him betittelt, mit grossem Applausu gespielet wurde; und unter andern agirte sie die Person der Roxolanae so unvergleichlich wohl, daß Aubre de Vere, Graf von Oxford, als er sie sahe, sich in sie verliebte. Von diesem Tage an war diese Comoediantin unter keinem andern Nahmen, als der Roxolanae ihrem bekannt; Und weil sie eine Person war, dergleichen man an Schönheit und artigem Wesen nicht leichtlich antreffen kunn- te, entschlosse sich Se. Gnaden von diesem Augen- blick an, sie zu lieben; Ja, weil König Carl der Andere auch in der Comoedie war, gab Se. Majestät Befehl, daß Roxolana nach White- hall kommen, und ihre Person auch daselbst agi- ren möchte. Der Graf von Oxford richtete die- sen Befehl aufs fleißigste aus, und erbothe sich zu- gleich, sie vor Se. Majestät zu bringen; Sie be- diente sich seiner übersandten Kutsche, nahm eine von ihren guten Bekannten mit sich, und sie begaben sich alle dreye in das Zimmer, wo der König des Abends Tafel hielte.
Nachdem sich nun Roxolana mit allem Splendeur einer Königin angethan hatte, die Hertzen und Neigungen derer Zuschauer zu gewin- nen; stellte sie ihre Person so naturell und wohl- anständig vor dem König für, daß iedermann auf die Gedancken geriethe, sie werde schwerlich von nö- then haben, das öffentliche Theatrum mehr zu
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Roxolana und der Graf von Oxford.
him betittelt, mit groſſem Applauſu geſpielet wurde; und unter andern agirte ſie die Perſon der Roxolanæ ſo unvergleichlich wohl, daß Aubre de Vere, Graf von Oxford, als er ſie ſahe, ſich in ſie verliebte. Von dieſem Tage an war dieſe Comœdiantin unter keinem andern Nahmen, als der Roxolanæ ihrem bekannt; Und weil ſie eine Perſon war, dergleichen man an Schoͤnheit und artigem Weſen nicht leichtlich antreffen kunn- te, entſchloſſe ſich Se. Gnaden von dieſem Augen- blick an, ſie zu lieben; Ja, weil Koͤnig Carl der Andere auch in der Comœdie war, gab Se. Majeſtaͤt Befehl, daß Roxolana nach White- hall kommen, und ihre Perſon auch daſelbſt agi- ren moͤchte. Der Graf von Oxford richtete die- ſen Befehl aufs fleißigſte aus, und erbothe ſich zu- gleich, ſie vor Se. Majeſtaͤt zu bringen; Sie be- diente ſich ſeiner uͤberſandten Kutſche, nahm eine von ihren guten Bekannten mit ſich, und ſie begaben ſich alle dreye in das Zimmer, wo der Koͤnig des Abends Tafel hielte.
Nachdem ſich nun Roxolana mit allem Splendeur einer Koͤnigin angethan hatte, die Hertzen und Neigungen derer Zuſchauer zu gewin- nen; ſtellte ſie ihre Perſon ſo naturell und wohl- anſtaͤndig vor dem Koͤnig fuͤr, daß iedermann auf die Gedancken geriethe, ſie werde ſchwerlich von noͤ- then haben, das oͤffentliche Theatrum mehr zu
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Roxolana und der Graf von Oxford.
him betittelt, mit groſſem Applauſu geſpielet
wurde; und unter andern agirte ſie die Perſon der
Roxolanæ ſo unvergleichlich wohl, daß Aubre
de Vere, Graf von Oxford, als er ſie ſahe, ſich
in ſie verliebte. Von dieſem Tage an war dieſe
Comœdiantin unter keinem andern Nahmen,
als der Roxolanæ ihrem bekannt; Und weil ſie
eine Perſon war, dergleichen man an Schoͤnheit
und artigem Weſen nicht leichtlich antreffen kunn-
te, entſchloſſe ſich Se. Gnaden von dieſem Augen-
blick an, ſie zu lieben; Ja, weil Koͤnig Carl der
Andere auch in der Comœdie war, gab Se.
Majeſtaͤt Befehl, daß Roxolana nach White-
hall kommen, und ihre Perſon auch daſelbſt agi-
ren moͤchte. Der Graf von Oxford richtete die-
ſen Befehl aufs fleißigſte aus, und erbothe ſich zu-
gleich, ſie vor Se. Majeſtaͤt zu bringen; Sie be-
diente ſich ſeiner uͤberſandten Kutſche, nahm eine
von ihren guten Bekannten mit ſich, und ſie begaben
ſich alle dreye in das Zimmer, wo der Koͤnig des
Abends Tafel hielte.
Nachdem ſich nun Roxolana mit allem
Splendeur einer Koͤnigin angethan hatte, die
Hertzen und Neigungen derer Zuſchauer zu gewin-
nen; ſtellte ſie ihre Perſon ſo naturell und wohl-
anſtaͤndig vor dem Koͤnig fuͤr, daß iedermann auf
die Gedancken geriethe, ſie werde ſchwerlich von noͤ-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/95>, abgerufen am 21.07.2024.
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