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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und König Edward III.
endlich entdecken, sind wir schon gantz entmannet,
sie triumphiret über unsere Weisheit, nimmet un-
sere Vernunfft gefangen, und machet beyde zu ihren
Sclaven, ihre Tyranney auszuüben. Die ersten
Wunden, welche die Schönheit machet, sind fast
unempfindlich, und ob sich schon der Gifft durch
einen ieglichen Theil ausbreitet, so können wir doch
kaum gewahr werden, in was für Gefahr wir uns
befinden. Anfangs sind wir zu frieden, wenn wir
die Person, so wir admiriren, nur sehen oder spre-
chen können, und bezeigen eine angenehmste Gefäl-
ligkeit gegen alles, was sie saget oder vornimmet;
das blosse Andencken derselben ist bezaubernd, und
wenn das Verlangen darnach rein ist, kan, meines
Erachtens, kein Philosophus so rigoureus seyn,
uns deßwegen zuverdammen; Doch die Liebe, welche
gleich einer Biene ihren Nahmen verlieret, wenn sie
keinen Stachel hat, ist zugleich ein verborgenes Feuer,
das plötzlich auszubrechen pfleget, und der ange-
nehme Gedancke, der sich den Augenblick vorher
uns so süsse und ehrerbietig vorstellte, dringet sich
nunmehro unserm ernsthafften Gemüth recht un-
gestüm auf, ja verräth uns so gar treuloser Weise
in unserm Schlaffe, bißweilen erscheinet er hochmü-
thig und verächtlich, bißweilen willfährig und gütig,
und dieses, wenn sonst keine Raison mehr übrig ist.

Diese Passion ist die grösseste unter allen Lei-
denschafften, denn Cupido lässet nicht so bald eine

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C

und Koͤnig Edward III.
endlich entdecken, ſind wir ſchon gantz entmannet,
ſie triumphiret uͤber unſere Weisheit, nimmet un-
ſere Vernunfft gefangen, und machet beyde zu ihren
Sclaven, ihre Tyranney auszuuͤben. Die erſten
Wunden, welche die Schoͤnheit machet, ſind faſt
unempfindlich, und ob ſich ſchon der Gifft durch
einen ieglichen Theil ausbreitet, ſo koͤnnen wir doch
kaum gewahr werden, in was fuͤr Gefahr wir uns
befinden. Anfangs ſind wir zu frieden, wenn wir
die Perſon, ſo wir admiriren, nur ſehen oder ſpre-
chen koͤnnen, und bezeigen eine angenehmſte Gefaͤl-
ligkeit gegen alles, was ſie ſaget oder vornimmet;
das bloſſe Andencken derſelben iſt bezaubernd, und
wenn das Verlangen darnach rein iſt, kan, meines
Erachtens, kein Philoſophus ſo rigoureus ſeyn,
uns deßwegen zuverdammen; Doch die Liebe, welche
gleich einer Biene ihren Nahmen verlieret, wenn ſie
keinen Stachel hat, iſt zugleich ein verborgenes Feuer,
das ploͤtzlich auszubrechen pfleget, und der ange-
nehme Gedancke, der ſich den Augenblick vorher
uns ſo ſuͤſſe und ehrerbietig vorſtellte, dringet ſich
nunmehro unſerm ernſthafften Gemuͤth recht un-
geſtuͤm auf, ja verraͤth uns ſo gar treuloſer Weiſe
in unſerm Schlaffe, bißweilen erſcheinet er hochmuͤ-
thig und veraͤchtlich, bißweilen willfaͤhrig und guͤtig,
und dieſes, wenn ſonſt keine Raiſon mehr uͤbrig iſt.

Dieſe Paſſion iſt die groͤſſeſte unter allen Lei-
denſchafften, denn Cupido laͤſſet nicht ſo bald eine

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C
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[33/0053] und Koͤnig Edward III. endlich entdecken, ſind wir ſchon gantz entmannet, ſie triumphiret uͤber unſere Weisheit, nimmet un- ſere Vernunfft gefangen, und machet beyde zu ihren Sclaven, ihre Tyranney auszuuͤben. Die erſten Wunden, welche die Schoͤnheit machet, ſind faſt unempfindlich, und ob ſich ſchon der Gifft durch einen ieglichen Theil ausbreitet, ſo koͤnnen wir doch kaum gewahr werden, in was fuͤr Gefahr wir uns befinden. Anfangs ſind wir zu frieden, wenn wir die Perſon, ſo wir admiriren, nur ſehen oder ſpre- chen koͤnnen, und bezeigen eine angenehmſte Gefaͤl- ligkeit gegen alles, was ſie ſaget oder vornimmet; das bloſſe Andencken derſelben iſt bezaubernd, und wenn das Verlangen darnach rein iſt, kan, meines Erachtens, kein Philoſophus ſo rigoureus ſeyn, uns deßwegen zuverdammen; Doch die Liebe, welche gleich einer Biene ihren Nahmen verlieret, wenn ſie keinen Stachel hat, iſt zugleich ein verborgenes Feuer, das ploͤtzlich auszubrechen pfleget, und der ange- nehme Gedancke, der ſich den Augenblick vorher uns ſo ſuͤſſe und ehrerbietig vorſtellte, dringet ſich nunmehro unſerm ernſthafften Gemuͤth recht un- geſtuͤm auf, ja verraͤth uns ſo gar treuloſer Weiſe in unſerm Schlaffe, bißweilen erſcheinet er hochmuͤ- thig und veraͤchtlich, bißweilen willfaͤhrig und guͤtig, und dieſes, wenn ſonſt keine Raiſon mehr uͤbrig iſt. Dieſe Paſſion iſt die groͤſſeſte unter allen Lei- denſchafften, denn Cupido laͤſſet nicht ſo bald eine ent- C

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/53>, abgerufen am 24.11.2024.