Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Roxolana,
betreten, weil ihr kleines und geheimes Theatrum
vielleicht nunmehro nicht selten bestiegen werden
dürffte. Der Graf von Oxford begleitete sie
nach Hause, und bath bey dieser Gelegenheit, um
Erlaubniß, daß er seine Aufwartung zuweilen bey
ihr machen dürffte. Sie vermeldete ihm, welcher
gestalt sie zwar iederzeit den grösten Respect für
ihn hegen werde, allein ein junges Frauenzimmer,
ihres gleichen, könnte, ohne sich denen Leuten in die
Mäuler zu bringen, die Visiten einer Person von
seinem Stande nicht wohl allzuofft annehmen.
Der Graf gab zur Antwort: Wiewohl er es für
sein gröstes Vergnügen hielte, sie öffters zu sehen, so
wollte er es doch mit solcher Behutsamkeit thun,
daß sie im geringsten nicht Ursache, sich über ihn zu
beschweren, haben sollte. Hierauf verliesse sie Se.
Gnaden; Er blieb aber dergestalt mit seinen Ge-
dancken und Hertzen an dieser Comoediantin kle-
ben, daß er in keiner Compagnie ein anderes
Wort, als von ihr, reden kunnte. Den nächsten
Tag darauf gieng er wieder ins Comoedien-Hauß,
machte der Roxolanae sein Compliment, und
stattete nachgehends eine Visite bey ihr ab, da er
zugleich mit einem kostbaren Present seiner Liebe
einen Nachdruck zu geben suchte. Sie schlug sol-
ches mit einer sonderlichen Art und Majestätischem
Blick aus, dergleichen ihr manche Königin nicht
nachthun können, und ließ sich gegen ihn verneh-

men,

Roxolana,
betreten, weil ihr kleines und geheimes Theatrum
vielleicht nunmehro nicht ſelten beſtiegen werden
duͤrffte. Der Graf von Oxford begleitete ſie
nach Hauſe, und bath bey dieſer Gelegenheit, um
Erlaubniß, daß er ſeine Aufwartung zuweilen bey
ihr machen duͤrffte. Sie vermeldete ihm, welcher
geſtalt ſie zwar iederzeit den groͤſten Reſpect fuͤr
ihn hegen werde, allein ein junges Frauenzimmer,
ihres gleichen, koͤnnte, ohne ſich denen Leuten in die
Maͤuler zu bringen, die Viſiten einer Perſon von
ſeinem Stande nicht wohl allzuofft annehmen.
Der Graf gab zur Antwort: Wiewohl er es fuͤr
ſein groͤſtes Vergnuͤgen hielte, ſie oͤffters zu ſehen, ſo
wollte er es doch mit ſolcher Behutſamkeit thun,
daß ſie im geringſten nicht Urſache, ſich uͤber ihn zu
beſchweren, haben ſollte. Hierauf verlieſſe ſie Se.
Gnaden; Er blieb aber dergeſtalt mit ſeinen Ge-
dancken und Hertzen an dieſer Comœdiantin kle-
ben, daß er in keiner Compagnie ein anderes
Wort, als von ihr, reden kunnte. Den naͤchſten
Tag darauf gieng er wieder ins Comœdien-Hauß,
machte der Roxólanæ ſein Compliment, und
ſtattete nachgehends eine Viſite bey ihr ab, da er
zugleich mit einem koſtbaren Preſent ſeiner Liebe
einen Nachdruck zu geben ſuchte. Sie ſchlug ſol-
ches mit einer ſonderlichen Art und Majeſtaͤtiſchem
Blick aus, dergleichen ihr manche Koͤnigin nicht
nachthun koͤnnen, und ließ ſich gegen ihn verneh-

men,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Roxolana,</hi></hi></fw><lb/>
betreten, weil ihr kleines und geheimes <hi rendition="#aq">Theatrum</hi><lb/>
vielleicht nunmehro nicht &#x017F;elten be&#x017F;tiegen werden<lb/>
du&#x0364;rffte. Der Graf von <hi rendition="#aq">Oxford</hi> begleitete &#x017F;ie<lb/>
nach Hau&#x017F;e, und bath bey die&#x017F;er Gelegenheit, um<lb/>
Erlaubniß, daß er &#x017F;eine Aufwartung zuweilen bey<lb/>
ihr machen du&#x0364;rffte. Sie vermeldete ihm, welcher<lb/>
ge&#x017F;talt &#x017F;ie zwar iederzeit den gro&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> fu&#x0364;r<lb/>
ihn hegen werde, allein ein junges Frauenzimmer,<lb/>
ihres gleichen, ko&#x0364;nnte, ohne &#x017F;ich denen Leuten in die<lb/>
Ma&#x0364;uler zu bringen, die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;i</hi>ten einer Per&#x017F;on von<lb/>
&#x017F;einem Stande nicht wohl allzuofft annehmen.<lb/>
Der Graf gab zur Antwort: Wiewohl er es fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ein gro&#x0364;&#x017F;tes Vergnu&#x0364;gen hielte, &#x017F;ie o&#x0364;ffters zu &#x017F;ehen, &#x017F;o<lb/>
wollte er es doch mit &#x017F;olcher Behut&#x017F;amkeit thun,<lb/>
daß &#x017F;ie im gering&#x017F;ten nicht Ur&#x017F;ache, &#x017F;ich u&#x0364;ber ihn zu<lb/>
be&#x017F;chweren, haben &#x017F;ollte. Hierauf verlie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie Se.<lb/>
Gnaden; Er blieb aber derge&#x017F;talt mit &#x017F;einen Ge-<lb/>
dancken und Hertzen an die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Com&#x0153;diant</hi>in kle-<lb/>
ben, daß er in keiner <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> ein anderes<lb/>
Wort, als von ihr, reden kunnte. Den na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Tag darauf gieng er wieder ins <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en-Hauß,<lb/>
machte der <hi rendition="#aq">Roxólanæ</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Compliment,</hi> und<lb/>
&#x017F;tattete nachgehends eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> bey ihr ab, da er<lb/>
zugleich mit einem ko&#x017F;tbaren <hi rendition="#aq">Pre&#x017F;ent</hi> &#x017F;einer Liebe<lb/>
einen Nachdruck zu geben &#x017F;uchte. Sie &#x017F;chlug &#x017F;ol-<lb/>
ches mit einer &#x017F;onderlichen Art und Maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chem<lb/>
Blick aus, dergleichen ihr manche Ko&#x0364;nigin nicht<lb/>
nachthun ko&#x0364;nnen, und ließ &#x017F;ich gegen ihn verneh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0096] Roxolana, betreten, weil ihr kleines und geheimes Theatrum vielleicht nunmehro nicht ſelten beſtiegen werden duͤrffte. Der Graf von Oxford begleitete ſie nach Hauſe, und bath bey dieſer Gelegenheit, um Erlaubniß, daß er ſeine Aufwartung zuweilen bey ihr machen duͤrffte. Sie vermeldete ihm, welcher geſtalt ſie zwar iederzeit den groͤſten Reſpect fuͤr ihn hegen werde, allein ein junges Frauenzimmer, ihres gleichen, koͤnnte, ohne ſich denen Leuten in die Maͤuler zu bringen, die Viſiten einer Perſon von ſeinem Stande nicht wohl allzuofft annehmen. Der Graf gab zur Antwort: Wiewohl er es fuͤr ſein groͤſtes Vergnuͤgen hielte, ſie oͤffters zu ſehen, ſo wollte er es doch mit ſolcher Behutſamkeit thun, daß ſie im geringſten nicht Urſache, ſich uͤber ihn zu beſchweren, haben ſollte. Hierauf verlieſſe ſie Se. Gnaden; Er blieb aber dergeſtalt mit ſeinen Ge- dancken und Hertzen an dieſer Comœdiantin kle- ben, daß er in keiner Compagnie ein anderes Wort, als von ihr, reden kunnte. Den naͤchſten Tag darauf gieng er wieder ins Comœdien-Hauß, machte der Roxólanæ ſein Compliment, und ſtattete nachgehends eine Viſite bey ihr ab, da er zugleich mit einem koſtbaren Preſent ſeiner Liebe einen Nachdruck zu geben ſuchte. Sie ſchlug ſol- ches mit einer ſonderlichen Art und Majeſtaͤtiſchem Blick aus, dergleichen ihr manche Koͤnigin nicht nachthun koͤnnen, und ließ ſich gegen ihn verneh- men,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/96
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/96>, abgerufen am 23.11.2024.