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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
rung angeregt und so die betreffende Gegend vor den anderen
vergrössert wurde, nur dass hier der Process jedenfalls sehr
langsam vor sich gegangen sein wird, so dass erst nach einer
viele Generationen hindurch fortgesetzten Aenderung des Ge-
brauches die Aenderung der Gestalt bemerkbar wurde, während
dagegen bei den Muskeln und Knochen die Aenderung schon
im Laufe weniger Jahre, ja bei kleinen Thieren schon in we-
nig Monaten in erkennbarer Weise sich ausbildet, wenn durch
künstliche oder pathologische Eingriffe eine Aenderung der
Bewegung erzwungen worden ist.

Ob ungleiche Vertheilung der Function auch in den drü-
sigen Organen stattfindet, ist nicht bekannt und blos in dem
Falle wahrscheinlich, dass zuvor durch embryonale Variation
ungleiche Qualitäten aufgetreten sind. Ich glaube daher, dass
die Gestaltänderung dieser Organe bei der Activitätshypertro-
phie vorzugsweise durch ungleiche Widerstände bedingt sind.

Aber nicht blos die äussere Gestalt, sondern auch die
innere Structur
kann durch dasselbe Princip der Stärkung
durch den Reiz beeinflusst und direct auf das Zweckmässigste
gebildet werden, insofern der Reiz selber bestimmte Gestalt
besitzt oder anzunehmen bestrebt ist. Am erkennbarsten wird
dies bei denjenigen Theilen, welche eine statische Function
haben, da hier der Reiz bestimmte Formen annimmt, welche
uns die graphische Statik erkennen lehrt. Jeder weiss, dass
der Druck sich in einer gebogenen oder schief belasteten Säule
nicht im ganzen Querschnitt gleichmässig vertheilt, und dass
er sich längs gewisser Linien fortpflanzt. Diese Linien werden
bestimmt von der eigenen Gestalt des Gebildes, sowie von der
Lage und Gestalt der Fläche, auf welche der Druck zunächst
übertragen wird. In der gleichen Weise muss sich der Druck
auch in den Knochen innerhalb gewisser Linien am stärksten
fortpflanzen, und die in diesen Richtungen liegenden knochen-

IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
rung angeregt und so die betreffende Gegend vor den anderen
vergrössert wurde, nur dass hier der Process jedenfalls sehr
langsam vor sich gegangen sein wird, so dass erst nach einer
viele Generationen hindurch fortgesetzten Aenderung des Ge-
brauches die Aenderung der Gestalt bemerkbar wurde, während
dagegen bei den Muskeln und Knochen die Aenderung schon
im Laufe weniger Jahre, ja bei kleinen Thieren schon in we-
nig Monaten in erkennbarer Weise sich ausbildet, wenn durch
künstliche oder pathologische Eingriffe eine Aenderung der
Bewegung erzwungen worden ist.

Ob ungleiche Vertheilung der Function auch in den drü-
sigen Organen stattfindet, ist nicht bekannt und blos in dem
Falle wahrscheinlich, dass zuvor durch embryonale Variation
ungleiche Qualitäten aufgetreten sind. Ich glaube daher, dass
die Gestaltänderung dieser Organe bei der Activitätshypertro-
phie vorzugsweise durch ungleiche Widerstände bedingt sind.

Aber nicht blos die äussere Gestalt, sondern auch die
innere Structur
kann durch dasselbe Princip der Stärkung
durch den Reiz beeinflusst und direct auf das Zweckmässigste
gebildet werden, insofern der Reiz selber bestimmte Gestalt
besitzt oder anzunehmen bestrebt ist. Am erkennbarsten wird
dies bei denjenigen Theilen, welche eine statische Function
haben, da hier der Reiz bestimmte Formen annimmt, welche
uns die graphische Statik erkennen lehrt. Jeder weiss, dass
der Druck sich in einer gebogenen oder schief belasteten Säule
nicht im ganzen Querschnitt gleichmässig vertheilt, und dass
er sich längs gewisser Linien fortpflanzt. Diese Linien werden
bestimmt von der eigenen Gestalt des Gebildes, sowie von der
Lage und Gestalt der Fläche, auf welche der Druck zunächst
übertragen wird. In der gleichen Weise muss sich der Druck
auch in den Knochen innerhalb gewisser Linien am stärksten
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[186/0200] IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. rung angeregt und so die betreffende Gegend vor den anderen vergrössert wurde, nur dass hier der Process jedenfalls sehr langsam vor sich gegangen sein wird, so dass erst nach einer viele Generationen hindurch fortgesetzten Aenderung des Ge- brauches die Aenderung der Gestalt bemerkbar wurde, während dagegen bei den Muskeln und Knochen die Aenderung schon im Laufe weniger Jahre, ja bei kleinen Thieren schon in we- nig Monaten in erkennbarer Weise sich ausbildet, wenn durch künstliche oder pathologische Eingriffe eine Aenderung der Bewegung erzwungen worden ist. Ob ungleiche Vertheilung der Function auch in den drü- sigen Organen stattfindet, ist nicht bekannt und blos in dem Falle wahrscheinlich, dass zuvor durch embryonale Variation ungleiche Qualitäten aufgetreten sind. Ich glaube daher, dass die Gestaltänderung dieser Organe bei der Activitätshypertro- phie vorzugsweise durch ungleiche Widerstände bedingt sind. Aber nicht blos die äussere Gestalt, sondern auch die innere Structur kann durch dasselbe Princip der Stärkung durch den Reiz beeinflusst und direct auf das Zweckmässigste gebildet werden, insofern der Reiz selber bestimmte Gestalt besitzt oder anzunehmen bestrebt ist. Am erkennbarsten wird dies bei denjenigen Theilen, welche eine statische Function haben, da hier der Reiz bestimmte Formen annimmt, welche uns die graphische Statik erkennen lehrt. Jeder weiss, dass der Druck sich in einer gebogenen oder schief belasteten Säule nicht im ganzen Querschnitt gleichmässig vertheilt, und dass er sich längs gewisser Linien fortpflanzt. Diese Linien werden bestimmt von der eigenen Gestalt des Gebildes, sowie von der Lage und Gestalt der Fläche, auf welche der Druck zunächst übertragen wird. In der gleichen Weise muss sich der Druck auch in den Knochen innerhalb gewisser Linien am stärksten fortpflanzen, und die in diesen Richtungen liegenden knochen-

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/200>, abgerufen am 24.11.2024.