Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.I. Die functionelle Anpassung. tion zu reduciren und zu ersparen, sobald er durch eine ver-änderte Lebensweise überflüssig geworden ist. Und ebenso dürfte sie umgekehrt vollkommen im Stande sein, ein Organ stärker auszubilden, ohne die Verminderung eines anderen be- nachbarten Theiles als nothwendige Compensation zu verlangen." Hieraus, aber auch als Folgerung aus seinem ganzen Werke Haeckel erkennt der Wirkung des Gebrauches und Nicht- 1) Generelle Morphologie. 1866. Bd. II. p. 211. 2) l. c. II. pag. 231.
I. Die functionelle Anpassung. tion zu reduciren und zu ersparen, sobald er durch eine ver-änderte Lebensweise überflüssig geworden ist. Und ebenso dürfte sie umgekehrt vollkommen im Stande sein, ein Organ stärker auszubilden, ohne die Verminderung eines anderen be- nachbarten Theiles als nothwendige Compensation zu verlangen.« Hieraus, aber auch als Folgerung aus seinem ganzen Werke Haeckel erkennt der Wirkung des Gebrauches und Nicht- 1) Generelle Morphologie. 1866. Bd. II. p. 211. 2) l. c. II. pag. 231.
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I. Die functionelle Anpassung.
tion zu reduciren und zu ersparen, sobald er durch eine ver-
änderte Lebensweise überflüssig geworden ist. Und ebenso
dürfte sie umgekehrt vollkommen im Stande sein, ein Organ
stärker auszubilden, ohne die Verminderung eines anderen be-
nachbarten Theiles als nothwendige Compensation zu verlangen.«
Hieraus, aber auch als Folgerung aus seinem ganzen Werke
über die Entstehung der Arten, ergiebt sich, dass Darwin trotz
der Anerkennung des Principes im Grunde doch der directen
umgestaltenden Wirkung von Gebrauch und Nichtgebrauch nur
einen geringen Antheil zuschreibt, und das meiste an der Ver-
kleinerung unnöthiger und an der Vergrösserung nützlicher Or-
gane von der Wirkung der Zuchtwahl aus freien Variationen
ableitet. Das unglückliche Beispiel der Verkleinerung der Kalk-
schale, welche allerdings nicht durch nachträgliche Atrophie hat
entstehen können, scheint ihm hierin nachtheilig geworden zu
sein.
Haeckel erkennt der Wirkung des Gebrauches und Nicht-
gebrauches eine viel grössere Bedeutung zu. Er weist 1), ohne
indessen irgendwie auf eine Erklärung der direct das Zweck-
mässige gestaltenden Wirkung einzugehen, einmal nach, dass
diese Aenderungen der Gewohnheit letzthin auch nur durch
Aenderungen äusserer Umstände bedingt werden, und führt dann
im Einzelnen aus, wie gross die dadurch hervorgerufenen Aen-
derungen sind. Er lässt so 2) die Muskeln eines Turners sich
um das Doppelte verdicken und dabei die Leistungsfähigkeit
um das Vielfache sich vergrössern Er sagt: »Der Uebungsact
selbst, die oft wiederholte Bewegung des Muskels, veranlasst
eine Veränderung in der Ernährung des Muskels, welche einen
vermehrten Zufluss von Nahrungsstoff herbeiführt. Dadurch
wächst der Muskel, er nimmt zu an der Zahl der Primitivfasern,
1) Generelle Morphologie. 1866. Bd. II. p. 211.
2) l. c. II. pag. 231.
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