XLI. Der Capitain P--r, und J--, eine bekannte Caffe-Schänckin.
WEil das Herkommen dieser dienstferti- gen Schwester keines der vornehmsten ist, wollen wir ihres Geschlechts nicht erwehnen, sondern nur so viel anzeigen, daß, als sie vom Lande, ohngefehr im 17. oder 18 den Jahre ih- res Alters nach London kam, sie sich daselbst bey einen Kauffmann in Dienste begab. Sie führte sich Anfangs sehr wohl auf, wuste sich vortrefflich bey allen Menschen zu insinuiren, insonderheit aber in die Gemüther dererjenigen, bey denen sie dienete, wunder-wohl zu schicken, und wurde in kurtzer Zeit Ausgeberin oder Haus-Verwalterin. Sinte- mal nun zu solcher Zeit ein anderer Kauffmann, der schon etwas bey Jahren, und ein schönes junges Weibgen geheyrathet hatte, ihres Herrn Consor- te war, brachte er seine Familie in diese Behau- sung, auf welche Weise nicht nur ihr Lohn und Dienst-Geld, sondern auch mit solchem ihr Hoch- muth vermehret wurde. Also fieng sie an, aus an- gemasseter Freygebigkeit, sehr reichlich und ver- schwenderisch hauszuhalten; biß sie des Cassierers Augen endlich dergestalt nach sich zog, daß er alle Gelegenheiten, wo er ihr einen Gefallen erweisen
kunn-
Der Capitain P ‒ ‒ r,
XLI. Der Capitain P‒‒r, und J‒‒, eine bekannte Caffé-Schaͤnckin.
WEil das Herkommen dieſer dienſtferti- gen Schweſter keines der vornehmſten iſt, wollen wir ihres Geſchlechts nicht erwehnen, ſondern nur ſo viel anzeigen, daß, als ſie vom Lande, ohngefehr im 17. oder 18 den Jahre ih- res Alters nach London kam, ſie ſich daſelbſt bey einen Kauffmann in Dienſte begab. Sie fuͤhrte ſich Anfangs ſehr wohl auf, wuſte ſich vortrefflich bey allen Menſchen zu inſinuiren, inſonderheit aber in die Gemuͤther dererjenigen, bey denen ſie dienete, wunder-wohl zu ſchicken, und wurde in kurtzer Zeit Ausgeberin oder Haus-Verwalterin. Sinte- mal nun zu ſolcher Zeit ein anderer Kauffmann, der ſchon etwas bey Jahren, und ein ſchoͤnes junges Weibgen geheyrathet hatte, ihres Herrn Conſor- te war, brachte er ſeine Familie in dieſe Behau- ſung, auf welche Weiſe nicht nur ihr Lohn und Dienſt-Geld, ſondern auch mit ſolchem ihr Hoch- muth vermehret wurde. Alſo fieng ſie an, aus an- gemaſſeter Freygebigkeit, ſehr reichlich und ver- ſchwenderiſch hauszuhalten; biß ſie des Caſſierers Augen endlich dergeſtalt nach ſich zog, daß er alle Gelegenheiten, wo er ihr einen Gefallen erweiſen
kunn-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0518"n="498"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der <hirendition="#aq">Capitain P ‒‒ r,</hi></hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XLI.</hi><lb/>
Der <hirendition="#aq">Capitain P‒‒r,</hi> und <hirendition="#aq">J‒‒,</hi> eine<lb/>
bekannte <hirendition="#aq">Caffé-</hi>Schaͤnckin.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>Eil das Herkommen dieſer dienſtferti-<lb/>
gen Schweſter keines der vornehmſten<lb/>
iſt, wollen wir ihres Geſchlechts nicht<lb/>
erwehnen, ſondern nur ſo viel anzeigen, daß, als ſie<lb/>
vom Lande, ohngefehr im 17. oder 18 den Jahre ih-<lb/>
res Alters nach <hirendition="#aq">London</hi> kam, ſie ſich daſelbſt bey<lb/>
einen Kauffmann in Dienſte begab. Sie fuͤhrte<lb/>ſich Anfangs ſehr wohl auf, wuſte ſich vortrefflich<lb/>
bey allen Menſchen zu <hirendition="#aq">inſinui</hi>ren, inſonderheit aber<lb/>
in die Gemuͤther dererjenigen, bey denen ſie dienete,<lb/>
wunder-wohl zu ſchicken, und wurde in kurtzer Zeit<lb/>
Ausgeberin oder Haus-Verwalterin. Sinte-<lb/>
mal nun zu ſolcher Zeit ein anderer Kauffmann, der<lb/>ſchon etwas bey Jahren, und ein ſchoͤnes junges<lb/>
Weibgen geheyrathet hatte, ihres Herrn <hirendition="#aq">Conſor-<lb/>
te</hi> war, brachte er ſeine <hirendition="#aq">Familie</hi> in dieſe Behau-<lb/>ſung, auf welche Weiſe nicht nur ihr Lohn und<lb/>
Dienſt-Geld, ſondern auch mit ſolchem ihr Hoch-<lb/>
muth vermehret wurde. Alſo fieng ſie an, aus an-<lb/>
gemaſſeter Freygebigkeit, ſehr reichlich und ver-<lb/>ſchwenderiſch hauszuhalten; biß ſie des <hirendition="#aq">Caſſier</hi>ers<lb/>
Augen endlich dergeſtalt nach ſich zog, daß er alle<lb/>
Gelegenheiten, wo er ihr einen Gefallen erweiſen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kunn-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[498/0518]
Der Capitain P ‒ ‒ r,
XLI.
Der Capitain P‒‒r, und J‒‒, eine
bekannte Caffé-Schaͤnckin.
WEil das Herkommen dieſer dienſtferti-
gen Schweſter keines der vornehmſten
iſt, wollen wir ihres Geſchlechts nicht
erwehnen, ſondern nur ſo viel anzeigen, daß, als ſie
vom Lande, ohngefehr im 17. oder 18 den Jahre ih-
res Alters nach London kam, ſie ſich daſelbſt bey
einen Kauffmann in Dienſte begab. Sie fuͤhrte
ſich Anfangs ſehr wohl auf, wuſte ſich vortrefflich
bey allen Menſchen zu inſinuiren, inſonderheit aber
in die Gemuͤther dererjenigen, bey denen ſie dienete,
wunder-wohl zu ſchicken, und wurde in kurtzer Zeit
Ausgeberin oder Haus-Verwalterin. Sinte-
mal nun zu ſolcher Zeit ein anderer Kauffmann, der
ſchon etwas bey Jahren, und ein ſchoͤnes junges
Weibgen geheyrathet hatte, ihres Herrn Conſor-
te war, brachte er ſeine Familie in dieſe Behau-
ſung, auf welche Weiſe nicht nur ihr Lohn und
Dienſt-Geld, ſondern auch mit ſolchem ihr Hoch-
muth vermehret wurde. Alſo fieng ſie an, aus an-
gemaſſeter Freygebigkeit, ſehr reichlich und ver-
ſchwenderiſch hauszuhalten; biß ſie des Caſſierers
Augen endlich dergeſtalt nach ſich zog, daß er alle
Gelegenheiten, wo er ihr einen Gefallen erweiſen
kunn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/518>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.