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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Johanna Shore,
der arme Mann ihrenthalber fast von Sinnen kam,
welcher von dem, was man sich schon ehemals un-
terfangen, schlosse, sie würde von einem Courti-
san
entführet seyn; Es währete aber nicht lange,
daß er die völlige Versicherung erhielte, welcher ge-
stalt sie der König zu seiner Schlaff-Gesellin erkie-
set hätte. Dieses benahm ihm alle Hoffnung, sie
iemaln wieder zu erlangen, dahero trat er sie von
der Zeit an ihrem Königlichen Liebhaber ab, und
hatte niemals etwas ferner mit ihr zu schaffen.
Dieser unglückselige Mann gerieth über diesem Ver-
hängniß in eine tieffe Melancholie, daß er gantz
unfähig ward, seiner Profession nachzufolgen.
Damit er nun sein bekümmerndes Gemüth eini-
ger massen heilen möchte, reisete er in fremde Län-
der, besuchte Flandern, Franckreich, Spanien und
die Türckey, biß er alles, was er hatte, zugebüsset und
verzehret hatte. Und als er wieder nach Hause
kam, der Meynung, iedermann werde ihn vergessen
haben, lebte er in grosser Armuth und starb elen-
diglich unter Regierung Henrici des Siebenden.
Nun war sie biß zur höchsten Spitze des Glückes
gestiegen, daß sie ihr geliebter Fürst nicht höher er-
heben kunnte, als daß er sie nun folgends für seine
rechtmäßige Königin erklärete, als welcher sie so
wohl, als allen andern Maitressen, eine schwartze
Finsterniß verursachte: Denn wer sich nur eine
Gnade am Hof auszubitten hatte, der machte Ma-

dame

Johanna Shore,
der arme Mann ihrenthalber faſt von Sinnen kam,
welcher von dem, was man ſich ſchon ehemals un-
terfangen, ſchloſſe, ſie wuͤrde von einem Courti-
ſan
entfuͤhret ſeyn; Es waͤhrete aber nicht lange,
daß er die voͤllige Verſicherung erhielte, welcher ge-
ſtalt ſie der Koͤnig zu ſeiner Schlaff-Geſellin erkie-
ſet haͤtte. Dieſes benahm ihm alle Hoffnung, ſie
iemaln wieder zu erlangen, dahero trat er ſie von
der Zeit an ihrem Koͤniglichen Liebhaber ab, und
hatte niemals etwas ferner mit ihr zu ſchaffen.
Dieſer ungluͤckſelige Mann gerieth uͤber dieſem Ver-
haͤngniß in eine tieffe Melancholie, daß er gantz
unfaͤhig ward, ſeiner Profeſſion nachzufolgen.
Damit er nun ſein bekuͤmmerndes Gemuͤth eini-
ger maſſen heilen moͤchte, reiſete er in fremde Laͤn-
der, beſuchte Flandern, Franckreich, Spanien und
die Tuͤrckey, biß er alles, was er hatte, zugebuͤſſet und
verzehret hatte. Und als er wieder nach Hauſe
kam, der Meynung, iedermann werde ihn vergeſſen
haben, lebte er in groſſer Armuth und ſtarb elen-
diglich unter Regierung Henrici des Siebenden.
Nun war ſie biß zur hoͤchſten Spitze des Gluͤckes
geſtiegen, daß ſie ihr geliebter Fuͤrſt nicht hoͤher er-
heben kunnte, als daß er ſie nun folgends fuͤr ſeine
rechtmaͤßige Koͤnigin erklaͤrete, als welcher ſie ſo
wohl, als allen andern Maitreſſen, eine ſchwartze
Finſterniß verurſachte: Denn wer ſich nur eine
Gnade am Hof auszubitten hatte, der machte Ma-

dame
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[46/0066] Johanna Shore, der arme Mann ihrenthalber faſt von Sinnen kam, welcher von dem, was man ſich ſchon ehemals un- terfangen, ſchloſſe, ſie wuͤrde von einem Courti- ſan entfuͤhret ſeyn; Es waͤhrete aber nicht lange, daß er die voͤllige Verſicherung erhielte, welcher ge- ſtalt ſie der Koͤnig zu ſeiner Schlaff-Geſellin erkie- ſet haͤtte. Dieſes benahm ihm alle Hoffnung, ſie iemaln wieder zu erlangen, dahero trat er ſie von der Zeit an ihrem Koͤniglichen Liebhaber ab, und hatte niemals etwas ferner mit ihr zu ſchaffen. Dieſer ungluͤckſelige Mann gerieth uͤber dieſem Ver- haͤngniß in eine tieffe Melancholie, daß er gantz unfaͤhig ward, ſeiner Profeſſion nachzufolgen. Damit er nun ſein bekuͤmmerndes Gemuͤth eini- ger maſſen heilen moͤchte, reiſete er in fremde Laͤn- der, beſuchte Flandern, Franckreich, Spanien und die Tuͤrckey, biß er alles, was er hatte, zugebuͤſſet und verzehret hatte. Und als er wieder nach Hauſe kam, der Meynung, iedermann werde ihn vergeſſen haben, lebte er in groſſer Armuth und ſtarb elen- diglich unter Regierung Henrici des Siebenden. Nun war ſie biß zur hoͤchſten Spitze des Gluͤckes geſtiegen, daß ſie ihr geliebter Fuͤrſt nicht hoͤher er- heben kunnte, als daß er ſie nun folgends fuͤr ſeine rechtmaͤßige Koͤnigin erklaͤrete, als welcher ſie ſo wohl, als allen andern Maitreſſen, eine ſchwartze Finſterniß verurſachte: Denn wer ſich nur eine Gnade am Hof auszubitten hatte, der machte Ma- dame

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/66>, abgerufen am 24.11.2024.