile bis zur materiellen Definition
ihrer Function für das ganze Individuum mehr und mehr an
den Organen und Geweben im Einzelnen nachzuweisen, wird
zu den nächsten Aufgaben der Forschung gehören; insbesondere
aber ist dies nöthig für die bisher fast ganz unbeachtet geblie-
benen Functionen der verschiedenen Bindesubstanzen.


Roux, Kampf der Theile. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0223" n="209"/><fw place="top" type="header">IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.</fw><lb/>
organe reizend wirken, der Selbstregulation des Ganzen, und<lb/>
das Gleiche gilt, aber nur in unvollkommenerer Weise für die<lb/>
die äussere Oberfläche und die Sinnesorgane treffenden Reize,<lb/>
an welche sich der Organismus im Uebrigen zwangsweise an-<lb/>
passen muss.</p><lb/>
        <p>So entsteht denn durch den Kampf der Theile und das in<lb/>
demselben zum Siege gelangte Reizleben auf dem nächsten<lb/>
Wege eine Vollkommenheit der Organisation, welche man bis<lb/>
vor wenigen Jahren kaum geahnt hat, und die wir im Einzelnen<lb/>
auch jetzt noch nicht im vollen Maasse kennen. Das Organ<lb/>
wird ausgebildet bis zur abstractesten Definition seiner Function,<lb/>
in einer Weise, wie wir sie bei unseren eigenen Werken blos<lb/>
theoretisch construiren, aber nicht practisch darstellen können.<lb/>
Es entsteht eine Zweckmässigkeit der Einrichtungen, wie sie das<lb/>
summirende und steigernde Princip <hi rendition="#g">Darwin&#x2019;s</hi> und <hi rendition="#g">Wallace&#x2019;</hi>,<lb/>
der Kampf um&#x2019;s Dasein unter den Individuen, für sich allein<lb/>
nie hätte hervorbringen können, wie sie blos durch das fort-<lb/>
währende Zusammenwirken des Kampfes der Individuen mit<lb/>
dem Kampfe der Theile möglich geworden ist.</p><lb/>
        <p>Diese Vollendung der Theile bis zur materiellen Definition<lb/>
ihrer Function für das ganze Individuum mehr und mehr an<lb/>
den Organen und Geweben im Einzelnen nachzuweisen, wird<lb/>
zu den nächsten Aufgaben der Forschung gehören; insbesondere<lb/>
aber ist dies nöthig für die bisher fast ganz unbeachtet geblie-<lb/>
benen Functionen der verschiedenen Bindesubstanzen.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Roux</hi>, Kampf der Theile. 14</fw>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0223] IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. organe reizend wirken, der Selbstregulation des Ganzen, und das Gleiche gilt, aber nur in unvollkommenerer Weise für die die äussere Oberfläche und die Sinnesorgane treffenden Reize, an welche sich der Organismus im Uebrigen zwangsweise an- passen muss. So entsteht denn durch den Kampf der Theile und das in demselben zum Siege gelangte Reizleben auf dem nächsten Wege eine Vollkommenheit der Organisation, welche man bis vor wenigen Jahren kaum geahnt hat, und die wir im Einzelnen auch jetzt noch nicht im vollen Maasse kennen. Das Organ wird ausgebildet bis zur abstractesten Definition seiner Function, in einer Weise, wie wir sie bei unseren eigenen Werken blos theoretisch construiren, aber nicht practisch darstellen können. Es entsteht eine Zweckmässigkeit der Einrichtungen, wie sie das summirende und steigernde Princip Darwin’s und Wallace’, der Kampf um’s Dasein unter den Individuen, für sich allein nie hätte hervorbringen können, wie sie blos durch das fort- währende Zusammenwirken des Kampfes der Individuen mit dem Kampfe der Theile möglich geworden ist. Diese Vollendung der Theile bis zur materiellen Definition ihrer Function für das ganze Individuum mehr und mehr an den Organen und Geweben im Einzelnen nachzuweisen, wird zu den nächsten Aufgaben der Forschung gehören; insbesondere aber ist dies nöthig für die bisher fast ganz unbeachtet geblie- benen Functionen der verschiedenen Bindesubstanzen. Roux, Kampf der Theile. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/223
Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/223>, abgerufen am 24.11.2024.