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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und König Edward IV.
des Vierdten Kammer-Herr, einen Anschlag mach-
te, sie bey der Nacht in seiner Kutsche zu entführen;
Und damit er solches werckstellig machen möchte,
hatte er des Herrn Wainsteads Magd mit einem
Present von Golde bestochen, ihm Gelegenheit an
die Hand zu geben, und bey seinem Raube beyzuste-
hen; Aber das Mensch war so ehrlich, daß ihr es
reuete und sie den Anschlag ihrem Herrn hinterbrach-
te: Also war dieses verdeckte Essen in einem löche-
richten Hafen gekochet. Herr Wainstead war
nunmehro völlig überzeuget, daß er ohne äussersten
Hazard und Gefährlichkeit seine Tochter nicht län-
ger in einem eintzelen oder ledigen Stande lassen
dürffte, als welche für das allgemeine Ziel qua-
lifici
rter und galanter Leute passirte; und ob sie
demnach wohl noch sehr jung war, entschlosse er
sich dennoch, sie allen unbeständigen Courtisanen
aus den lüsternen Zähnen zu reissen, und ihre Hoff-
nung zu Wasser zu machen, indem er sie unver-
züglich einem Ehe-Mann in die Arme warff. Un-
ter denenjenigen, so sich auf eine honette Weise
um sie bewarben, befande sich Herr Mattheas
Shore,
ein reicher Gold-Schmidt in der Lom-
bard.
Strassen, und ein Mann von sehr guter
Renome, sowohl was die Religion, als tu-
gendhaffte Aufführung anlangte. Jn Betrach-
tung dessen machte der Vater den Schluß, ihn zu
ihrem Eh-Mann zu erwählen; aber Jungfer Jo-

hannigen
C 3

und Koͤnig Edward IV.
des Vierdten Kammer-Herr, einen Anſchlag mach-
te, ſie bey der Nacht in ſeiner Kutſche zu entfuͤhren;
Und damit er ſolches werckſtellig machen moͤchte,
hatte er des Herrn Wainſteads Magd mit einem
Preſent von Golde beſtochen, ihm Gelegenheit an
die Hand zu geben, und bey ſeinem Raube beyzuſte-
hen; Aber das Menſch war ſo ehrlich, daß ihr es
reuete und ſie den Anſchlag ihrem Herrn hinterbrach-
te: Alſo war dieſes verdeckte Eſſen in einem loͤche-
richten Hafen gekochet. Herr Wainſtead war
nunmehro voͤllig uͤberzeuget, daß er ohne aͤuſſerſten
Hazard und Gefaͤhrlichkeit ſeine Tochter nicht laͤn-
ger in einem eintzelen oder ledigen Stande laſſen
duͤrffte, als welche fuͤr das allgemeine Ziel qua-
lifici
rter und galanter Leute paſſirte; und ob ſie
demnach wohl noch ſehr jung war, entſchloſſe er
ſich dennoch, ſie allen unbeſtaͤndigen Courtiſanen
aus den luͤſternen Zaͤhnen zu reiſſen, und ihre Hoff-
nung zu Waſſer zu machen, indem er ſie unver-
zuͤglich einem Ehe-Mann in die Arme warff. Un-
ter denenjenigen, ſo ſich auf eine honette Weiſe
um ſie bewarben, befande ſich Herr Mattheas
Shore,
ein reicher Gold-Schmidt in der Lom-
bard.
Straſſen, und ein Mann von ſehr guter
Renomé, ſowohl was die Religion, als tu-
gendhaffte Auffuͤhrung anlangte. Jn Betrach-
tung deſſen machte der Vater den Schluß, ihn zu
ihrem Eh-Mann zu erwaͤhlen; aber Jungfer Jo-

hannigen
C 3
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[37/0057] und Koͤnig Edward IV. des Vierdten Kammer-Herr, einen Anſchlag mach- te, ſie bey der Nacht in ſeiner Kutſche zu entfuͤhren; Und damit er ſolches werckſtellig machen moͤchte, hatte er des Herrn Wainſteads Magd mit einem Preſent von Golde beſtochen, ihm Gelegenheit an die Hand zu geben, und bey ſeinem Raube beyzuſte- hen; Aber das Menſch war ſo ehrlich, daß ihr es reuete und ſie den Anſchlag ihrem Herrn hinterbrach- te: Alſo war dieſes verdeckte Eſſen in einem loͤche- richten Hafen gekochet. Herr Wainſtead war nunmehro voͤllig uͤberzeuget, daß er ohne aͤuſſerſten Hazard und Gefaͤhrlichkeit ſeine Tochter nicht laͤn- ger in einem eintzelen oder ledigen Stande laſſen duͤrffte, als welche fuͤr das allgemeine Ziel qua- lificirter und galanter Leute paſſirte; und ob ſie demnach wohl noch ſehr jung war, entſchloſſe er ſich dennoch, ſie allen unbeſtaͤndigen Courtiſanen aus den luͤſternen Zaͤhnen zu reiſſen, und ihre Hoff- nung zu Waſſer zu machen, indem er ſie unver- zuͤglich einem Ehe-Mann in die Arme warff. Un- ter denenjenigen, ſo ſich auf eine honette Weiſe um ſie bewarben, befande ſich Herr Mattheas Shore, ein reicher Gold-Schmidt in der Lom- bard. Straſſen, und ein Mann von ſehr guter Renomé, ſowohl was die Religion, als tu- gendhaffte Auffuͤhrung anlangte. Jn Betrach- tung deſſen machte der Vater den Schluß, ihn zu ihrem Eh-Mann zu erwaͤhlen; aber Jungfer Jo- hannigen C 3

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/57>, abgerufen am 24.11.2024.