XLII. Die Liebes-Intriguen und Buhl- schafften zweyer berühmten Türcken mit ihren zwo Englischen Maitressen.
DEr Liebe Gewalt erstrecket sich über den gantzen Erdboden: Denn es ist keine Na- tion so entlegen und barbarisch, daß nicht [d]ie Einwohner darvon, zu einer oder der andern [Z]eit, dieser Leidenschafft unterwürffig seyn sollten: [U]nd Leute, die nicht so politisch sind, als diejenigen, [w]elche in Europa gebohren worden, können biß- [w]eilen die Macht der Venus eben so eyffrig vereh- [r]en, wenn eine würckliche Uberzeugung der Galan- [t]erie ihre Gemüther mit dem unschätzbaren Werth [ei]ner wahren Schönheit beseelet. Die folgenden [L]iebes-Geschichte des Ibrahim Amet und Gur- [g]i Nebi sind so remarquable, als einige, die der Welt iemals bekannt gemacht worden. Diese [z]ween Türckische Herren, als sie nicht lange in dem [K]önigreiche Groß-Brittannien angelanget, und [e]ines Tages von einer Standes-Person, von nicht [g]eringem Ansehen, die zwo Töchter hatte, zu Gaste [g]eladen waren, fühleten ihre Hertzen bey dem er- [st]en Anblick solcher beyden schönen Weibes-Per- [s]nen verwundet zu seyn, und hielten in Frantzösi-
scher
XLII. Die Liebes-Intriguen und Buhl- ſchafften zweyer beruͤhmten Tuͤrcken mit ihren zwo Engliſchen Maitreſſen.
DEr Liebe Gewalt erſtrecket ſich uͤber den gantzen Erdboden: Denn es iſt keine Na- tion ſo entlegen und barbariſch, daß nicht [d]ie Einwohner darvon, zu einer oder der andern [Z]eit, dieſer Leidenſchafft unterwuͤrffig ſeyn ſollten: [U]nd Leute, die nicht ſo politiſch ſind, als diejenigen, [w]elche in Europa gebohren worden, koͤnnen biß- [w]eilen die Macht der Venus eben ſo eyffrig vereh- [r]en, wenn eine wuͤrckliche Uberzeugung der Galan- [t]erie ihre Gemuͤther mit dem unſchaͤtzbaren Werth [ei]ner wahren Schoͤnheit beſeelet. Die folgenden [L]iebes-Geſchichte des Ibrahim Amet und Gur- [g]i Nebi ſind ſo remarquable, als einige, die der Welt iemals bekannt gemacht worden. Dieſe [z]ween Tuͤrckiſche Herren, als ſie nicht lange in dem [K]oͤnigreiche Groß-Brittannien angelanget, und [e]ines Tages von einer Standes-Perſon, von nicht [g]eringem Anſehen, die zwo Toͤchter hatte, zu Gaſte [g]eladen waren, fuͤhleten ihre Hertzen bey dem er- [ſt]en Anblick ſolcher beyden ſchoͤnen Weibes-Per- [ſ]nen verwundet zu ſeyn, und hielten in Frantzoͤſi-
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XLII.
Die Liebes-Intriguen und Buhl-
ſchafften zweyer beruͤhmten Tuͤrcken
mit ihren zwo Engliſchen
Maitreſſen.
DEr Liebe Gewalt erſtrecket ſich uͤber den
gantzen Erdboden: Denn es iſt keine Na-
tion ſo entlegen und barbariſch, daß nicht
die Einwohner darvon, zu einer oder der andern
Zeit, dieſer Leidenſchafft unterwuͤrffig ſeyn ſollten:
Und Leute, die nicht ſo politiſch ſind, als diejenigen,
welche in Europa gebohren worden, koͤnnen biß-
weilen die Macht der Venus eben ſo eyffrig vereh-
ren, wenn eine wuͤrckliche Uberzeugung der Galan-
terie ihre Gemuͤther mit dem unſchaͤtzbaren Werth
einer wahren Schoͤnheit beſeelet. Die folgenden
Liebes-Geſchichte des Ibrahim Amet und Gur-
gi Nebi ſind ſo remarquable, als einige, die der
Welt iemals bekannt gemacht worden. Dieſe
zween Tuͤrckiſche Herren, als ſie nicht lange in dem
Koͤnigreiche Groß-Brittannien angelanget, und
eines Tages von einer Standes-Perſon, von nicht
geringem Anſehen, die zwo Toͤchter hatte, zu Gaſte
geladen waren, fuͤhleten ihre Hertzen bey dem er-
ſten Anblick ſolcher beyden ſchoͤnen Weibes-Per-
ſnen verwundet zu ſeyn, und hielten in Frantzoͤſi-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/547>, abgerufen am 22.11.2024.
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