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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
Haarwuchs. Auch kamen dabei Knochenatrophie und Leber-
affectionen vor. Aber auch Hypertrophie der Haut, der Nägel
und Vermehrung des Haarwuchses sind beobachtet.

Besonders schien für trophische Nerven zu sprechen der
bei Verletzungen des Rückenmarkes nicht selten auftretende
acute Decubitus (Charcot), der dann auch bei möglichstem
Schutz vor Druck und bei grösster Reinlichkeit rasch um sich
greift. Aber da hier vor allem die Haut und das unterliegende
Bindegewebe abstirbt, an welchem nie Jemand Nerven hat zu
den Zellen oder Fasern treten sehen, so ist hier die directe
Einwirkung von Nerven, abgesehen von den Gefässnerven, am
wenigsten begründet und es ist wohl richtiger, sich für diese
Fälle, sowie auch für die Hemiatrophia facialis progressiva
(halbseitigen Gesichtsschwund) nach allen denkbaren anderen
Ursachen umzusehen, als gleich ein durch sonst nichts bekun-
detes neues Nervensystem mit unverständlicher Reizquelle und
Reizregulation anzunehmen.

Ferner sind noch zu erwähnen Gelenkerkrankungen bei
peripheren Lähmungen und bei Verletzung des Rückenmarkes,
bei Tabes dorsualis (Rückenmarksschwindsucht), bei spontaner
Rückenmarksentzündung und bei halbseitigen Lähmungen durch
Gehirnaffection. Diese alle aber lassen sich bei unseren jetzigen
geringen Kenntnissen freilich nur mehr oder minder auf die
unausbleiblichen Folgen der Lähmung zurückführen und nöthigen
nicht zur Annahme besonderer trophischer Nerven. Doch deuten
schon die von Schiff, Brown-Sequard und Ebstein1)
gefundenen kleinen Blutaustritte in den Lungen, Magen und
im Rippenfell nach Verletzung der Sehhügel, der Streifenhügel
und des Pons im Gehirn auf eigenthümliche vasomotorische
Störungen als Folgen solcher Veränderungen des Centralner-
vensystemes hin.

1) Siehe S. Mayer l. c. p. 208.
Roux, Kampf der Theile. 9

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
Haarwuchs. Auch kamen dabei Knochenatrophie und Leber-
affectionen vor. Aber auch Hypertrophie der Haut, der Nägel
und Vermehrung des Haarwuchses sind beobachtet.

Besonders schien für trophische Nerven zu sprechen der
bei Verletzungen des Rückenmarkes nicht selten auftretende
acute Decubitus (Charcot), der dann auch bei möglichstem
Schutz vor Druck und bei grösster Reinlichkeit rasch um sich
greift. Aber da hier vor allem die Haut und das unterliegende
Bindegewebe abstirbt, an welchem nie Jemand Nerven hat zu
den Zellen oder Fasern treten sehen, so ist hier die directe
Einwirkung von Nerven, abgesehen von den Gefässnerven, am
wenigsten begründet und es ist wohl richtiger, sich für diese
Fälle, sowie auch für die Hemiatrophia facialis progressiva
(halbseitigen Gesichtsschwund) nach allen denkbaren anderen
Ursachen umzusehen, als gleich ein durch sonst nichts bekun-
detes neues Nervensystem mit unverständlicher Reizquelle und
Reizregulation anzunehmen.

Ferner sind noch zu erwähnen Gelenkerkrankungen bei
peripheren Lähmungen und bei Verletzung des Rückenmarkes,
bei Tabes dorsualis (Rückenmarksschwindsucht), bei spontaner
Rückenmarksentzündung und bei halbseitigen Lähmungen durch
Gehirnaffection. Diese alle aber lassen sich bei unseren jetzigen
geringen Kenntnissen freilich nur mehr oder minder auf die
unausbleiblichen Folgen der Lähmung zurückführen und nöthigen
nicht zur Annahme besonderer trophischer Nerven. Doch deuten
schon die von Schiff, Brown-Séquard und Ebstein1)
gefundenen kleinen Blutaustritte in den Lungen, Magen und
im Rippenfell nach Verletzung der Sehhügel, der Streifenhügel
und des Pons im Gehirn auf eigenthümliche vasomotorische
Störungen als Folgen solcher Veränderungen des Centralner-
vensystemes hin.

1) Siehe S. Mayer l. c. p. 208.
Roux, Kampf der Theile. 9
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[129/0143] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. Haarwuchs. Auch kamen dabei Knochenatrophie und Leber- affectionen vor. Aber auch Hypertrophie der Haut, der Nägel und Vermehrung des Haarwuchses sind beobachtet. Besonders schien für trophische Nerven zu sprechen der bei Verletzungen des Rückenmarkes nicht selten auftretende acute Decubitus (Charcot), der dann auch bei möglichstem Schutz vor Druck und bei grösster Reinlichkeit rasch um sich greift. Aber da hier vor allem die Haut und das unterliegende Bindegewebe abstirbt, an welchem nie Jemand Nerven hat zu den Zellen oder Fasern treten sehen, so ist hier die directe Einwirkung von Nerven, abgesehen von den Gefässnerven, am wenigsten begründet und es ist wohl richtiger, sich für diese Fälle, sowie auch für die Hemiatrophia facialis progressiva (halbseitigen Gesichtsschwund) nach allen denkbaren anderen Ursachen umzusehen, als gleich ein durch sonst nichts bekun- detes neues Nervensystem mit unverständlicher Reizquelle und Reizregulation anzunehmen. Ferner sind noch zu erwähnen Gelenkerkrankungen bei peripheren Lähmungen und bei Verletzung des Rückenmarkes, bei Tabes dorsualis (Rückenmarksschwindsucht), bei spontaner Rückenmarksentzündung und bei halbseitigen Lähmungen durch Gehirnaffection. Diese alle aber lassen sich bei unseren jetzigen geringen Kenntnissen freilich nur mehr oder minder auf die unausbleiblichen Folgen der Lähmung zurückführen und nöthigen nicht zur Annahme besonderer trophischer Nerven. Doch deuten schon die von Schiff, Brown-Séquard und Ebstein 1) gefundenen kleinen Blutaustritte in den Lungen, Magen und im Rippenfell nach Verletzung der Sehhügel, der Streifenhügel und des Pons im Gehirn auf eigenthümliche vasomotorische Störungen als Folgen solcher Veränderungen des Centralner- vensystemes hin. 1) Siehe S. Mayer l. c. p. 208. Roux, Kampf der Theile. 9

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/143>, abgerufen am 28.11.2024.