direct ableitbar sind, sowie auch die Wirkung des Gebrauches und Nichtgebrauches selber nicht allein aus diesen Principien sich folgert.
Darwin äussert sich über die Wirkungen des Ge- brauches und Nichtgebrauches, die wir, unter einen etwas allgemeineren, im Folgenden zu erörternden Begriff sub- summirend, kurz functionelle Anpassung nennen wollen, fol- gendermassen 1):
"Veränderte Gewohnheiten bringen eine erbliche Wir- kung hervor, wie die Versetzung von Pflanzen aus einem Klima in's andere deren Blüthezeit ändert. Bei Thieren hat der vermehrte Gebrauch oder Nichtgebrauch der Theile einen noch bemerkbareren Einfluss gehabt; so habe ich bei der Hausente gefunden, dass die Flügelknochen leichter und die Beinknochen schwerer im Verhältniss zum ganzen Skelete sind als bei der wilden Ente; und diese Veränderung kann man getrost dem Umstande zuschreiben, dass die zahme Ente weniger fliegt und mehr geht, als es diese Entenart im wilden Zustande thut. Die erbliche stärkere Entwickelung der Euter bei Kühen und Geisen in solchen Gegenden, wo sie regelmässig gemolken werden, im Verhältniss zu demselben Organ in anderen Län- dern, wo dies nicht der Fall, ist ein anderer Beleg für die Wirkung des Gebrauches."
Ferner, pag. 53: "Etwas (und vielleicht viel) von der Varia- bilität mag dem Gebrauche oder Nichtgebrauche der Organe zugeschrieben werden." Die eingeklammerten, den Einfluss verstärkenden Worte befanden sich nicht in der I. Auflage des Buches.
Pagina 150 fügt er hinzu: "Die im ersten Capitel ange- führten Thatsachen lassen wenig Zweifel, dass bei unseren
1) Entstehung der Arten, übersetzt von V. Carus. 5. Aufl. 1872. p. 22.
I. Die functionelle Anpassung.
direct ableitbar sind, sowie auch die Wirkung des Gebrauches und Nichtgebrauches selber nicht allein aus diesen Principien sich folgert.
Darwin äussert sich über die Wirkungen des Ge- brauches und Nichtgebrauches, die wir, unter einen etwas allgemeineren, im Folgenden zu erörternden Begriff sub- summirend, kurz functionelle Anpassung nennen wollen, fol- gendermassen 1):
»Veränderte Gewohnheiten bringen eine erbliche Wir- kung hervor, wie die Versetzung von Pflanzen aus einem Klima in’s andere deren Blüthezeit ändert. Bei Thieren hat der vermehrte Gebrauch oder Nichtgebrauch der Theile einen noch bemerkbareren Einfluss gehabt; so habe ich bei der Hausente gefunden, dass die Flügelknochen leichter und die Beinknochen schwerer im Verhältniss zum ganzen Skelete sind als bei der wilden Ente; und diese Veränderung kann man getrost dem Umstande zuschreiben, dass die zahme Ente weniger fliegt und mehr geht, als es diese Entenart im wilden Zustande thut. Die erbliche stärkere Entwickelung der Euter bei Kühen und Geisen in solchen Gegenden, wo sie regelmässig gemolken werden, im Verhältniss zu demselben Organ in anderen Län- dern, wo dies nicht der Fall, ist ein anderer Beleg für die Wirkung des Gebrauches.«
Ferner, pag. 53: »Etwas (und vielleicht viel) von der Varia- bilität mag dem Gebrauche oder Nichtgebrauche der Organe zugeschrieben werden.« Die eingeklammerten, den Einfluss verstärkenden Worte befanden sich nicht in der I. Auflage des Buches.
Pagina 150 fügt er hinzu: »Die im ersten Capitel ange- führten Thatsachen lassen wenig Zweifel, dass bei unseren
1) Entstehung der Arten, übersetzt von V. Carus. 5. Aufl. 1872. p. 22.
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I. Die functionelle Anpassung.
direct ableitbar sind, sowie auch die Wirkung des Gebrauches
und Nichtgebrauches selber nicht allein aus diesen Principien
sich folgert.
Darwin äussert sich über die Wirkungen des Ge-
brauches und Nichtgebrauches, die wir, unter einen
etwas allgemeineren, im Folgenden zu erörternden Begriff sub-
summirend, kurz functionelle Anpassung nennen wollen, fol-
gendermassen 1):
»Veränderte Gewohnheiten bringen eine erbliche Wir-
kung hervor, wie die Versetzung von Pflanzen aus einem
Klima in’s andere deren Blüthezeit ändert. Bei Thieren hat der
vermehrte Gebrauch oder Nichtgebrauch der Theile einen noch
bemerkbareren Einfluss gehabt; so habe ich bei der Hausente
gefunden, dass die Flügelknochen leichter und die Beinknochen
schwerer im Verhältniss zum ganzen Skelete sind als bei der
wilden Ente; und diese Veränderung kann man getrost dem
Umstande zuschreiben, dass die zahme Ente weniger fliegt und
mehr geht, als es diese Entenart im wilden Zustande thut. Die
erbliche stärkere Entwickelung der Euter bei Kühen und
Geisen in solchen Gegenden, wo sie regelmässig gemolken
werden, im Verhältniss zu demselben Organ in anderen Län-
dern, wo dies nicht der Fall, ist ein anderer Beleg für die
Wirkung des Gebrauches.«
Ferner, pag. 53: »Etwas (und vielleicht viel) von der Varia-
bilität mag dem Gebrauche oder Nichtgebrauche der Organe
zugeschrieben werden.« Die eingeklammerten, den Einfluss
verstärkenden Worte befanden sich nicht in der I. Auflage des
Buches.
Pagina 150 fügt er hinzu: »Die im ersten Capitel ange-
führten Thatsachen lassen wenig Zweifel, dass bei unseren
1) Entstehung der Arten, übersetzt von V. Carus. 5. Aufl. 1872. p. 22.
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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/20>, abgerufen am 22.07.2024.
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