Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Maria, Königin von Schottland, Gefahr, mit Feuer und Schwerdt geraubet zu wer-den; Man darff nicht auf sie reden, so wirfft es ihre Sinnen in solche Unordnung, und lässet sie auf einmal an so vielerley Sachen gedencken, daß sie einen entweder gar nicht, oder so verwirrt anhören, daß unsere Worte gar schlechten Eindruck bey ih- nen finden können. Ohne Zweiffel war dieses auch die Ursache, warum Maria, die Königin von Schottland, weil sie noch im Jungfer-Stande le- bete, so Mann-scheu war, welches zwar nicht lange wärete, massen sie Francisco, Dauphin von Franckreich, im siebenden Jahr ihres Alters ver- mählet wurde, zu welcher Zeit sie kaum Gutes und Böses von einander zu unterscheiden wuste; Und nach 6. oder 7. Jahren nach diesem war sie auch noch so jung, daß, woferne ein kühner Liebhaber ei- nen Sturm auf sie gewaget, sie sich nach aller Möglichkeit vertheidiget haben würde, und wenn auch noch so viel innerliche Meutereyen sich wider sie empöret, so würde sie ihnen doch nach ihrer Schwachheit Widerstand gethan haben. Als aber diese Königin zu reiferern Jahren gelangete, und ihr erster Ehe-Gemahl, nicht lang nach dem Beylager, dieses Zeitliche gesegnet hatte, war sie nicht gar zu sehr mehr mit der Tugend fortifici- ret, die Garnison wurde nicht mehr in so guter Disciplin gehalten, daß sie fähig gewesen, wider einen listigen Helden zu bestehen, und sich solchen an-
Maria, Koͤnigin von Schottland, Gefahr, mit Feuer und Schwerdt geraubet zu wer-den; Man darff nicht auf ſie reden, ſo wirfft es ihre Sinnen in ſolche Unordnung, und laͤſſet ſie auf einmal an ſo vielerley Sachen gedencken, daß ſie einen entweder gar nicht, oder ſo verwirrt anhoͤren, daß unſere Worte gar ſchlechten Eindruck bey ih- nen finden koͤnnen. Ohne Zweiffel war dieſes auch die Urſache, warum Maria, die Koͤnigin von Schottland, weil ſie noch im Jungfer-Stande le- bete, ſo Mann-ſcheu war, welches zwar nicht lange waͤrete, maſſen ſie Franciſco, Dauphin von Franckreich, im ſiebenden Jahr ihres Alters ver- maͤhlet wurde, zu welcher Zeit ſie kaum Gutes und Boͤſes von einander zu unterſcheiden wuſte; Und nach 6. oder 7. Jahren nach dieſem war ſie auch noch ſo jung, daß, woferne ein kuͤhner Liebhaber ei- nen Sturm auf ſie gewaget, ſie ſich nach aller Moͤglichkeit vertheidiget haben wuͤrde, und wenn auch noch ſo viel innerliche Meutereyen ſich wider ſie empoͤret, ſo wuͤrde ſie ihnen doch nach ihrer Schwachheit Widerſtand gethan haben. Als aber dieſe Koͤnigin zu reiferern Jahren gelangete, und ihr erſter Ehe-Gemahl, nicht lang nach dem Beylager, dieſes Zeitliche geſegnet hatte, war ſie nicht gar zu ſehr mehr mit der Tugend fortifici- ret, die Garniſon wurde nicht mehr in ſo guter Diſciplin gehalten, daß ſie faͤhig geweſen, wider einen liſtigen Helden zu beſtehen, und ſich ſolchen an-
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Maria, Koͤnigin von Schottland,
Gefahr, mit Feuer und Schwerdt geraubet zu wer-
den; Man darff nicht auf ſie reden, ſo wirfft es
ihre Sinnen in ſolche Unordnung, und laͤſſet ſie auf
einmal an ſo vielerley Sachen gedencken, daß ſie
einen entweder gar nicht, oder ſo verwirrt anhoͤren,
daß unſere Worte gar ſchlechten Eindruck bey ih-
nen finden koͤnnen. Ohne Zweiffel war dieſes
auch die Urſache, warum Maria, die Koͤnigin von
Schottland, weil ſie noch im Jungfer-Stande le-
bete, ſo Mann-ſcheu war, welches zwar nicht lange
waͤrete, maſſen ſie Franciſco, Dauphin von
Franckreich, im ſiebenden Jahr ihres Alters ver-
maͤhlet wurde, zu welcher Zeit ſie kaum Gutes und
Boͤſes von einander zu unterſcheiden wuſte; Und
nach 6. oder 7. Jahren nach dieſem war ſie auch
noch ſo jung, daß, woferne ein kuͤhner Liebhaber ei-
nen Sturm auf ſie gewaget, ſie ſich nach aller
Moͤglichkeit vertheidiget haben wuͤrde, und wenn
auch noch ſo viel innerliche Meutereyen ſich wider
ſie empoͤret, ſo wuͤrde ſie ihnen doch nach ihrer
Schwachheit Widerſtand gethan haben. Als
aber dieſe Koͤnigin zu reiferern Jahren gelangete,
und ihr erſter Ehe-Gemahl, nicht lang nach dem
Beylager, dieſes Zeitliche geſegnet hatte, war ſie
nicht gar zu ſehr mehr mit der Tugend fortifici-
ret, die Garniſon wurde nicht mehr in ſo guter
Diſciplin gehalten, daß ſie faͤhig geweſen, wider
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