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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame Latch.
suchte, sie zu seiner Liebe zu bewegen. Wenn er sie
küßte, kam ihm folgendes aus dem Othello, dem
Mohren von Venedig, in Kopff:

Es kan die entzückte Brust diese Freude nicht
aussprechen:
Denn die Uberschwenglichkeit will mir Zung
und Sprache brechen;
Und diß soll zu allen Zeiten unser größter
Zwietracht seyn,
Daß die Hertzen ämsig kämpffen um den
Preiß der Liebes-Pein.

Wenn er dieses Muster der Schönheit loben wollte,
musten des Alexanders Worte, deren er sich ge-
gen die Statira bediente, herhalten:

Wird auch auf der gantzen Welt wohl was
Schöneres gefunden?
Denn hier ist Dianens Seel mit der Venus
Fleisch verbunden!

Und wenn der Wörter-Händler die Auffrichtigkeit
seiner Liebe gegen sie zu rechtfertigen bemühet war,
alsdenn fiel ihm das Gelübde des Varanes, so er
der Athenais thate, ein:

Laß, Schönste! deinen Knecht, der vor dir
kniet, schwehren,
Und auf der schönen Hand versiegeln seinen
Eyd:
Des

und Madame Latch.
ſuchte, ſie zu ſeiner Liebe zu bewegen. Wenn er ſie
kuͤßte, kam ihm folgendes aus dem Othello, dem
Mohren von Venedig, in Kopff:

Es kan die entzuͤckte Bruſt dieſe Freude nicht
ausſprechen:
Denn die Uberſchwenglichkeit will mir Zung
und Sprache brechen;
Und diß ſoll zu allen Zeiten unſer groͤßter
Zwietracht ſeyn,
Daß die Hertzen aͤmſig kaͤmpffen um den
Preiß der Liebes-Pein.

Wenn er dieſes Muſter der Schoͤnheit loben wollte,
muſten des Alexanders Worte, deren er ſich ge-
gen die Statira bediente, herhalten:

Wird auch auf der gantzen Welt wohl was
Schoͤneres gefunden?
Denn hier iſt Dianens Seel mit der Venus
Fleiſch verbunden!

Und wenn der Woͤrter-Haͤndler die Auffrichtigkeit
ſeiner Liebe gegen ſie zu rechtfertigen bemuͤhet war,
alsdenn fiel ihm das Geluͤbde des Varanes, ſo er
der Athenais thate, ein:

Laß, Schoͤnſte! deinen Knecht, der vor dir
kniet, ſchwehren,
Und auf der ſchoͤnen Hand verſiegeln ſeinen
Eyd:
Des
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[495/0515] und Madame Latch. ſuchte, ſie zu ſeiner Liebe zu bewegen. Wenn er ſie kuͤßte, kam ihm folgendes aus dem Othello, dem Mohren von Venedig, in Kopff: Es kan die entzuͤckte Bruſt dieſe Freude nicht ausſprechen: Denn die Uberſchwenglichkeit will mir Zung und Sprache brechen; Und diß ſoll zu allen Zeiten unſer groͤßter Zwietracht ſeyn, Daß die Hertzen aͤmſig kaͤmpffen um den Preiß der Liebes-Pein. Wenn er dieſes Muſter der Schoͤnheit loben wollte, muſten des Alexanders Worte, deren er ſich ge- gen die Statira bediente, herhalten: Wird auch auf der gantzen Welt wohl was Schoͤneres gefunden? Denn hier iſt Dianens Seel mit der Venus Fleiſch verbunden! Und wenn der Woͤrter-Haͤndler die Auffrichtigkeit ſeiner Liebe gegen ſie zu rechtfertigen bemuͤhet war, alsdenn fiel ihm das Geluͤbde des Varanes, ſo er der Athenais thate, ein: Laß, Schoͤnſte! deinen Knecht, der vor dir kniet, ſchwehren, Und auf der ſchoͤnen Hand verſiegeln ſeinen Eyd: Des

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/515>, abgerufen am 22.11.2024.