Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und König Edward IV. Dem ungeachtet aber satzte sie sich nieder, die Abend-Mahlzeit mit ihren Manne einzunehmen, und be- zeigte sich ungemein complaisant gegen ihn, als unversehens ein Bothe mit der erdichteten Zeitung kam: Jhre Mutter wäre plötzlich kranck worden, und hätte alsbald etwas noth- wendiges mit ihr zu reden. Jhr Mann wollte mit ihr gehen, alleine sie fande Ursachen, ihn zu Hause zu lassen; und indem sie ihm den letzten Kuß gab, den er von ihren Lippen iemals eingeern- det, nahm sie, indem ihr die Thränen in die Augen stiegen, von ihm Abschied. Madame Blague begab sich mit ihr in die Kutsche und lieferte die- sen Schatz der Schönheit ihrem Monarchen ohnverzüglich in die Arme. Jhr verlassener Mann vertrieb sich die verdrüß- der
und Koͤnig Edward IV. Dem ungeachtet aber ſatzte ſie ſich nieder, die Abend-Mahlzeit mit ihren Manne einzunehmen, und be- zeigte ſich ungemein complaiſant gegen ihn, als unverſehens ein Bothe mit der erdichteten Zeitung kam: Jhre Mutter waͤre ploͤtzlich kranck worden, und haͤtte alsbald etwas noth- wendiges mit ihr zu reden. Jhr Mann wollte mit ihr gehen, alleine ſie fande Urſachen, ihn zu Hauſe zu laſſen; und indem ſie ihm den letzten Kuß gab, den er von ihren Lippen iemals eingeern- det, nahm ſie, indem ihr die Thraͤnen in die Augen ſtiegen, von ihm Abſchied. Madame Blague begab ſich mit ihr in die Kutſche und lieferte die- ſen Schatz der Schoͤnheit ihrem Monarchen ohnverzuͤglich in die Arme. Jhr verlaſſener Mann vertrieb ſich die verdruͤß- der
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und Koͤnig Edward IV.
Dem ungeachtet aber ſatzte ſie ſich nieder, die Abend-
Mahlzeit mit ihren Manne einzunehmen, und be-
zeigte ſich ungemein complaiſant gegen ihn, als
unverſehens ein Bothe mit der erdichteten Zeitung
kam: Jhre Mutter waͤre ploͤtzlich kranck
worden, und haͤtte alsbald etwas noth-
wendiges mit ihr zu reden. Jhr Mann
wollte mit ihr gehen, alleine ſie fande Urſachen, ihn
zu Hauſe zu laſſen; und indem ſie ihm den letzten
Kuß gab, den er von ihren Lippen iemals eingeern-
det, nahm ſie, indem ihr die Thraͤnen in die Augen
ſtiegen, von ihm Abſchied. Madame Blague
begab ſich mit ihr in die Kutſche und lieferte die-
ſen Schatz der Schoͤnheit ihrem Monarchen
ohnverzuͤglich in die Arme.
Jhr verlaſſener Mann vertrieb ſich die verdruͤß-
lichen Stunden biß ſehr ſpaͤt in die Nacht, und
wartete auf ſeines Weibes Zuruͤckkunfft; Da ſie
aber in die Laͤnge nicht wieder kommen wollte, wur-
de er nicht wenig bekuͤmmert und unruhig im Ge-
muͤthe, gienge demnach hin, ſie in ihrer Mutter Be-
hauſung zu ſuchen; Alleine dieſe wollte ſie den gan-
tzen Tag nicht geſehen haben, wuſte auch nichts
darvon, daß ſie unpaß geweſen, wie vorgegeben
worden. Dieſes ſetzte ihn in groſſe Beſtuͤrtzung,
daß er von einem Verwandten und Bekannten zu
den andern lieff, ſie auszuforſchen. Der folgende
gantze Tag wurd vergeblich zugebracht, alſo, daß
der
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